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Peter Christian Mayr

Test BMW iX3: O‘gsteckt is - Elektro ist nicht für die Weißwürscht!

23.02.2021 um 12:53, Werner Christl
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Der Elektrobayer. 460 Kilometer Reichweite verspricht BMW mit dem neuen iX3. Dazu soll er wie ein Verbrenner ausgestattet sein. Stimmt das? Jedenfalls: Ab sofort heißt es nicht „O‘zapft is“, sondern „Angsteckt is“.

Man muss schon zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass hier ein E-Auto vorfährt. Erkennbar ist ein iX3 von innen und außen durch die blauen Farbpatzer. Blau passt halt schon gut zu Bayern. Blau im Bereich der Frontnieren, blau dort wo eigentlich der Auspuff sitzen sollte, blau an den Seitenschweller, blauer Automatikhebel, blauer Startknopf und natürlich das blau-weiße Logo. Ein bisschen steckt auch Österreich im iX3.  Erstmals sind E-Motor, Getriebe und Elektronik in einem Gehäuse zusammengefasst, das aus Steyr kommt. Aber das wichtigste zuerst! Welche Reichweite hat das Blauweiße SUV?

Reichweite. Die angegebenen Reichweite (460 Kilometer) konnten wir, wie bei fast allen anderen E-Auto-Tests, natürlich nicht erreichen. Aber im Schnitt lagen wir bei niedrigen Temperaturen bei einem Verbrauch von 20 bis 23 kWh. Das ergibt eine Reichweite von etwa 350 bis 400 Kilometern. Ohne Heizung ginge da noch mehr.  Alles natürlich davon abhängig, ob man in der Stadt die Stärken des E-Bayern ausspielt oder auf der Autobahn mit 180 Sachen (was ohnehin plemplem wäre) bolzt. Auf der hügeligen Landstraße lagen wir hinsichtlich Verbrauch bei erfreulichen 20 kWh. Ein guter Wert, denn der iX3 steht in Sachen Ausstattung der normalen X3-Version um gar nichts nach. Leder und hochwertige Materialien an allen Ecken und Enden. Das treibt eben auch das Gewicht in die Höhe. 2.185 Kilogramm sind es. Verglichen mit anderen E-Autos (SUVs), dieser Größe aber ein mehr als annehmbares Gewicht. Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass BMW die Energiedichte der Batterien vergrößert hat - was Gewicht spart.

Wer bremst gewinnt. E-Autos besitzen (auch der iX3) die Möglichkeit mit dem Gaspedal auch zu Bremsen. Sobald der Fahrer den Fuß vom Gas- bzw. Strompedal nimmt, bremst das Auto automatisch leicht ab - gleichzeitig wird rekuperiert - also die Batterie geladen. Und das haben die Bayern sauber hinbekommen. Nach kurzer Eingewöhnungszeit haben wir auf das Bremspedal gepfiffen. Das System erkennt dabei, ob man sich auf der Autobahn oder in der Stadt aufhält und passt die Stärke der Rekuperation an. 

Fahren. Vor allem im Sportmodus beschleunigt der iX3 aber sehr flott (6,8 Sekunden auf 100 km/h). Zu Vergleich: ein X3 30i benötigt 6,4 Sekunden. Das sind natürlich keine Tesla-Beschleunigungsorgien. Die 286 PS und das sofort zur Verfügung stehende Drehmoment lassen jedenfalls Fahrspaß aufkommen, auch und vor allem in den Kurven. Man merkt zwar das Gewicht, aber dank der im Fahrzeugboden versteckten Batterien liegt der Schwerpunkt ganz unten und das freut den Fahrer. Was uns bei der Reichweite noch aufgefallen ist: Der Bordcomputer rechnet zur Sicherheit sehr konservativ. So stehen schon mal 250 Kilometer Reichweite am Screen, die dann schlussendlich 350 Kilometer sind. Man will so vielleicht vermeiden, dass der Fahrer ohne Sprudel bzw. Strom dasteht und den Kanister auspacken muss. Letzterer bringt ja nix - weil nicht möglich. Flott auch die Ladezeiten: an der 150 kW-Zapfsäule sind es etwas mehr als eine halbe Stunde, bis 80 Prozent erreicht sind. Bei 11 kW sollen es 7,5 Stunden bis zur Vollladung sein. Anders als bei vielen anderen Herstellern werden viele Adapter mitgeliefert. Da sollten sich viele ein Beispiel daran nehmen - so teuer sind die Plastikadapter wohl auch wieder nicht!

Die Innereien. Innen ein echter X3 – viel Leder, alles brutal sauber verarbeitet. Nur, wie gesagt, der blaue Startknopf, das Blau am Automatikhebel und die Elektro-Untermenüs am Screen verraten, dass da was elektrisch fährt. Die Screens sind so, wie wir es aus den Verbrennern von BMW kennen. Assistenten gibt es bis zum Abwinken. Serien sind beispielsweise: Geschwindigkeitsregelung mit Bremsfunktion, Speed Limiten, Park Assistant Plus sowie das ganze Paket Driving Assistant Professional. Die Screens sind so wie wir es aus den Verbrennern von BMW kennen.

Der Sound. Noch einige Wörter zum Klang des SUV. Nein, wir haben nix auf den Ohren. Auch E-Autos klingen nach irgendwas. Im Innenraum haben die Sounddesigner einen futuristischen E-Sound kreiert, der irgendwo zwischen U-Bahn, Formel-E und Verbrenner angesiedelt ist. Sehr gut gelungen und nicht störend. Und von Außen gehört hat der iX3 sogar so was wie einen Auspuffklang, zumindest wenn man beherzt aufs Gas steigt. Nebenbei bemerkt: Die Windgeräusche haben die Süddeutschen toll weggedämmt. Bei leisen E-Autos fallen die ja besonders auf.

Fazit. Der BMW iX3 ist ein echter BMW. Abstriche in Sachen Komfort oder Platz gibt es praktisch nicht. Nur der Kofferraum ist eine Spur kleiner als beim Verbrenner, was aber keinem auffallen wird. Die Reichweite ist gelungen, auch wenn wir uns auch mehr wünschen würden. Das ist jedoch ein allgemeines Problem der E-Autos. Da der iX3 aber an der Starkstromsteckdose flott geladen ist, geht die Reichweite schwer in Ordnung. Der Preis liegt halt bei 66.950,- Euro, abzüglich der derzeitigen Förderung.

 

Technische Daten:

Reichweite – laut WLTP: 460 Kilometer

Reichweite Test: 350-400 Kilometer

0-100 km/h: 6,8 Sekunden

Leistung: 286 PS

Länge: 4,7 Meter

Spitze (elektr. abgeregelt): 180 km/h

Stromverbrauch WLTP: 17,8 kWh/100 km

Stromverbrauch Test: 20-23 kWh/100 km

Gewicht: 2.185 kg

Ladezeit:   7,5 Stunden (11kW)/ 34 Minuten
auf 80 Prozent mit 150 kW.

Startpreis:       EUR 66.950,–

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