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Ein Haus auszubauen und mehr Wohnraum für weitere Generationen zu schaffen, ist nachhaltig, zukunftsorientiert und eine Bereicherung für Jung und Alt.
Ein Haus auszubauen und mehr Wohnraum für weitere Generationen zu schaffen, ist nachhaltig, zukunftsorientiert und eine Bereicherung für Jung und Alt.
Kuzmichstudio/ iStock / Getty Images Plus

Unsere WG mit Oma & Opa

05.05.2023 um 17:22, Magdalena M. Fuchs
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Statt neu zu bauen, entscheiden sich immer mehr Familien für ein Generationenprojekt: Platz für drei Generationen unter einem Dach, das ist die Zukunft.

Mehrere Generationen, die zusammen unter einem Dach leben, das war viele Jahrhunderte lang ganz normal. Es ist nicht nur praktisch, wenn die Großeltern mit ihren Enkeln zusammenwohnen und man gegenseitig füreinander sorgen kann, sondern es hat auch einen großen Mehrwert für die ganze Familie. Viele Menschen entscheiden sich heute bewusst dafür, mit mehreren Generationen zu wohnen. Das muss auch nicht die eigene Familie, sondern kann ein Generationenwohnen sein, eine WG für Jung und Alt. Neben praktischen Vorteilen wie mehr Sicherheit für Senioren, Babysittern für Familien und niedrigeren Mieten für junge Menschen sorgt das auch für ein bunteres Wohngefühl. Denn jede Generation lernt die Lebensentwürfe der anderen kennen.

Gemeinsam statt einsam. Der soziale Charakter ist vielleicht das Wichtigste am Generationenwohnen. Denn viele Österreicher wohnen allein und gerade unter Senioren ist Einsamkeit weit verbreitet. Ist der Partner verstorben oder wird es schwieriger, von sich aus soziale Kontakte zu pflegen oder mobil zu sein, kann das Wohnen mit jüngeren Generationen eine große Bereicherung sein. Nicht nur die Unterstützung bei den Alltagsaufgaben, auch der steigende soziale Kontakt ist für alle Beteiligten ein Gewinn. Auch immer mehr junge Menschen leben allein, in sogenannten Single-Haushalten. Das ist nicht nur teuer, sondern für viele Berufstätige auch eine soziale Belastung. Sich für ein gemeinsames Wohnen zu entscheiden, ob im Haus mit der eigenen Familie oder im Rahmen eines Projekts von Mehrgenerationenwohnen, wird immer beliebter und im Hinblick auf den demografischen Wandel wird es zu einem wertvollen Zukunftsprojekt.

Gewinn für alle. Nicht ohne Grund wird die neue Form des Wohnens in den vergangenen Jahren zum Trend. Für junge Familien ist es nicht nur ein preiswerteres Wohnen, es ergibt sich auch eine Möglichkeit auf Kinderbetreuung und eine beständige Gemeinschaft. Und allem voran steht natürlich der Gedanke der Gemeinschaft – ein Zusammenleben aus unter - schiedlichen Menschen in jedem Alter mit unterschiedlichsten Erfahrungen schafft neue Perspektiven, ein soziales Miteinander entsteht. Kinder sind eingebettet in ein soziales Umfeld und ältere Menschen genießen oft das Zusammensein mit der jungen Generation und bleiben mental fit.

Wenn man sich in herausfordernden Situationen auf das Familiennetzwerk verlassen kann, wird klar, dass es viele Vorteile hat, wenn alle unter einem Dach wohnen.

Wir werden älter. Die heute vor - herrschende Kleinfamilie aus zwei Elternteilen und Kindern ist eine vergleichsweise junge Erscheinung. Die demografische Entwicklung zeigt auch, dass ihre Bedeutung abnimmt und die Zahl der Patchwork-Familien, der alleinerziehenden Eltern und Singles steigt. Und es gibt einen weiteren Trend: Wir werden immer älter. Senioren werden in Zukunft einen beträchtlichen Teil der Gesellschaft stellen. Das Angebot auf dem Wohnungsmarkt orientiert sich aber nach wie vor zum Großteil am Modell der traditionellen Kleinfamilie. Neue Formen des gemeinsamen Wohnens gehen deshalb oft auf private Initiativen von Menschen zurück, die sich mit viel Engagement dafür einsetzen, ihr Leben mit der „Wahlverwandtschaft“ zu verwirklichen.

Mehrgenerationen-Haus. Im Zuge der modernen gesellschaftlichen Individualisierung hat sich das alte Familien-Modell, in dem mehrere Generationen unter einem Dach leben, weitestgehend abgeschafft. Die Jugend will unabhängig leben, zugleich wünschen wir uns auch im hohen Alter ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden, gegebenenfalls mithilfe von mobilen Pflegediensten. Die Entwicklung zeigt allerdings, dass immer mehr Menschen sich zu einem Zusammenwohnen mit der eigenen Familie entscheiden. Viele junge Erwachsene sind aus dem Elternhaus ausgezogen, bauen sich eine eigene Familie auf und entschließen sich dann, in das Elternhaus zurückzuziehen. Nahe bei den Eltern sein, um sie zu pflegen und die Kinder bei den Großeltern aufwachsen zu sehen, sind nicht die einzigen Vorteile. Bereits bestehende Häuser aus- oder umzubauen, als von Grund auf neu zu bauen, ist nicht nur günstiger, sondern auch nachhaltiger. Der Baugrund besteht bereits und mithilfe von Profs können alte Bausubstanzen renoviert werden, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Außerdem sind kostbarer Platz, ein Garten und die Nähe zur Natur Faktoren, die Elternhäuser oft bieten und in der Stadt beinahe ein Ding der Unmöglichkeit geworden sind. Also heißt es: Anstocken, ausbauen, draufsetzen und ummodeln.

Hausgemeinschaften sind eine Antwort auf die Veränderungen der Gesellschaft und eine Antwort auf den traurigen Trend der Vereinzelung und Vereinsamung.

Flexibles Wohnkonzept. Anderthalb- oder zweigeschoßige Bauten eignen sich bestens als Mehrgenerationen-Haus, die ältere Generation kann wegen der Barrierefreiheit im Erdgeschoß wohnen, für die junge Familie entsteht im ausgebauten Obergeschoß genügend Platz, sogar Balkone können an- oder ausgebaut werden. Besteht bereits eine Garage, eignet sich ihr Dach hervorragend für eine großzügige begrünte Terrasse, die vom Obergeschoß aus begehbar ist. Im Vorfeld sollten barrierefreie Räume und Einrichtungen geplant werden, denn aus schwellenlosen Übergängen und bodenebenen Duschen ziehen nicht nur die Älteren einen Nuten. Das obere Stockwerk kann alternativ über eine Außentreppe erschlossen werden. Eine intelligente Planung berücksichtigt die Unterbringung von Schlaf- und Ruheräumen auf der einen und von Wohnräumen auf der anderen Hausseite. So können zusätzlich zu gutem Schallschutz, Lärm und Störungen vermieden werden. Keller, Waschraum und Technikraum bieten sich hervorragend zur gemeinschaftlichen Nutzung an oder können zusätzlichen Wohnraum bieten. Ob die Innenräume räumlich verbunden werden sollen oder getrennte Wohnbereiche bevorzugt werden, die dann über den Außeneingang zugänglich sind, kann individuell geplant werden. Mit Profs gemeinsam einen Aus- oder Zubau zu einer bereits bestehenden Bausubstanz zu besprechen, ist unumgänglich. Schließlich soll das Mehrgenerationen-Haus dann auch für mehrere Generationen nutzbar und im besten Fall eine Investition für die kommenden Jahrzehnte sein.

Großfamilien-Flair. Der Traum vom Mehrgenerationen-Haus heißt nicht, dass man auf Privatsphäre verzichten muss. Es können mehrere getrennte Eingänge gebaut werden, unabhängige Wohnräume schaffen eigenständige Wohnungen, sodass jeder sein eigenes Bad oder Schlafzimmer hat. Um Gemeinschaft und Rückzug zu leben, müssen nämlich auch die räumlichen Bedingungen gegeben sein. Neben Mehrgenerationen-Fertighäusern bietet sich das Erweitern von bereits bestehenden Häusern an. Zu- oder Umbauten werden mit der richtigen fachgerechten Beratung zu einer altersgerechten und komfortablen Zukunftslösung. Die Wohn- und Energiekosten können außerdem geteilt und anfallende Kosten für den Umbau oder Instandhaltungskosten können unter allen Beteiligten aufgeteilt werden. So wird der finanzielle Druck, der auf vielen kleinen Familien lastet, genommen. Auch dem Thema der Altersarmut kann mit einem Mehrgenerationen-Haus entgegengewirkt werden und die Verantwortung für das Eigentum wird geteilt. Für junge Eltern entsteht außerdem oft eine große Entlastung, wenn für die Kinderbetreuung durch die eigenen Eltern oder Schwiegereltern gesorgt ist. Dafür ist natürlich ein gewisses Maß an Flexibilität notwendig, Absprachen müssen getroffen werden und wer gerne zusammenlebt und sich in der Gemeinschaft umgänglich und kompromissbereit zeigt, wird es mit Sicherheit leichter haben. Das gesteigerte Wohlbefinden, weil man in Gesellschaft ist und stets die Familie bzw. die Wahl-Familie in seiner Nähe hat – ob für häusliche Pflege, Kinderbetreuung oder die gemeinsame Freizeit –, erfreut am Ende Jung und Alt. Wenn die ganze Familie unter einem Dach wohnt, liegt das Gute immer nah und das Mehrgenerationenwohnen wird zu einer echten und vor allem langfristigen Investition in die Zukunft.

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