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Weekend/Steinberger-Weiß

Tech-Blog: Xiaomi Mi 11 Ultra im Test - Gigantisch!

20.05.2021 um 09:58, Lukas Steinberger-Weiß
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Beim Topgerät für 2021 klotzt Xiaomi. Sowohl bei der Größe des Geräts, als auch bei der Kamera. Das Mi 11 Ultra ist eher das Gegenteil eines kompakten Handschmeichlers. Am Papier kann es alles und mehr, macht das ein gutes Smartphone?

Am neuen Topgerät von Xiaomi - dem Mi 11 Ultra - ist wenig dezent. Es ist groß, schwer und der Kamera-Bump ist gigantisch und steht ordentlich aus dem Gerät heraus. Es misst sich mit den besten seiner Gattung, dem Samsung S21 Ultra und dem iPhone 12 Pro Max. Dementsprechend auffällig treten die Chinesen auf. Und spannenderweise gleich am Anfang der Review eine Erkenntnis: Ich hatte das Mi 11 Ultra lieber in der Hand als die beiden direkten Konkurrenten. Obwohl es mit 234 Gramm (Keramikrückseite) das Schwerste der drei ist, es fühlt sich trotzdem besser an. Das ist aber wirklich rein subjektiv - manche mögen das eckige Design des iPhone lieber, oder den eleganten Bump des S21 Ultra. Bei den Abmessungen ist es fast ident zum S21 Ultra, nur minimal weniger lang und breit, sowie etwas weniger dick.

Technik und Kamera - besser geht nicht!

Unter der Haube ist alles drin was derzeit in der Android-Welt en vogue ist. Snapdragon 888 Prozessor mit 5G, 12 GB RAM, 256 GB UFS 3.1 Speicher (nicht erweiterbar), 5.000 mAh Akku mit 67-Watt Schnelladung und Fast-Wireless-Charging (Qi, 67-Watt), IP68-zertifiziert (wasserfest), 6,81-Zoll AMOLED-Display mit 1 Billion Farben (3200x1440 pixels, 551 ppi) und 120 Hz Bildwiederholrate, sowie einer Helligkeit von maximal 1.700 nits (SEHR hell). Harman/Kardon Stereolautsprecher, Bluetooth 5.2, WiFi 6E, Optischer Fingerabdrucksensor unter dem Display und und und! Mehr geht derzeit eigentlich nicht in ein Gerät rein. Die Performance am Papier wäre eine hervorragende, leider spießt es sich ein wenig mit der Software, dazu später aber mehr.

Die Kamera ist derzeit unangefochten der Spec-Kaiser. Eine 50 MP, f/2.0, 24mm (wide), 1/1.12", 1.4µm, Dual Pixel PDAF, Laser AF, OIS Hauptkamera wird flankiert von einem 48-Megapixel Periskopmodul (5x optischer Zoom, 10x Hybrid-Zoom) und einem 48-Megapixel Ultraweitwinkelobjektiv. Theoretisch ist digitaler Zoom bis 120-fache Vergrößerung möglich. Gigantisch! Dementsprechend hervorragend werden die Fotos. Wer derzeit die vielseitigste Kamera sucht, muss das Mi 11 Ultra in Betracht ziehen. Egal ob Zoom, normale Fotografie oder Makro - die Fotos werden stets hervorragend. Bis 20-fach Zoom sogar wirklich brauchbar, 50-fach Zoom ist akzeptabel. 120-fach Zoom unbrauchbar. Es hat wahnsinnig Spaß gemacht die Kamera des Mi 11 Ultra dabei zu haben, denn damit ist man für jede Situation gerüstet. UND, am gigantischen Kamerahügel ist ein Zweitdisplay angebracht, mit dem sich unter anderem Selfies machen lassen. Andere Infos wie Akkustand oder ein eigenes Bild kann das kleine Zweitdisplay ebenso darstellen. Die Funktionen dürfen aber seitens Xiaomi noch gerne erweitert werden. Die 20-Megapixel Selfiekamera ist dagegen ein eher fader Zeitgenosse und kann weniger begeistern.

 

Software und Performance - nicht alles Ultra was klotzt!

Technisch ist das Mi 11 Ultra unangefochten ein Gewinner. Leider gilt das jedoch nicht unbedingt für Xiamis-Software namens MIUI. Die Android-Community ist hier sehr gespalten. Einige finden, es ist das beste Android-Skin, da es viele Einstellungsmöglichkeiten und Optimierungen bietet. Andere finden es überladen, langsam und verbuggt. 

Ich reihe mich mit meiner Meinung mittig ein. Ich teile die Kritik an der etwas weniger flüssigen Performance als bei anderen Snapdragon 888 und sogar Snapdragon 865 Geräten aus dem Vorjahr. Und ein Kritikpunkt stößt mir sehr sauer auf. Xiaomi baut in MIUI ein extrem aggressives Stromspar-Management ein. Dieses beendet rigoros Apps und daher kommt es manchmal dazu, dass Benachrichtigungen verspätet oder gar nicht kommen. Apps lassen sich zwar aus diesem Management ausnehmen, das ist aber wenig intuitiv und bedarf Einarbeitung und einer gewissen Grundkenntnis. Ich teste jährlich viele Smartphones und bei jenen die mit fast purem Android bestückt sind (Asus, Sony, Motorola, Pixel und Nokia) passiert so etwas gar nicht und die Akkulaufzeit bricht trotzdem nicht ein. Das bringt mich gleich zum Thema Performance

Der Snapdragon 888 ist zwar der unangefochtene Top-Prozessor 2021, hat aber in jedem Gerät ein gewisses Potential zu Überhitzen.  Auch auf dem Mi 11 Ultra tritt dieses Problem auf. Benchmarks wie 3D-Mark Wildlife Stresstest brechen ab, am Display erscheint eine Warnung, dass das Gerät überhitzt sei. Das kann auch zu Problemen bei langen Spielesessions mit grafikintensiven Games führen, für die das Mi 11 Ultra eigentlich auch prädestiniert ist. Bei normaler Nutzung (Surfen, Social Media, Telefonie) wird das Gerät hingegen höchstens leicht warm. Etwas stärker jedoch bei Fotografie und Videoerstellung. Bedenklich ist es in diesen Bereichen jedoch nicht. Warum ich jedoch darauf hinweise, gerade bei Spielen: Der Akku ist mit 5.000 mAh zwar großzügig bemessen, durch die starke Wärmeentwicklung wird der Akku beim Spielen jedoch regelrecht leergesaugt. Eine Stunde grafikintensives Gaming kosteten mir rund 45 % Akku! Dazu wurde das Gerät fast unbenützbar heiß. Dann gleich mit 67-Watt aufladen ist aber auch nicht optimal, denn auch hier erwärmt sich das Gerät. Die Akkulaufzeit bei normaler Nutzung ist in Ordnung, einen Tag schaffe ich als Heavy-User damit.

Das AMOLED-Display ist eines der Highlights des Geräts, neben der Kamera. Es ist sehr sehr hell, mit 120 Hz Bildwiederholrate sehr flott und nicht zu stark gebogen zu den Seiten. Für Inhalte jeglicher Art eine Wonne. Einzig der Fingerabdrucksensor unter dem Display ist nicht der flotteste, aber sehr zuverlässig.

Fazit - die drei G's: Gigantisch, Geil, Geizig!

Das erste "G" steht für die schiere Größe des Geräts und das Kamerasetup. Es sprengt fast die Grenzen des Erträglichen ist aber trotzdem einigermaßen handlich für Fans großer und schwerer Smartphones. Auch Gaming-Phones wie das Asus ROG-Phone 6 oder Xiaomis Black Shark sind richtige Brocken, dabei aber nicht so elegant wie das Mi 11 Ultra.

Das zweite "G" steht für die Kamera. Die ist leider GEIL! Selten hatte ich so viel Spaß mit einer Smartphonekamera in letzter Zeit. Auch das Zweitdisplay, wenn auch derzeit noch etwas eingeschränkt nutzbar, macht Spaß und ist ein nettes Gimmick. Der große Sensor der Hauptkamera, das hervorragende Teleobjektiv und die Weitwinkelkamera machen einfach ein gutes Fotohandy, das bescheinigt auch Smartphone-Experte DXOMark in seinem Test - das Mi 11 Ultra ist der neue Kamera-Champion.

Das dritte "G" - geizig! Das darf man nämlich nicht sein, wenn man das Gerät in Betracht zieht. Es kostet, wie es das Ultra-Branding fast verlangt, über 1.000 Euro. In Österreich soll es laut Informationen der Xiaomi-Presse vorerst nur bei Mobilfunkbetreibern erhältlich sein (A1 und Magenta). Der kolportierte freie Preis von 1.500 Euro bei uns scheint mir heillos übertrieben. Bei unseren Nachbarn in Deutschland soll es als freies Gerät rund 1.200 Euro kosten (da werden die Importleitungen glühen). Den Lieferumfang muss ich loben: 67-Watt Schnelladegerät, USB-Kabel, Plastik-Case, 3,5mm zu USB-C Dongle und eine vorinstallierte Displayschutzfolie. Das ist 2021 nicht immer selbstverständlich.

Man bekommt also mit dem Xiaomi Mi 11 Ultra eines der derzeit technisch besten Geräte mit Einschränkungen bei der Software. Die sind bei den direkten Konkurrenten Apple und Samsung nicht vorhanden. Insofern hat Xiaomi jetzt eher den Auftrag die Software weiter zu verbessern. Bei der Hardware spielen sie bereits in der allerersten Liga! Das Xiaomi Mi 11 Ultra bekommt von mir 9 von 10 Bewertungspunkte und den Award als derzeit bestes Kameraphone 2021.

Nur ein Tipp zur Güte: Mein Testgerät in der Farbe Schwarz war ein wahrer Fingerabdruck-Magnet. Das Gerät mit der weißen Rückseite dürfte da weniger anfällig sein!

Bis zum nächsten Mal!

Mehr Fotos des Geräts:

Hinweis: Das Testgerät wurde mir von Xiaomi für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt. Der Testbericht entsteht unabhängig und wird vor Veröffentlichung nicht an Xiaomi zur Freigabe gesendet.

Weekend-Redakteur Lukas Steinberger-Weiß ist ein Technik-Freak sondergleichen. Wobei ihn die Bezeichnung „Nerd“ nicht beleidigt, sondern ehrt. Er saugt alle Neuheiten in sich auf und ist immer am neuesten Stand, liebt Computerspiele, beschäftigt sich ausführlich mit den neuesten Smartphones und den dazugehörigen Gadgets und ist ein Experte für Unterhaltungselektronik. In seinem Blog testet er Spiele, Konsolen, Smartphones, Gadgets und vieles mehr und lässt die Leser an seiner Faszination für die spannende Technik-Welt teilhaben.

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