Frech, wild & wunderbar: Pippi Langstrumpf wird 80
- Von Lindgren-Tochter erfunden
- Phänomen Pippi Langstrumpf
- Vermarktung durch Nachfahren
- Feministische Ikone
- Es ist okay, anders zu sein
Rote Zöpfe, Sommersprossen und übermenschliche Kräfte – kaum eine Kinderbuchfigur hat Generationen so sehr geprägt wie Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter, genannt Pippi Langstrumpf. Sie ist eine ganz andere Heldin: Die freche Pippi tut, was sie will, bricht Regeln, ist nie um einen lustigen (und durchaus weisen) Spruch verlegen, lebt allein und steht ihre Frau.
Von Lindgren-Tochter erfunden
Wenn man es genau nimmt, wurde Pippi Langstrumpf gar nicht von der weltbekannten schwedischen Autorin Astrid Lindgren erfunden, sondern von ihrer Tochter Karin. Als die Siebenjährige 1941 krank im Bett lag, bat sie ihre Mutter, ihr eine Geschichte zu erzählen – von einem Mädchen, das Pippi Langstrumpf heißt. Drei Jahre später brachte Lindgren die erste Version zu Papier, am 1. September 1945 erschien schließlich das erste Pippi-Buch in Schweden – der Rest ist Literaturgeschichte.
Ich mach‘ mir die Welt, wie sie mir gefällt!

Phänomen Pippi Langstrumpf
Bereits in den ersten zwei Wochen wurden 20.000 Exemplare verkauft. Heute sind es 70 Millionen (Stand 2024). Lustiges Detail am Rande: Fünf deutsche Verlage lehnten die Buchreihe ab, ehe sie hierzulande auf den Markt kam. Weltweit wurde das Lindgren-Werk in 77 Sprachen übersetzt – und Pippi zu weit mehr als einer Kinderbuchfigur. Ihre Abenteuer wurden verfilmt, sind auf Hörspielen zu hören und werden auf Musicalbühnen aufgeführt. In Schweden gibt es einen Themenpark (Astrid Lindgren Welt), der jährlich 500.000 Besucher anzieht.

Vermarktung durch Nachfahren
So unzähmbar Pippi als Figur auftritt – wirtschaftlich wird sie streng kontrolliert. Die Nutzungsrechte aller Lindgren-Werke werden von Nachfahren der Autorin in der „Astrid Lindgren Company“ mit Sitz in Stockholm verwaltet und vermarktet. Dabei wird darauf geachtet, dass alle Produkte den Werten der Autorin entsprechen.
Feministische Ikone
Wertvoll ist Pippi Langstrumpf vor allem für die Frauenwelt: Dank ihres unkonventionellen Verhaltens und ihrer radikalen Unabhängigkeit gilt sie seit Jahrzehnten als feministische Ikone. In der Nachkriegszeit keine Selbstverständlichkeit, war die Gesellschaft doch noch deutlich patriarchalischer geprägt. Pippi zeigt, dass Mädchen nicht angepasst sein müssen. Sie ist wild, frech, humorvoll und direkt. Von ihr können Frauen (und Männer) bis heute lernen.
Das hab‘ ich noch nie versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.

Es ist okay, anders zu sein
Pippis Welt ist bunt, laut, frei und voller Möglichkeiten. Obwohl sich einige Eltern sicherlich sorgen, dass sie Kinder zum Ungehorsamsein anstiftet, zeigt das starke Mädchen auch, dass man Dinge einmal anders machen kann. Ihr berühmter Satz „Ich mach’ mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt“ ist dabei keine naive Weltflucht, sondern ein Statement für Kreativität, Unabhängigkeit und Lebensfreude. Auch nach 80 Jahren bleibt Pippi Langstrumpf eine Figur, die bewegt, provoziert und inspiriert. Sie erinnert uns daran, dass Kindheit ein Raum voller Möglichkeiten sein darf.
Die Pippis von heute
Nora Tschirner: Die deutsche Schauspielerin (43) sieht Pippi als Vorbild und wäre gern wie sie.
Billie Eilish: Die 23-Jährige pfeift auf Schönheitsideale und Konventionen.
Greta Thunberg: Rebellisch und unbeugsam – die Schwedin (22) gilt als moderne Pippi.
Karin Teigl: Die Influencerin (38) fällt nicht nur modisch auf, sondern auch mit Statements.
Lady Gaga: Sie (39) bricht Tabus, sprengt Klischees und ist offen stolz darauf.