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Bergsee am Matterhorn | Credit: Richard Mauerlechner
Richard Mauerlechner

Schweiz! Eine Reise ins Mekka der Nachhaltigkeit

04.09.2023 um 17:05, Richard Mauerlechner
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"Entdecke die Entschleunigung auf Schweizer Art" - wie sich eine Auszeit im Schatten des Matterhorns anfühlt. Tipps für Zermatt-Ankömmlinge.

Pünktlich um 13:00 Uhr heben wir am Flughafen Wien nach Zürich ab. 1 Stunde und 20 Minuten später befinden wir uns in Zürich! Dort angekommen, hat man das Gefühl, dass sich Livepace und Stresslevel um gefühlte 15 Prozent reduziert haben. Wir sehen keine Menschen, die hastig von A nach B hetzen, selbst die Regalbetreuerinnen im Supermarkt oder der Müllmann scheinen mit Stolz und Ruhe ihre Arbeit zu verrichten. Alles wirkt geordnet und ruhig.

Entspannt nach Zermatt

Wir fahren mit der Rolltreppe nach unten und befinden uns an der Bahnstation. Auch dort ist alles bestens organisiert und wir finden uns in kürzester Zeit zurecht, sodass wir bereits zehn Minuten später auf Schiene sind. Gemütlich rollt der Zug aus der Stadt und immer weiter in atemberaubendes Gelände. Die freundliche Schaffnerin weist uns anhand der Daten auf der Fahrkarte auf unseren Umstieg in Visp hin. Pünktlich steigen wir um und sind bereits einige Minuten später weiter nach Zermatt unterwegs. 

Dort angekommen, ist man in einer modernen und gleichzeitig ursprünglichen Umgebung angekommen. An der Bahnstation sieht man bereits Reklametafeln der bekannten Schweizer Markenprodukte. Einige Schritte später befindet man sich am Bahnhofsplatz gleich neben dem Tourist Büro und nimmt sich eines der bereitstehenden Elektrotaxis. By the way: Zermatt ist seit vielen Jahren autofrei. Der Individualverkehr funktioniert dank der erwähnten Elektrotaxis mit freundlichen und kompetenten Chauffeuren. Auch für Gepäck ist ausreichend Platz.

Einige Minuten später landen wir im sehr gepflegten Mittelklassehotel Alpenblick und werden höchst freundlich vom Besitzer empfangen. Die Zimmer sind sauber und zweckmäßig. Wir haben vor, einige der Viertausender Berggipfel in den nächsten Tagen zu erklimmen. Dafür brechen wir tags darauf zu einer kleinen Vorbereitungstour auf.

Die Innenstadt von Zermatt | Credit: Richard Mauerlechner

Das Matterhorn ruft

Wir wollen auf die Hörnli-Hütte, welche der traditionelle Ausgangspunkt für jede der nahezu sagenumwobenen Matterhorn-Besteigungen ist. Mit dem Matterhorn Express geht es sehr geordnet und rasch zur Station Schwarz See, an der wir aussteigen. Würden wir den ganzen Weg der Bahn nach oben fahren, würden wir am kleinen Matterhorn auf über 3.800 Meter landen und einen noch beeindruckenderen Ausblick über die ausgedehnte Gletscher und Berg-Landschaft haben. Wir begnügen uns mit der Hälfte der Fahrtstrecke und wandern in Richtung Schwarz See los - jenem See, in dem sich zur richtigen Tageszeit das Matterhorn wie in einem Spiegel widerfindet.

Gondel am Matterhorn | Credit: Richard Mauerlechner

Die Hörnli-Hütte befindet sich auf 3.620 Meter Seehöhe. Somit haben wir rund 600 Höhenmeter vor uns. Während wir die gepflegten Wege nach oben schreiten, bekommen wir das Gefühl, welches die ersten Alpinisten hier einst gehabt haben müssen; mit dem unterschied, dass damals wahrscheinlich keine von der Stadt beauftragten Reinigungskräfte für die Sauberkeit und Instandhaltung der Wege im Einsatz waren. Der Platz an der Sonne ist nach etwa zwei Stunden beeindruckender Wanderung erreicht. Festes Schuhwerk, Wanderstöcke und zumindest ein Mittelmaß an Kondition erleichtern den Weg wesentlich.

In Schweizer Manier bezahlen wir dort unser Getränk und die köstliche Pasta auch auf über 3.600 Meter ganz selbstverständlich mit Kreditkarte und widmen uns dem Abstieg. Beim Hinuntergehen begleiten uns die Eindrücke der Alpinisten und Wanderer aus aller Welt, und wir freuen uns, an diesem schönen Ort zu sein. Die Gedanken werden kurzfristig abgelenkt, als wir einen Hubschrauber ganz nahe an die Wand des Matterhorns heranfliegen sehen. Später erfahren wir, dass es sich um einen Hubschrauber für Touristenflüge handelt, den Kleingruppen einigermaßen preisgünstig für die Beobachtung der sich in der Wand befindlichen Alpinisten buchen können.

Die Hörnlihütte am Matterhorn | Credit: Richard Mauerlechner

Gut vorbereitet treffen wir um exakt 6:20 Uhr unseren Bergführer Thomas, der - mit der nötigen Erfahrung ausgestattet - mit uns nun die Tour beginnt. Am Weg nach oben erfahren wir, dass dieser Mann sechs Sprachen spricht und weltweit als Bergführer und Reiseführer gearbeitet hat. Vom fernen Pakistan bis Norwegen reicht sein Erfahrungshorizont, und so fühlen wir uns bestens betreut.

Am kleinen Matterhorn angekommen, gehen wir flotten Schrittes über die Gletscherwelt, da für Mittag ein Gewitter erwartet wird. Wir wollen die "Bergbrüder" Castor und Pollux besteigen und uns am Rückweg noch dem Breithorn zuwenden . Jeder dieser Berge ist über 4.000 Meter hoch und hält seine eigenen Herausforderungen für die Bergsteigerinnen und Bergsteiger parat. Nach einem halben Tag bei Sonne in Schnee und Eis haben wir die für uns unsichtbare Grenze nach Italien passiert und verbringen die Nacht am Rifugio Jean-Antoine Carrel.

Ausblick auf das Matterhorn | Credit: Richard Mauerlechner

Die Hütten-Crew könnte besser und professioneller nicht sein. Das Abendessen ist alles andere als Standard-Hüttenverkostung. Der perfekt zubereitete Espresso zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Nach einer kurzen Nacht im Lager brechen wir um 4:30 Uhr auf, um den nächsten Bruder zu erklimmen. Dieser hat mehr an hochalpinen Kletterpassagen zu bieten. Der Bruder Castor ist mit guter Kondition auch ohne große Klettererfahrung zu beschreiten. Für beides braucht man jedoch den Willen, die Kondition und auch die Lust, mit Steigeisen, Stock und Pickel seine hochalpinen Abenteuer zu bestreiten.

Am Rückweg vom Pollux nehmen wir noch den höchsten Gipfel und einen Teil der Breithornüberschreitung mit. So erschöpft wir auch sind, stimmt es uns glücklich, uns dazu überwunden zu haben. Mit dem Matterhorn-Express geht es wieder ins Tal zurück.

Almhütte am Matterhorn | Credit: Richard Mauerlechner

Einmal Fluhalp und zurück

Ein Elektrotaxi bringt uns zu dem nächsten Hotel, das die nächsten zwei Tage unser neues Zuhause sein wird. Dieses liegt nicht mitten in der Stadt, sondern etwa einen Kilometer oberhalb. Buchstäblich, wenn man bedenkt, dass man direkt vom Hotel in einem Lift durch den Felsen befördert wird, und mehr oder weniger im Zentrum von Zermatt aussteigt. Die Landschaft in und um Zermatt beeindruckt uns dermaßen, dass wir kurzfristig beschließen, uns ein Elektro-Mountainbike zu borgen, das uns binnen zehn Minuten zur Verfügung gestellt werden. Der Service - unkompliziert und professionell.

Wir befragen den örtlichen Sporthändler, der uns bereitwillig die von uns gewünschte Route erklärt, und schon wenige Minuten später sind wir am Weg. Wir haben vor, etwa 1.000 Höhenmeter nach oben auf die Fluhalp zu fahren. Dabei passieren wir eindrucksvollste Passagen und erleben Eindrücke, die wir noch lange in Erinnerung behalten werden. Die Aussicht auf das Matterhorn, die Berg- und Alpenwelt und perfekt ausgeschilderte Wege locken uns Meter für Meter nach oben. Wir passieren nahezu unberührte Landschaften und beeindruckende Naturschauspiele, darunter hoch gelegene Bergseen in verschiedensten Farbschattierungen von Grün bis Blau. Wir erreichen unser Ziel nach etwa zweieinhalb Stunden - Pausen inklusive.

Fahrrad vor der Kulisse der Schweizer Alpen | Credit: Richard Mauerlechner

Bereits das Ankommen auf der Fluhalp ist etwas anders als man es von der klassischen Almhütte gewohnt ist. Es steht ein Eiswagen älteren italienischen Baujahrs vor dem Eingang und bietet mitten in den Alpen Eis an. Bald darauf sehen wir anhand der Einrichtung, dass es sich hier um ein eher exklusives Ausflugsziel handelt. Tagliatelle mit Safran oder doch mit Lachs und frischem Ruccola gefällig? Roséwein, Champagner oder doch eher Rotwein aus den bekanntesten Regionen der Welt? Die beiden Betreiber kommen aus Oberösterreich, der andere aus München, wie er erfahren. Beide sind bereits viele Jahre hier und kennen Land und Leute und deren Wünsche ganz genau.

Wir haben wieder etwas Besonderes erlebt und beschließen, einen alternativen Weg ins Tal zu nehmen. Auf diesem wollen wir die Geländetauglichkeit der Schweizer Bikes nochmal ausgiebig testen und können dies anhand eines makellos aufbereiteten Downhill-Trails mit neun Kilometer Länge auch ausgiebig tun.

Ausblick auf das Matterhorn | Credit: Richard Mauerlechner

Natürlich nachhaltig

Eine beeindruckende Tour geht damit zu Ende. Zusammenfassend könnte man in Abwandlung einen Werbespruch strapazieren: Die Schweiz ist nicht billig, aber sie wirkt. Natürlich nachhaltig!

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