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Napoleon in Waterloo | Credit: Gong Bing Xinhua / Eyevine / picturedesk.com
In Waterloo unweit von Brüssel findet jedes Jahr ein großes internationales "Reenactment" statt.
In Waterloo unweit von Brüssel findet jedes Jahr ein großes internationales "Reenactment" statt.
Copyright-Hinweis: Gong Bing Xinhua / Eyevine / picturedesk.com

An diesen Orten wurde Geschichte geschrieben

14.10.2021 um 13:25, Gert Damberger
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Kriege gehören in Europa gottseidank der Vergangenheit an. An den Orten der großen Schlachten des 19. Jahrhunderts erinnert man sich an diese blutigen Zeiten - manchmal recht handfest in Form von "Reenactments".

1. Waterloo/Belgien

Bei der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815 verloren die Franzosen unter Kaiser Napoleon gegen die Preußen unter Blücher und die Briten unter Wellington. Die sprichwörtlich gewordene Niederlage („sein Waterloo erleben“) besiegelte bekanntermaßen das Ende der Ära Napoleons. Das Kaiserreich, das die Welt neu ordnen wollte, war Geschichte. Waterloo liegt knapp unterhalb der belgischen Hauptstadt Brüssel in südlicher Richtung. Dank eines sehr früh ausgesprochenen Bauverbots sieht die mehrere Quadratkilometer große Gegend auch heute noch so aus wie vor über 200 Jahren. Viele Gebäude, die 1815 eine Rolle spielten, sind auch heute noch erhalten. Einen ersten Überblick gewinnt man auf dem „Lion Mound“ (Löwenhügel), ein 40 Meter hohes Denkmal, das bereits ein Jahrzehnt nach der Schlacht errichtet wurde. Unweit davon befindet sich das Besucherzentrum, das alle Stückl‘n spielt, wie es so schön heißt. Ein 110 Meter langes und 12 Meter hohes Panorama aus dem Jahr 1912 kann hier besichtigt werden, Filme, Soundeffekte, Souvenirs, originale Gegenstände und ein Wachsfigurenkabinett verdeutlichen die Geschehnisse von damals. Jedes Jahr wird während der letzten Juniwochen ein großes „Reenactment“ mit hunderten Teilnehmern der damals kriegführenden Nationen veranstaltet.

Butte du Lion | Getty Images/iStockphoto

2. Solferino/Italien

Am 24. Juni 1859 fand südlich des Gardasees eine Schlacht zwischen Österreich und dem mit Frankreich verbündeten Königreich Piemont-Sardinien statt. Der Anlass waren die von Sardinien unterstützten Unabhängigkeitsbestrebungen in den österreichischen Provinzen Lombardei und Venetien. Die Schlacht – die von den Österreichern verloren wurde – gilt als die Geburtsstunde des Roten Kreuzes. Mehrere Gedenkstätten und Museen erinnern an das Gemetzel, das etwa 40.000 Tote forderte, sie findet man in San Martino della Battaglia und in Solferino selbst. Auch in San Martino mit seinem 74 Meter hohen Gedenkturm finden zum Jahrestag der Schlacht „Reenactments“ statt. Der Ort Castiglione delle Stivere beherbergt auch noch ein eigenes Rot-Kreuz-Museum.

Solferino | Credit: CARLO REGUZZI TI-PRESS / EPA / picturedesk.com

3. Königgrätz/Tschechien

Königgrätz, heute Hradec Králové, liegt 100 Kilometer östlich von Prag. Hier entschied sich am 3. Juli 1966 der so genannte „Deutsche Krieg“ zwischen Österreich und Preußen. Die Gründe für diesen Konflikt sind heute kaum noch verständlich. Es ging schlicht um die Vormachtstellung in Mitteleuropa, die Preußen einforderte und Österreich nicht hergab. Weil es damals noch ganz „normal“ war, Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln zu begreifen, ließ man halt die Armeen aufmarschieren. Die Donaumonarchie hätte das besser bleibenlassen. Ihre Armee war chronisch unterfinanziert und kaputtgespart. Dass sie ihre Soldaten noch mit altmodischen Vorderladern ins Gefecht schickte, während die preußischen Gegner schon mit dem modernen Zündnadelgewehr kämpften, wurde ihr zum Verhängnis – Österreich verlor bei Königgrätz. Auf einem der Orte dieses Schlachtfelds, genauer gesagt, bei Chlum, gibt es einen Aussichtsturm und ein Museum. Das bemerkenswerteste dieser Gegend, die gut mit Radwegen erschlossen ist, sind hunderte Gedenksteine, die später von den Familien toter Soldaten oder Offiziere errichtet wurden. 

Königgrätz-Museum | Credit: Michael Heitmann / dpa / picturedesk.com

4. Dybbol/Dänemark

Bei den „Düppeler Schanzen“ entschied sich im April 1864 der Deutsch-Dänische Krieg – zuungunsten Dänemarks. Bei diesem Konflikt ging es um das Herzogtum Schleswig, das sich Dänemark gerne einverleibt hätte, was Deutschland und Österreich nicht zulassen wollten. Dybbol befindet sich im Süden Jütlands, hier befand sich eine Festung, die nach längerer Beschießung von den Preußen eingenommen wurde. Dem deutsch-dänischen Krieg, der ein nationales Trauma Dänemarks darstellt, ist das sehenswerte „Geschichtszentrum Dybbol Banke“ gewidmet. In diesem treibt man das Prinzip „Immersion“ (was man auch mit „Erlebnisorientierung“ umschreiben könnte) auf die Spitze. Ein Werbetext des Museums lautet so: „Nehmen Sie am Krieg von 1864 teil, während die Kanonen donnern und der Duft von Pfannkuchen sich im Soldatenlager ausbreitet..“ Leider hat das Museum zwischen November und März geschlossen.

Dybbol | Credit: Axel Heimken / dpa / picturedesk.com

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