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Der Tinder-Schwindler - jetzt auf Netflix
Der Tinder-Schwindler - jetzt auf Netflix
MAURITIUS IMAGES/DAVID ESSER/ALAMY/ALAMY STOCK PHOTOS

Die Tinder-Abzocke: Aufpassen beim Online-Dating

18.03.2022 um 09:23, Lukas Steinberger-Weiß
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Einige finden auf der bekanntesten Dating-App der Welt einen Seelenverwandten. Andere werden beinhart betrogen und ausgenutzt. Auf Netflix ist derzeit das Lehrbeispiel für Zweiteres zu sehen.

Seit 2. Februar 2022 kennen viele Simon Leviev. Die Dokumentation über den Tinder-Schwindler, der Frauen weltweit um rund zehn Millionen Euro betrogen haben soll, hat eingeschlagen wie eine Bombe. Auch weil Leviev nach dem Megabetrug zwar festgenommen wurde, mittlerweile aber wieder in Freiheit lebt. Nur fünf Mo­nate musste er für seine Taten in seinem Heimatland Israel ­absitzen.

In teuren Privatjets hat S.Leviev seine Frauen durch ganz Europa geflogen.

Abzocke auch bei uns

Auch in Österreich gibt es mehrere Fälle von Tinder-­Betrug. So soll ein 37-jähriger Welser zwischen 2019 und 2021 mehreren Frauen insgesamt 590.000 Euro entlockt haben. Damit finanzierte er seinen Lebensunterhalt und seine Spielsucht. Im August 2021 klickten für ihn die Handschellen, der Prozess gegen ihn soll in Kürze stattfinden. In Wien wurde vor Kurzem ein Mann von einem anderen Mann um mehr als 80.000 Euro erleichtert und auch ein Steirer soll mehr als 15 Frauen um rund 100.000 Euro betrogen haben.

Bindeglied Tinder?

Jetzt ist Liebesbetrug nichts Neues und findet, seit es das Internet gibt, statt. Man denke alleine an die vielen Mails von verzweifelten Frauen aus dem Osten, die früher westlichen Männern Tausende Euros aus dem Börserl gezogen haben. Die Anbahnung findet immer im Internet statt. Aber Tinder hat diese Masche auf ein ­neues Level gehoben. Denn ­Tinder passt in unsere Zeit der Oberflächlichkeit. Schöne ­Fotos, ein Link zu einem Instagram-Profil mit noch mehr beeindruckenden Ausschnitten aus einem vermeintlich ­luxuriösen Leben, ein Match, und schon ist es geschehen. Man könnte von einer abso­luten Professionalisierung des „Betrugsbusiness“, untermalt mit schönen Bildern und schönen Worten, reden. Und weil Tinder so weit verbreitet ist, wird es bevorzugt genutzt.

 

Ich bin beim Onlinedating auf einen Hochstapler reingefallen. Er hatte mehrere Profile und agierte sehr professionell. Ich war aber nur eine von vielen. - Anonyme Weekend-Leserin

Ist alles schlecht?

Nach so vielen abschreckenden Beispielen könnte man meinen, Tinder besteht nur aus Betrügern. So ist es aber definitiv nicht. Aber weil Tinder mit rund 3,6 Millionen Downloads alleine im Google-Play-Store nun mal die erfolgreichste ­Dating-App der Welt ist, gibt es eben dort auch einen großen Pool an unehrlichen Menschen. Andererseits hilft Tinder auch vielen Paaren, sich zu finden. Gerade in Zeiten der Pandemie hat Onlinedating eine neue Bedeutung erfahren und mittlerweile ist geschätzt jede dritte Beziehung über ein Kennenlernen in der virtuellen Welt zustande gekommen. Die Vorteile: Auch schüchterne Menschen, die in der realen Welt schwer Anschluss finden, können online relativ einfach flirten und die Hemmschwelle sinkt durch die vermeintliche Anonymität merklich.

Gerade diese Anonymität führt aber eben auch zu den vorher genannten Problemen, die auftreten können. Aber was tun, um nicht demnächst selbst einem Betrüger oder einer Betrügerin aufzusitzen. Auch beim Onlinedating gilt: Hirn einschalten und sich auf Instinkte verlassen. Sieht etwas zu schön aus, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch. Und wenn es um Geld geht, immer doppelt oder dreifach abklären und nicht einfach schnell Geld überweisen.

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