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Viele Frauen, die in der Öffentlichkeit stillen, hat immer noch mit negativen Reaktionen zu kämpfen. 
Viele Frauen, die in der Öffentlichkeit stillen, hat immer noch mit negativen Reaktionen zu kämpfen. 
istockphoto.com/NoSystem images

Öffentliches Stillen ist immer noch ein Tabu

23.06.2022 um 10:42, Teresa Frank
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Wie eine Umfrage mit mehr als 1.900 Müttern zeigt, sorgt Stillen in der Öffentlichkeit immer noch für negative Reaktionen.

Das Unternehmen MAM Baby-Artikel hat rund 1.9000 zu ihren Meinungen und Erfahrungen rund ums Thema Stillen befragt. Rund drei Viertel gaben an, gerne zu stillen. Der Hauptgrund sei die Förderung der Gesundheit des Kindes. Aber auch, um die Mutter-Kind-Bindung zu begünstigen oder aus praktischen Gründen („weil man Muttermilch immer dabei hat“) entscheiden sich viele Mütter dazu, ihre Kinder zu stillen. 

Herausforderungen

Doch auch, wenn Stillen eines der natürlichsten Dinge der Welt ist, so zieht es auch einige Herausforderungen mit sich. Etwa 60 Prozent der Frauen leiden unter wunden oder entzündeten Brustwarzen, 39 Prozent unter Milchstau und 38 Prozent produzieren zu wenig Milch. Viele Frauen wenden sich bei Problemen wie diesen an die Hebamme, etwa 10 Prozent nehmen auch die Hilfe einer Stillberaterin in Anspruch. Im Durchschnitt stillen knapp die Hälfte der Frauen ihre Babys, bis sie neun Monate alt sind, jede Fünfte tut es länger als ein Jahr. 

Im Rahmen der Umfrage haben wir zahlreiche Erfahrungsberichte von Müttern erhalten, die uns von unaufgeforderten, teilweise sehr übergriffigen Bemerkungen und Ratschlägen erzählten.

Eline Strobl von MAM Baby Österreich

Negative Kommentare 

Eine weitere Herausforderung, mit der frisch gebackene Mütter zu kämpfen haben, ist die negative Reaktion in der Öffentlichkeit. Jeder Dritten (39,2 Prozent) ist das Stillen in der Öffentlichkeit unangenehm. Eine Teilnehmerin berichtete beispielsweise: „In einem Café kam die Kellnerin zu uns und bewunderte meine süße, drei Monate alte Tochter. Als ich sie kurz danach stillte, nahm die Mitarbeiterin ihre Kollegin beiseite und sagte zu ihr, während sie zu uns schaute ‚Das gibt’s ja wohl nicht. Kann man sowas nicht zu Hause machen?‘“ Erfahrungen wie diese sind leider keine Seltenheit. „Im Rahmen der Umfrage haben wir zahlreiche Erfahrungsberichte von Müttern erhalten, die uns von unaufgeforderten, teilweise sehr übergriffigen Bemerkungen und Ratschlägen erzählten. Egal, ob es um das Stillen oder das Füttern mit dem Fläschchen geht – Mütter sind mit einem regelrechten ‚Mumsplaining‘ konfrontiert“, meint Eline Strobl von MAM Baby Österreich.

Die Ergebnisse zeigen, dass Stillen in der Öffentlichkeit noch nicht gesellschaftlich akzeptiert ist und Frauen immer noch mit negativen Reaktionen rechnen müssen – das ist absolut nicht ok und sollte sich schnellstmöglich ändern.

Eline Strobl

Aufruf zum „Still-In“

Auch Mütter, die nicht stillen, stehen unter öffentlichem Druck – das bestätigten mehrere Teilnehmerinnen der Umfrage. „Niemand hat auch nur gefragt, ob ich stillen will oder nicht, es wurde halt erwartet“, erzählte beispielsweise eine Mutter. „Meine Erfahrung war die, dass die meisten das Flasche geben nicht akzeptieren konnten und das Nicht-Stillen als etwas Schlechtes für das Kind ansehen,“ meinte eine andere. Wie die Ergebnisse der Umfrage bestätigen, wird Stillen zwar von Müttern erwartet, in der Öffentlichkeit wird es aber immer noch nicht gern gesehen. „Die Ergebnisse zeigen, dass Stillen in der Öffentlichkeit noch nicht gesellschaftlich akzeptiert ist und Frauen immer noch mit negativen Reaktionen rechnen müssen – das ist absolut nicht ok und sollte sich schnellstmöglich ändern“, so Strobl. MAM Österreich möchte daher gemeinsam mit Müttern ein Zeichen setzen und das öffentliche Füttern normalisieren. Im Rahmen der Weltstillwoche 2022 wird zum „Still-In“ aufgerufen: Am 8. August werden alle Mütter Österreichs dazu aufgerufen, ihr Baby bewusst in der Öffentlichkeit zu füttern und damit ein starkes Zeichen zu setzen. 

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