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Ehrenamtliche Mitarbeiter | Credit: iStock.com/Robert Daly
Ein Ehrenamt ist gut für die Seele
Ein Ehrenamt ist gut für die Seele
iStock.com/Robert Daly

Ehrenamtliche Arbeit: Warum sie für uns gut ist

25.09.2023 um 08:20, Artikel von Passion-Autor: Hanna E. Lore
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Ein Viertel der Österreicher:innen engagiert sich ehrenamtlich in Vereinen. Was bringt es, die eigene Freizeit anderen zu widmen?

Eine passende Aufgabe finden

Rotes Kreuz, Freiwillige Feuerwehr, ein Chor oder eine Musikkapelle, Bastelrunden, die ihre Verkaufserlöse spenden, Mitarbeit in der Gemeindebücherei, Essenslieferungen an ältere Menschen, Essensausgabe für Bedürftige, Spaziergänge mit Seniorenheimbewohnern, Nachbarschaftshilfe nach Katastrophen, … Rund 3,7 Millionen Menschen in Österreich arbeiten auf freiwilliger Basis in diesen oder anderen Bereichen. Nicht immer steht ein Verein oder eine Organisation dahinter. Manchmal ist man auf sich allein gestellt, erledigt die Einkäufe für die gebrechliche Dame von gegenüber oder passt jeden Donnerstagnachmittag, wenn sie länger arbeiten muss, auf die Kinder der alleinerziehenden Nachbarin auf. Wir können dort helfen, wo wir uns auskennen und gebraucht werden, und das tun, was uns liegt.

Eine Blaulichtorganisation kommt damit für mich nicht infrage. Dazu fehlen mir der Mut und die seelische Stärke. Außerdem kann ich kein Blut sehen. Das, was ich mache, wäre einer gestandenen Feuerwehrfrau wahrscheinlich zu langweilig. Aber das kann ich eben gut. Ich mag die Vergangenheit, bin studierte Historikerin. Und ich schreibe gern. So bin ich im Museum Tauernbahn gelandet. Einmal pro Monat treffe ich mich mit zwei Kollegen zum Archivieren unserer Museumsschätze. Außerdem bin ich Schriftführerin, betreue die Facebookseite des Museums und lese den kleinen Gästen in einem alten Waggon meine eigenen Eisenbahn-Kindergeschichten vor. Gelegentlich kommt die ein oder andere Führung dazu.

Frau geht für alte Dame einkaufen | Credit: iStock.com/Daisy-Daisy
Es liegt uns am Herzen, anderen zu helfen

Meine Freizeit anderen opfern?

Für die Statistik führen wir Buch. Daher kann ich exakt sagen, wie viele Stunden ich jährlich im Museum verbringe bzw. für den Verein leiste. Im Schnitt sind das zwischen 100 und 150 Stunden. Das ist Freizeit, die ich genauso gut sonnend im Schwimmbad, bei einem riesigen Stück Torte in einem Café oder gemütlich in meinem Ohrensessel mit einem dicken Wälzer verbringen könnte. Trotzdem verzichte ich darauf und widme diese Zeit stattdessen dem Museum. Wieso tue ich das? Die Antwort ist einfach: weil ich es gerne mache! Eine ähnliche Antwort wird jeder andere Ehrenamtler liefern.

Es liegt uns am Herzen, anderen zu helfen, für unsere Mitmenschen da zu sein, Gutes zu tun – und wir genießen die Gemeinschaft. So oder so ähnlich werden die Antworten ausfallen, wetten? Je nach Art und Zweck des Vereins – jeder auf seine Weise. Ich rette keine Menschen aus Notlagen, aber ich entlocke ihnen ein Lächeln, wenn ich ihnen von meiner rosaroten, glitzernden Zauberlokomotive erzähle. Ich stelle Fotos und Texte online, die viele Familien erst auf unser kleines, aber feines Museum aufmerksam machen. Ich sitze bei Veranstal-tungen an der Kassa und wünsche den Gästen einen schönen Abend. Wir sorgen für die Or-ganisation, die Verpflegung und einen reibungslosen Ablauf. Wir wenden unsere Freizeit dafür auf, dass die Besucher ihre freie Zeit bei uns genießen können. Das fühlt sich gut an. Das ist der Lohn für unsere Arbeit.

Ehrenamtliche Helfer | Credit: iStock.com/Lacheev
Bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit findet man schnell Freunde

Das Wir macht’s aus!

Mit unserer Modelleisenbahnanlage habe ich nichts zu tun. An den Miniaturbauten, -bahnen und -menschen habe ich noch nie mitgewirkt (na ja … sie ist die Hauptattraktion in einer meiner Museumskindergeschichten). Trotzdem freut es mich irrsinnig, wenn die Augen von Kindern und Erwachsenen strahlen, weil sie etwas Spektakuläres entdecken: gackernde Hühner, einen Brand, im Inneren voll ausgestattete Häuser, sich öffnende und schließende Schranken.

All das macht UNS aus. Uns, das Museumsteam. Wir, die Gemeinschaft. Das beste Mittel gegen Trübsinn oder Einsamkeit ist ein Verein mit Gleichgesinnten. Und den habe ich gefunden. Und wir sorgen dafür, dass das Gemeinschaftsleben gefördert wird: Wandertag, ein Ausflug im Herbst nach Saisonende, Grillabend, ein Bier (oder mehrere) nach Dienstschluss, gemütliches Beisammensitzen nach den Vorstandssitzungen. Das Allerwichtigste, das uns immer und überall begleitet: Spaß bei der Arbeit! Was wir tun, tun wir leidenschaftlich gern und mit dem größten Vergnügen. Das ist Lohn genug.

Einem Ehrenamt nachzugehen, ist gesund!

Auf den ersten Blick kann es stressig wirken, neben dem bezahlten Job auch noch einen freiwilligen meistern zu müssen. Ja, das stimmt. Manchmal ist das fordernd. Aber dank der Gruppendynamik und dem Spaß dabei wird man recht schnell wieder entspannt. Wer sich sozial engagiert, ist zufriedener, ruht mehr in sich und ist gesünder. Außerdem können Ehrenamtliche mit Stress besser umgehen. Wir müssen lernen, unsere Zeit geschickt einzuteilen und Prioritäten zu setzen. Das hilft uns auch in anderen Lebensbereichen und Situationen.

Egal ob bereits pensioniert oder noch voll im Berufsleben integriert, ein Ehrenamt ist sinn-stiftend. Wir erweitern unsere sozialen Kontakte und Kompetenzen. Wir treffen Leute, denen wir vielleicht niemals begegnet wären, und knüpfen Freundschaften. Gemeinsam, nicht allein, packen wir an. Das macht einen gewaltigen Unterschied. All das stärkt unser Selbstbewusstsein, was ja auch nie schadet. Mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit tust du nicht nur anderen etwas Gutes, sondern auch dir selbst.

Junge mit Hund | Credit: iStock.com/max-kegfire
Auch Tiere profitieren von ehrenamtlichen Mitarbeitern

Zur Autorin

Ungewöhnliche Trends und wenig Alltägliches - von leichter Hand präsentiert: Dem hat sich Passion Author Hanna E. Lore buchstäblich verschrieben.

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