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Jemand bereitet eine Kaffee zu.
Guter Kaffee beginnt mit der Wahl der richtigen Röstung.
Guter Kaffee beginnt mit der Wahl der richtigen Röstung.
iStock.com/chayathonwong

Perfekt gebrüht: So wird man zum Home Barista

23.10.2025 um 12:18, Sandra Eder
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Wer sich das Café-Erlebnis direkt nach Hause holen möchte, braucht mehr als eine gute Maschine. Wir haben Profis nach Tipps befragt.

Kaffee-Setup wächst: Immer mehr Menschen richten sich zu Hause ihre eigene kleine Barista-Welt mit hochwertigen Maschinen und speziellen Mühlen ein. Doch guter Kaffee entsteht nicht allein durch Technik. Es braucht mehr als nur gute Maschinen, um Barista-Qualität in die Tasse zu zaubern. Bohne, Mühle, Mahlgrad, Wasser, Milch – all das hat Einfluss auf den Geschmack. „Eine großartige Maschine kann aus minderwertigem Kaffee nichts Gutes machen“, bringt es Stefan Grillmair von der Kaffeeothek in Wels auf den Punkt. Bevor man sich also eine teure Maschine zulegt, sollte man in eine hochwertige Kaffeeröstung investieren. Barista Ines Grillmair erklärt: „Idealerweise trinkt man Kaffee drei bis vier Monate nach dem Röstdatum. Das sollte immer auf der Verpackung stehen.“ Ebenfalls gut und wichtig zu wis sen: Je länger eine Packung geöffnet ist, desto mehr raucht Kaffee aus.

Tipp 1: Frisch gemahlen

Schritt zwei auf dem Weg zum perfekten Kaffeegenuss: Die Bohnen sollten bei jeder Zubereitungsart frisch gemahlen sein, da sie innerhalb weniger Minuten Aromen verlieren. Der Mahlgrad bestimmt maßgeblich den Geschmack, eine präzise Waage hilft, jede Tasse gleichbleibend zu brühen. Und auch eine konstant gute Wasserqualität ist entscheidend: Idealerweise mit einer Gesamthärte zwischen 4 und 8. „Wasser ist trotz allem der Hauptbestandteil von dem, was in der Tasse landet – und aus unseren Leitungen kommen je nach Region verschiedene Härtegrade“, erklärt Barista-Ausbildner Benjamin Graf. Er empfiehlt: „Mit einem Wasserfilter kann man die Härte ganz einfach und schnell reduzieren.“

Tipp 2: Richtige Maschinenwahl

Nun zur Wahl des richtigen Geräts: Muss es eine Siebträgermaschine sein? Nicht zwangsläufig. Ein Vollautomat liefert einen guten, aus gewogenen, mittelkräftigen Kaffee. „Vorausgesetzt er wird regelmäßig gereinigt“, warnt Grillmair. Auch Filterkaffee liegt wieder im Trend. „Die ehrlichste Art, die volle Aromatik einer Bohne in die Tasse zu bringen“, so der Barista. Wer sich für einen Siebträger entscheidet, sollte ihn an die Vorlieben anpassen: Ein Einkreiser eignet sich für alle, die hauptsächlich Espresso trinken, ein Zweikreiser, wenn regelmäßig Milch geschäumt wird. Ein Dualboiler ist der technische Best-Case für alle, die jede Stellschraube nutzen und „experimentieren“ möchten: Brühtemperatur, Dampfleistung, Druckprofil. „Je mehr Möglichkeiten man hat, auf gewisse Parameter Einfluss zu nehmen, desto besser“, so Benjamin Graf.

Tipp 3: Grande Finale

Bleibt für Cappuccino-Fans nur noch die Frage zu klären, wie der perfekte Milchschaum gelingt. Die Schaumfähigkeit hängt vom Proteingehalt ab. „Wir empfehlen Vollmilch – vorzugsweise Frischmilch, nicht ‚länger frisch‘“, so Ines Grillmair. Bei pflanzlichen Kuhmilch-Alternativen ist es wichtig, eine spezielle „Barista Edition“ zu wählen, da dieser Proteine zugesetzt sind – ohne klappt es kaum. „Man muss sie nur gut schütteln, damit die Schwebstoffe, die das Schäumen möglich machen, gleichmäßig verteilt sind“, empfiehlt Benjamin Graf. Jeder Barista hat persönliche Vorlieben, in einem Punkt sind sich aber alle einig: Erst wenn man die Basics versteht, macht Kaffeebrühen richtig Freude.

Kurzinterview: „Kaffee ist sensibel“

Stefan Grillmair Kaffeeexperte & Barista Kaffeeothek Salzburg & Wels verrät, wie man zum perfekten Home Barista wird. 

Welche Basics sollte jeder Home Barista beherrschen? 
Wenn man versteht, welche Faktoren den Espresso beeinflussen, kann man sich nach Belieben vertiefen – alles andere baut darauf auf. Dazu gehören das Einstellen der Mühle, das richtige Espresso-Ratio, der Umgang mit Temperatur und Wasser, Milchschäumen und Reinigung. Das behandeln wir auch in den Espresso-Workshops. Schritt für Schritt nachvollziehen, was in der Tasse passiert. Wer die Basics kann, hat alle Freiheiten zum Experimentieren. 

Was sind typische Fehler, die Anfänger machen? 
Viele unterschätzen, dass Kaffee ein Naturprodukt ist. Er verändert sich mit Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Röstalter – und reagiert sensibel auf jede Kleinigkeit. Ein häufiger Irrtum ist, dass die Maschine alles entscheidet. In Wahrheit bestimmt die Qualität der Bohne das, was in der Tasse landet. 

Ihr persönlicher Geheimtipp für den perfekten Espresso? 
Verwende hochwertige Bohnen, verstehe die Basics und vertraue deiner Sensorik. Am Ende zählt, was du schmeckst, nicht, was irgendwo steht. Es bringt mehr, den Kaffee fünfmal bewusst zu probieren, als tausend Tutorials zu schauen.

Stefan Grillmair in seinem Lokal.
Stefan Grillmair, Kaffeeothek

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