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Frau greift sich an Rücken | Credit: iStock.com/amenic181
Einen Rundrücken bekommen auch junge Menschen
Einen Rundrücken bekommen auch junge Menschen
iStock.com/amenic181

Witwenbuckel: Wie kann man ihm vorbeugen?

11.06.2023 um 13:41, Artikel von Passion-Autor: Valerie Vonroe
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Einen Witwenbuckel haben nicht nur alte Frauen. Auch junge Menschen sind von einem Rundrücken betroffen. Wie man diesem Haltungsproblem vorbeugt.

Da sich der Buckel bei älteren Frauen, die ihre Ehemänner überlebt haben, zeigt, wurde er im Volksmund früher „Witwenbuckel“ genannt. Doch entsteht ein Rundrücken oft schon in jungen Jahren – Schlagwort unserer Zeit: „Handybuckel“. Und hier kommen die Gewohnheiten ins Spiel. Es ist immer ein Haltungsproblem und entsteht nicht von heute auf morgen.

Wie kann man dem Witwenbuckel vorbeugen?

Die Vorstellung, dass eine zusammengesackte Haltung im Alter, neben täglichen Rückenschmerzen normal sei, hält sich hartnäckig. Oft werden auch hormonelle Erkrankungen bzw. altersmäßige Hormonveränderungen mit Auswirkungen auf die Schilddrüsenfunktion als gegeben genommen, statt sie zu therapieren.

Eine schlechte Haltung hat Auswirkungen auf den gesamten Körper. Organe werden gequetscht, Verspannungen etablieren sich – das gesamte Erscheinungsbild wirkt schlaff. Ausgleichende Sportarten wie Yoga und Pilates wirken sich nicht nur fördernd auf die Haltung und alle Körperfunktionen aus, sondern auch ausgleichend auf die Psyche. Einige gezielte Ausgleichsübungen in den Tagesablauf zu integrieren, beugt Haltungsschäden und Schmerzen vor.

Ist ein Rundrücken ausschließlich weiblich?

Frauen sind häufiger betroffen. Hormonbuckel ist eine modernere Bezeichnung, weil das weibliche Sexualhormon Östrogen bei der Ausbildung eine entscheidende Rolle spielt und Frauen von Natur aus ein schwächeres Bindegewebe haben. Der Buckel ist eine typische Begleiterscheinung von Knochenschwund (Osteoporose), die mehrheitlich ältere Frauen betrifft.

Dennoch können auch jüngere Frauen, genauso wie Männer, einen Buckel ausbilden. Anhaltende Rückenschmerzen mit begleitender Fehlhaltung, verhärtete Muskeln und eine daraus resultierende schwache sowie krumme Körperhaltung sind Frühwarnzeichen, und sollten ernst genommen werden.

Frau hat Rückenschmerzen | Credit: iStock.com/CentralITAlliance
Der Witwenrücken ist kein weibliches Problem

Witwenbuckel und Osteoporose: Wie gehören sie zusammen?

Osteoporose oder Knochenschwund bezeichnen ein Nachlassen der Knochendichte und -stabilität. Die Vorstufe wird Osteopenie genannt. Die Diagnose erfolgt durch eine Knochendichtemessung. Dieser Prozess wird unter anderem durch hormonelle Veränderungen eingeleitet.

Außerdem spielt bei der Osteoporose auch eine gewisse Veranlagung eine Rolle. Sind Knochen porös geworden, können diese sensiblen Wirbelkörper schon bei geringen Belastungen einen Bruch erleiden und zusammensinken. In der Folge verkürzt und verformt sich die Wirbelsäule und eine Krümmung entsteht. Rückenverletzungen durch Unfälle und Stürze, schwache Wirbel und insgesamt anfällige Knochen können den Prozess verschlimmern.

Handybuckel: Was sind die Ursachen?

Bei einem Rundrücken krümmt sich die Brustwirbelsäule aus verschiedenen Gründen nach hinten. In sehr seltenen Fällen ist dieser Haltungsschaden angeboren, meistens wird er im Verlauf des Lebens erworben. Waren es früher hauptsächlich Frauen, die sich durch ihre sitzende Arbeitstätigkeit einen Buckel „züchteten“, trifft es heutzutage auf alle Menschen zu.

Gründe für die Entstehung eines Rundrückens sind anhaltende Fehlhaltungen des gesamten Körpers sowie grundsätzlicher Bewegungsmangel. Wer heute viel in komprimierter oder gestauchter Haltung vor dem Computer oder mit dem Handy in der Hand sitzt, riskiert einen Rundrücken. Weitere Ursachen sind Übergewicht, anhaltende körperliche Überlastung und generell eine schwache Rückenmuskulatur. Auch die psychische Komponente ist ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Rückenmuskulatur

Physisch gesehen findet durch die dauerhafte Komprimierung und teilweise auch durch normale Degenerationsprozesse (im fortgeschrittenen Alter) eine Veränderung der Knochensubstanz statt. Durch diese Veränderungen deformieren sich die Wirbel im oberen Rücken keilförmig und bilden schließlich den typischen Buckel aus.

Besondere Bedeutung wird hier den Faszien zuteil, die eine Form von Bindegewebe sind wie Bänder und Sehnen. Da Faszien über den ganzen Körper verlaufen, verbinden sie viele unterschiedliche Bereiche des Körpers. Daher sind sie häufig dafür verantwortlich, wenn Beschwerden an einem anderen Ort auftreten.

Psychische Überlastung

Die psychische Last drückt die Menschen im Laufe der Jahre zusammen, die Haltung wird zunehmend krummer. Der Rücken rundet sich, er beugt sich der Last und es bildet sich der typische Buckel. Verspannungen in Schultern und Nacken haben meist psychosomatische Ursachen.

Oft spannen wir uns dauerhaft an, ohne es zu bemerken, atmen flach und können das Denken nicht mehr abschalten. Es gibt keinen natürlichen Fluss mehr, keine natürliche Entspannung – wir erstarren in gepresster Haltung, in einer Dauerspannung.

Eine stressbedingte Dauerspannung der Schulter und Nackenmuskulatur bewirkt im Laufe der Zeit Verhärtungen im Gewebe. Durchblutungsstörungen in der Muskulatur erzeugt Druck auf die Nerven, Muskeln und Sehnen und blockiert unsere Beweglichkeit. Der Schulter-Nacken-Bereich erstarrt und unsere Flexibilität wird eingeschränkt.

Mann hat Rückenschmerzen | Credit: iStock.com/SARINYAPINNGAM
Es gibt durchaus einige Therapiemöglichkeiten

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

An erster Stelle steht das Erkennen der Ursachen, physisch wie psychisch. Gemeinsam mit einem Therapeuten gilt es, die vorhandenen Haltungsschäden mit gezielten Gegenbewegungen auszugleichen, die Wirbelsäule neu auszurichten und Muskeln aufzubauen. Der Prozess kann mehrere Wochen bis Monate dauern. Der wichtigste Schritt ist die aktive Mitarbeit und das tägliche Integrieren gezielter Übungen, genauso wie ein ganzheitliches Loslassen. Auch Atemübungen haben enorme Bedeutung.

Ein wichtiger Schritt ist die ganzheitliche Behandlung. Die Osteopathie betrachtet das Zusammenspiel der Organe, Muskeln, Knochen und Faszien. Es werden dabei keine eigentlichen Krankheiten behandelt, sondern deren Auslöser. Bei der Behandlung werden Blockaden und Gewebespannungen gelöst und die Selbstheilungskräfte angeregt. Bei besonders ausgeprägten Formen eines Rundrückens helfen Stützgewänder, den schwachen Körper aufzurichten und eine weitere Verschlechterung zu verhindern. Ein operativer Eingriff ist das letzte Mittel der Wahl, da Operationen an der Wirbelsäule mit einem hohen Risiko verbunden sind.

Frau hat Rückenschmerzen | Credit: iStock.com/Jovanmandic
Ein Buckel ist meist angezüchtet

Rundrücken: Hilfe, ich bin geschrumpft

Ich bin in einem Alter, wo die Knochendichtemessung zu den Standarduntersuchungen gehört. Mein Befund zeigte eine Osteopenie. Bei meinem anschließenden Besuch beim Frauenarzt, bestand die Assistentin darauf, mich zu messen und zu wiegen. Seit vierzig Jahren schreibe ich auf jeden Anamnesbogen: 170 cm groß, 56 kg leicht.

Diesmal stand 167 cm groß. Ich war alleine im Raum, während ich auf den Arzt wartete und stellte mich nochmals zur Messlatte – es stimmte. Der Arzt betrat den Raum mit einem mitleidigen Lächeln. Vor meinem geistigen Auge sah ich meine gebückte Mama. Die restlichen Untersuchungen gingen an mir „vorüber“, ich hatte nur einen Gedanken – ich will 170 cm groß bleiben. Das sagte ich auch trotzig dem Arzt. Der reichte mir nahezu wortlos eine Überweisung für die Rückenschule und dem Physiotherapeuten, der mir half, meinen Rundrücken zu behandeln.

Mein Fazit

Man muss nicht schrumpfen. Erkennen und aktiv werden, lautet die Devise. Und natürlich Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung. Mehrmals tägliche kurze Atemübungen mit gezielten Dehnübungen helfen ebenso. Verbessert sich die äußere Körperhaltung, richtet sich die innere Haltung auf. Ich bin „wieder“ 170 cm groß, mein Ehrgeiz ist geweckt – schaffe ich 171 cm zu werden?

Zur Autorin

Mit ihren wohl überlegten Gedanken und praktischen Tipps liefert die in Wien lebende freie Autorin Valerie Vonroe wertvolle Anstöße für einen bewussteren Umgang mit den eigenen Potenzialen und Ressourcen – in jedweder Hinsicht.

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