Mikroplastik in uns: So gefährlich ist es
Ein Thema, das immer präsenter wird – seit den 1950er Jahren sollen mehr als acht Milliarden Tonnen Mikroplastik in die Umwelt gelangt sein und mittlerweile ist es fast überall nachweisbar: In den Weltmeeren, im Schnee in der Antarktis und in unseren Lebensmitteln. Doch wie genau kommt es dazu? Prof. Dr. Lukas Kenner, stellvertretender Direktor des Klinischen Instituts für Pathologie an der Medizinischen Universität Wien sowie Leiter der Abteilung Labortierpathologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, erklärt: „Mikroplastik entsteht, wenn größere Plastikobjekte wie Flaschen oder Sackerln durch Sonneneinstrahlung, Wind und Wasser in immer kleinere Partikel zerkleinert werden. Auch durch den Abrieb von Autoreifen und das Waschen von synthetischer Kleidung kommt es zu einer massiven Mikroplastik-Belastung.“ Diese Plastikpartikel gelangen dann in weiterer Folge in die Luft, ins Wasser und in den Boden. Dort werden sie von Pflanzen und Tieren aufgenommen, die wir Menschen wiederum essen. Ein Teufelskreis, der nie endet.
Unsichtbare Gefahr
Einige Studien zeigen bereits ein erschreckendes Ergebnis: Pro Woche nimmt ein Mensch rund fünf Gramm Mikroplastik zu sich, was ungefähr dem Gewicht einer Kreditkarte entspricht. In diesem Zusammenhang erforscht Prof. Dr. Kenner mit einem Team im Forschungsprojekt „microONE“ der CBmed GmbH (Zentrum für Biomarkerforschung in der Medizin), ob es einen Zusammenhang von Mikroplastik im Körper und der Steigerung von Tumorerkrankungen gibt. Die bisherigen Erkenntnisse sind verblüffend und beunruhigend zugleich: Experimente haben gezeigt, dass Mikroplastikpartikel in nur zwei Stunden nach der Aufnahme im Magen-Darm-Gewebe, im Blut und in weiteren Organen nachgewiesen werden können. „Besonders besorgniserregend ist, dass diese Partikel auch die Blut-Hirn-Schranke schnell durchdringen können, was auf potenzielle neurologische Risiken hindeutet“, fügt der Experte hinzu.
Mehr Einfluss als gedacht
Doch damit noch nicht genug: Das Forschungsteam konnte auch nachweisen, dass Tumorzellen Mikroplastikpartikel aufnehmen und dass diese Partikel die Migration von Tumorzellen sogar fördern. Prof. Dr. Kenner erklärt: „Dies könnte bedeuten, dass Mikroplastik nicht nur in den Körper gelangt, sondern auch die Ausbreitung von Krebszellen beeinflussen könnte.“ Allerdings sind noch weitere Forschungen notwendig, um das volle Ausmaß der gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik auf den menschlichen Körper zu verstehen.
Ein Weckruf
Mikroplastik ist überall und wird auch in Zukunft Teil unseres Lebens auf diesem Planeten sein. Dennoch kann jeder durch bewusste Entscheidungen im Alltag einen positiven Beitrag für unsere Umwelt und in weiterer Folge auch für unsere Gesundheit leisten – denn es betrifft alle Lebewesen.
Maßnahmen, ...
die man ergreifen kann, um die eigene Mikroplastik-Belastung zu reduzieren:
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Vermeiden Sie Plastikprodukte: Nutzen Sie stattdessen Alternativen aus Glas, Metall oder Papier.
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Kaufen Sie unverpackte Lebensmittel: Vermeiden Sie Produkte in Plastikverpackungen und greifen Sie zu unverpackten Lebensmitteln.
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Waschen Sie synthetische Kleidung weniger oft: Synthetische Materialien wie Polyester setzen beim Waschen Mikroplastik frei. Weniger häufiges Waschen und die Verwendung von speziellen Waschbeuteln, die Mikroplastik auffangen, können helfen.
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Reifenabrieb reduzieren durch langsameres und defensives Autofahren oder Alternativen nutzen: Mehr Fahrradfahren oder öffentliche Verkehrsmittel benützen.
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Verwenden Sie Naturkosmetik: Achten Sie darauf, Kosmetikprodukte ohne Mikroplastik zu kaufen.
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Recycling und richtige Entsorgung: Stellen Sie sicher, dass Plastikabfälle korrekt recycelt oder entsorgt werden, um zu verhindern, dass sie in die Umwelt gelangen.