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Sohn und Mutter sprechen beim Frühstück miteinander | Credit: istock.com/JackF
Wichtig: Sich auf die Wünsche und Ideen des eigenen Kindes einlassen.
Wichtig: Sich auf die Wünsche und Ideen des eigenen Kindes einlassen.
istock.com/JackF

So helfen Eltern ihren Kindern am Bildungsweg

04.09.2023 um 09:17, Rudolf Grüner
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Zentraler Ansprechpartner für alle Fälle: Wie helfe ich meinen Kindern bei den ersten Karriere-Schritten? Ein Schulpsychologe klärt auf.

Jürgen Bell, Leiter der Schulpsychologie in der Bildungsdirektion für Wien, rät Eltern kommunikationsbereit zu bleiben.

Wie schaffe ich es, mein Kind bei der Schul- und Berufswahl zu unterstützen – ohne es zu zwingen?
Jürgen Bell: Wichtig ist, dass man sich gemeinsam informiert und ein Entscheidungsprozess eingeleitet wird. Dabei brauchen Kinder oft Unterstützung, um ihre Perspektive erweitern zu können – ihre Wünsche und Ziele sollten immer an erster Stelle stehen. Um beide in diesem Prozess nicht alleine zu lassen, gibt es Beratungsangebote für Schülerinnen und Schüler, insbesondere Jugendcoachings. Für Eltern stehen die Bildungsberatung der Abteilung Schulpsychologie und schulärztliche Dienste bereit.

Wie reagiere ich, wenn ich mit dem Ausbildungs- oder Berufsziel meines Kindes nicht einverstanden bin?
Jürgen Bell: Wichtig ist, dem Kind zu zeigen, dass sein Wunsch ernst genommen wird. Hierfür ist es wichtig, sich über die geäußerte Wahl gemeinsam zu informieren, beispielsweise können Eltern ihre Vorstellung von einer Ausbildungsstelle überprüfen lassen. Und gemeinsam kann man sich über alternative Möglichkeiten informieren. Auch hier steht die Bildungsberatung zur Verfügung. Des Weiteren ist es empfehlenswert, mit dem Kind über die Motive zu reflektieren. Wechseln vielleicht viele Freunde und Freundinnen in eine bestimmte Schule, und will das Kind deshalb auch dorthin?

Was tun, wenn man trotz der eigenen Bedenken auf Granit beißt?
Jürgen Bell: Die Jugend ist eine besondere Zeit, in der es wichtig ist, sich auszuprobieren. Es ist dennoch von großer Bedeutung, als Elternteil Ansprechperson zu bleiben – und offen zu sein für ein Gespräch!

Mein Kind eckt in der Schule an: Wie soll ich mich einmischen?
Jürgen Bell: Mein Rat: Nicht zu schnell Handlungen über das Kind hinwegsetzen, sondern zunächst ein Gespräch suchen, geduldig zuhören und Verständnis zeigen. Wichtig ist, das Kind zu bestärken, seine Probleme eigenständig zu lösen – und dabei gerne mit Tipps zur Seite zu stehen.

Schulpsychologe Jürgen Bell im Anzug | Credit: privat
Jürgen Bell, Leiter der Schulpsychologie in der Bildungsdirektion für Wien.

Wie erkenne ich, dass mein Sohn oder meine Tochter überfordert ist?
Jürgen Bell: Zeichen von Überforderung können abfallende Leistungen, Konzentrationsschwierigkeiten und psychosomatische Symptome, vor allem Kopf- und Bauchschmerzen, sein. Aber auch bei Schulangst, Schlafproblemen, Rückzug oder Stimmungsschwankungen sollte man hellhörig werden.

Ermutigen Sie Kinder zu eigenen Entscheidungen!

Jürgen Bell, Leiter der Schulpsychologie in der Bildungsdirektion für Wien

Wo hole ich Unterstützung und Hilfe?
Jürgen Bell: Die Schulpsychologie und Schulsozialarbeit stehen beratend zur Seite. Und auch der Kinder- oder Hausarzt kann eine gute Anlaufstelle sein.

Die Lehrer lehren lassen! Diesen Spruch lassen nicht alle so stehen: Mischen sich viele Erziehungsberechtigte zu stark in den Unterricht ein?
Jürgen Bell: Die Zusammenarbeit ist wichtig und ein Gespräch zu suchen, ist nie verkehrt. Wir sehen, dass Eltern sich nach den langen Homeschooling-Monaten in der Corona-Krise mehr involvieren. Bei einem Gesprächstermin ist es empfehlenswert, sein Feedback konstruktiv und lösungsorientiert zu formulieren. Damit werden leichter Lösungen gefunden, die alle in ihren jeweiligen Bedürfnissen unterstützen.

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