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Croissant zum Frühstück? Das ist sicher nicht gesund
Croissant zum Frühstück? Das ist sicher nicht gesund
LightFieldStudios/iStock/Thinkstock

Frühstück: Notwendiges Muss oder tödlicher Fehler?

14.04.2021 um 09:47, Isabel Folie
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Ja was denn nun? Ist das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages oder kann das morgendliche Müsli sogar zur Gefahr werden? Die Studienergebnisse widersprechen sich – wir versuchen, Licht in die Morgendämmerung zu bringen.

In die Schule ohne Frühstück? Undenkbar, schließlich wusste schon die Oma: "Iss morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler." So trank man als Kind eben brav seinen Kakao, knusperte an einem Marmeladenbrot und versucht nun auch als Erwachsener morgens etwas runterzubekommen. Manche tun sich damit echt schwer, andere freuen sich schon abends auf das morgendliche Müsli. Wer das Frühstück auslässt, hat oft ein schlechtes Gewissen – zu unrecht?

Wie frühstückt Österreich?

70 % der Österreicher finden das Frühstück wichtig, mehr als die Hälfte findet auch unter der Woche Zeit dafür. Am Wochenende wird dafür meist im Kreise der Familie ausgiebig geschlemmt. Das Frühstück ist hierzulande fest in den Tagesablauf verankert. Auf den Tisch kommen aber meist gar nicht so gesunde Sachen, sondern am liebsten greifen die Österreicher zu hellem Brot und Marmelade. Wäre es so vielleicht doch gesünder, das Frühstück sein zu lassen?

Frühstück macht schlank?

Was – außer die Gewohnheit – spricht eigentlich für das morgendliche Frühstück? Die landläufige Meinung hierzu lautet, dass Menschen die nicht frühstücken dicker seien, da sie zur Mittagszeit Heißhunger bekommen und mehr essen würden. Auch soll man unbedingt frühstücken, um den Stoffwechsel anzuregen und so leichter überflüssige Pfunde zu verlieren. Stimmt das? Eine Studie dazu zeigte, dass Menschen beim Mittagessen in der Tat etwas großzügiger zulangen, wenn sie kein Frühstück hatten. Allerdings war der Unterschied zur Gruppe, die frühstückte, so gering, dass diejenigen, die morgens nichts zu sich nahmen, am Ende des Tages sogar weniger Kalorien am Konto hatten. Damit ist dieser Mythos also widerlegt.

Wie sieht es aber mit dem Stoffwechsel aus? Es stimmt, ein Frühstück am Morgen sagt auch dem eigenen Stoffwechsel guten Morgen. Also döst bei allen Frühstücksmuffeln die Fettverbrennung nur müde vor sich hin? Nein, das stimmt auch nicht. Ein morgendlicher Imbiss regt den Stoffwechsel tatsächlich an, allerdings in einem so geringen Ausmaß, dass man nicht einmal die Kalorien, die das Frühstück mit sich brachte, verbrennt. Das bedeutet also, dass man ohne Frühstück zwar seinen Stoffwechsel nicht geweckt hat, dafür aber eben auch keine Kalorien zu sich genommen hat. Schlank und rank dank Frühstück? Leider wohl eher nicht.

Hält das Frühstück gesund?

Wenn ein Frühstück schon nicht gegen ungeliebte Fettpölsterchen hilft, macht es dann wenigstens gesund? Könnte sein. Eine Studie legt nahe, dass das Herzinfarktrisiko steigt, wenn man auf das Frühstück verzichtet. Es gibt viele Studien, die die gesundheitlichen Vorteile des Frühstücks preisen. Es könnte aber auch einfach sein, dass Menschen, die frühstücken, prinzipiell mehr auf ihre Ernährung achten und mehr Sport betreiben. Auch sollte man bedenken, dass viele Studien, die zum Ergebnis kommen, dass ein Frühstück gesund und fit macht, von einschlägigen Cornflakesherstellern und ähnlichen Unternehmen gesponsert werden …

Laut einer neuen Studie soll Frühstücken aber auch vor einer Arterienverkalkung schützen, vorausgesetzt, die Probanden nahmen mehr als 400 Kalorien zu sich. Eine halbe Banane geht also nicht als Frühstück durch. Dennoch betonen die Forscher selbst, dass es auch eine Rolle spielen könnte, wie spät man zu Abend isst und ob Nachteulen so überhaupt ein Frühstück brauchen – denn auch längere Fastenperioden tun dem Körper gut.

Tödliche Gefahr am Frühstückstisch?

Der Biochemiker Terence Kealey vertritt die radikale Ansicht, Frühstücken sei genauso gefährlich wie rauchen. Wie kommt er zu dieser Aussage? Vor einigen Jahren wurde bei ihm Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Er beobachtete sich selbst sehr genau und stellte fest, dass sein Glukosespiegel besonders nach dem Frühstück erschreckend hoch war. Ließ er das Frühstück aus, sank sein Blutzuckerspiegel und blieb im Tagesverlauf konstant. Aus diesem Grund rät der Wissenschaftler im Interesse der Gesundheit auf das Frühstück zu verzichten.

Natürlich gibt es dazu auch wieder eine Gegenstudie: Untersuchungen zeigten, dass der Blutzuckerwert am konstantesten waren, wenn die Probanden morgens frühstückten.

Fasten ist gesund

Immer mehr Forscher gelangen zur Überzeugung, dass regelmäßige Fastenperioden für den Körper sehr heilsam sind. Wer also sehr spät zu Abend isst, braucht tatsächlich kein Frühstück mehr – deswegen kennen mediterrane Ländern, in denen spätabends gegessen wird, keine so ausgeprägte Frühstückskultur. Das intermittierende Fasten erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Man kann einen Tag oder auch nur einige Stunden fasten. Studien zeigen, dass bereits eine Essenspause von 16 Stunden Effekte bringt – lässt man also das Frühstück aus und langt erst zu Mittag wieder zu, kann man einiges bewirken.

Kinder sind mit Frühstück leistungsfähiger

Studien die für, Studien die gegen das Frühstück sprechen. Die Verwirrung ist groß. Einig sind sich die Wissenschaftler aber in einer Sache: Kinder und Jugendliche sollten in der Tat täglich frühstücken. Studien zeigen, dass ein Frühstück die kognitive Leistungsfähigkeit von Kindern erhöht. Eine Langzeitstudie zeigte, dass Kinder, die nicht frühstückten, als Erwachsene häufiger übergewichtig waren. Hier stellt sich allerdings auch die Frage, ob Eltern, die ihren Kindern täglich Frühstück machten, nicht generell mehr Wert auf Gesundheit und Ernährung legten.

Auf den Bauch hören

Evolutionsbiologisch gesehen ist der Mensch durchaus auch ohne Frühstück lebensfähig – schließlich wachten die Höhlenmenschen ja nicht mit dem Duft von Brötchen und frisch gemahlenem Kaffee auf, im Gegenteil: Um Nahrung zu finden, musste man erst einmal auf die Jagd gehen. Wer morgens also keinen Hunger hat, der sollte sich nicht zu einem Frühstück zwingen und muss sich auch keine Sorgen um seine Gesundheit oder sein Gewicht machen. Was man dann natürlich nicht machen sollte, ist, ohne Frühstück das Haus zu verlassen, um dann doch hungrig beim Bäcker ein süßes Buttercroissant zu kaufen – so ist Frühstücken definitiv ungesund.

Wer morgens Hunger hat und sich nach einem Frühstück leistungsfähiger fühlt, der muss sich im Gegenzug auch nicht zum Fasten zwingen. Wer aber regelmäßig frühstpückt, sollte darauf achten, dass nicht ständig nur Semmeln und Marmelade auf dem Tisch landen, denn so hat das Frühstück nichts Gesundes an sich. Besser wären da ein ausgewogenes Müsli oder auch ein Frühstücksei.

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