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Power On! - Stromversorgung im Wohnmobil

09.10.2017 um 15:22, Katrin Ostleitner
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Eins steht fest: Auch beim Reisen und Leben im Auto kommt man um die Frage der Energiegewinnung nicht herum. Immerhin will man weder nachts im Dunkeln sitzen noch auf gewisse Annehmlichkeiten wie Musik und TV verzichten. Mal ganz abgesehen von der Möglichkeit, Handy, Laptop und Co. mit dem nötigen Saft zu versorgen. Also was tun, um die Akkus wieder zu laden und ein gemütliches, komfortables Wohnen zu ermöglichen? Wie wir diese Aufgabe gelöst haben und welche Alternativen es gibt!

Der Umbau

Da wir neben unserem "Magic Bus" auch einen LKW besitzen, der übrigens noch auf seinen Ausbau zum vollwertigen Heim wartet, kam uns die Idee, die zwei wartungsfreien Bleiakkus zwischenzeitlich als Stromspeicher für den Bus zu verwenden. Zur Zeit erfolgt die Ladung derselben noch mittels Strom aus der Steckdose, sprich, in der heimischen Garage oder unterwegs an E-Tankstellen. Mit etwas Glück findet man einen Stellplatz, der - so wie auf der steirischen Teichalm - eine kostenlose Stromtankstelle anbietet. Nur darauf wollen wir uns nicht verlassen und experimentieren daher mit unterschiedlichen Energieversorgungsvarianten.

Zu den von uns verwendeten klassischen Autobatterien gibt es noch einige, mitunter auch besser geeignete Alternativen wie zum Beispiel Lithium-Ionen-Akkus oder AGM- bzw. Gelbatterien. Da wir allerdings schon in Besitz der beiden Klassiker sind, und sich der Ausbau finanziell in Grenzen halten soll, bleiben wir im Moment bei dieser Lösung.

"Normale Autobatterien" - Bleiakkus sind dafür ausgelegt, immer nur kurz, aber dafür sehr stark belastet zu werden. Während der Fahrt wird für eine permanente Ladung gesorgt, damit der Ladezustand bei annähernd 100% bleibt. So haben sie eine relativ hohe Lebenserwartung.

Versorgungsbatterien hingegen werden nur schwach entladen und unregelmäßig aufgeladen - z.B. je nach Sonnenschein durch Solarpanel - oder bleiben auch mal über einen längeren Zeitraum nur halb voll. Dieser Zyklus ist für Bleiakkus allerdings "lebensgefährlich" und verkürzt die Haltbarkeit.

Daher gibt es eigene "Solarbatterien" oder Wohnmobil-Batterien, die diese schwachen Lade- und Entladezyklen besser verkraften. Diese können bis zu 3000 Zyklen durchhalten.

Die Elektroinstallation

Unsere Starter-Batterien sind von den Versorgungsbatterien im Wohnbereich komplett getrennt. Das ist gewollt, da die Leistung der Lichtmaschine nicht ausreichen würde, um beide Systeme gleichzeitig zu laden. Und was gäbe es Schlimmeres als plötzlich nicht mehr starten zu können?

Die beiden Versorgungsbatterien sind parallel geschalten, somit haben wir ein 12 Volt-System mit 150 (2x75) Amperestunden, was für unsere Bedürfnisse völlig ausreichend ist. Immerhin bekommt man schon für fast alle Geräte passende Adapter. Für Laptop und Co. gibt es zusätzlich noch Universalnetzteile inkl. markenspezifischer Stecker, die die benötigten 18 – 21 Volt erzeugen. Natürlich könnte man auch einen Wechselrichter integrieren, um 220 Volt zu erhalten. Diese Anschaffung erschien uns aber nicht sinnvoll.

Um die gewählten Akkus nun auch effizient zu laden gibt es ebenfalls unterschiedliche Systeme. Zuerst sollte man sich die Frage stellen, wie viel Strom man tatsächlich braucht, und ob man auf Landstrom (also externe Ladestationen wie E-Tankstellen) zurückgreifen oder sich selbst versorgen will. Sicherlich auch davon abhängig, wohin man reisen möchte. Eine autarke Stromversorgung kann gerade in unbewohnteren Erdteilen von Vorteil sein.

Methanol-Brennstoffzelle EFOY Comfort

Gibt es in drei unterschiedlichen Leistungsstärken und eignet sich sehr gut für die autarke Stromversorgung. Sie wird mittlerweile im industriellen als auch privaten Gebrauch angewandt. Allerdings kann sie nur mittels der firmeneigenen Methanol-Kartusche betrieben werden, was ein Mitführen von Ersatz-Flaschen bei längeren Reisen unumgänglich macht. Eine Kartusche reicht für 925 Ah Strom. Kostenpunkt für die kleinste Variante: 2500 Euro.

Gas-Brennstoffzelle

Ist sehr leistungsstark und liefert am Tag bis zu 480Ah. Das macht sie für Luxus-Wohnmobile zu einer gewinnbringenden Investition, ist für unseren Zweck aber deutlich überdimensioniert. Auch preislich würde sie mit ca. 7000 Euro zu Buche schlagen, sowie die Betreibung mittels Gasflasche eine behördliche Abnahme erfordern.

Benzin-/Diesel-Generator

Lautstärke und Geruch machen ein unauffälliges Parken leider unmöglich. Auch auf so manchem Camping-Platz ist das Verwenden eines Generators aufgrund der Ruhestörung nicht gestattet. Daher scheidet auch diese Variante für uns aus.

Wir entscheiden uns für ein Solarpanel!

Auch hier stehen wir wieder vor der Wahl: Monokristallin oder Polykristallin, starr oder flexibel? Mono ist zwar etwas teurer, hat aber einen besseren Wirkungsgrad.

Die starren Ausführungen sind hartglas-beschichtet, hagelfest und mit einem Alu-Rahmen versehen, was eine Dachmontage und die ganzjährige Benutzung im Freien ermöglicht.

Bei den flexiblen Panels wird eine biegsame Kunststofffolie verwendet, die sowohl fix als auch auf unebenen Oberflächen wie Zelt, Dach, Anhänger etc. mit einer Krümmung bis 30 Grad montiert werden können.

Da sich die Preise nicht sonderlich unterscheiden (Polykristallin 100 Watt 90 Euro, Monokristallin 100 Watt 115 Euro, flexibles monokristallines Modul 150 Euro), entscheiden wir uns für die leichtere, flexible Variante, die wir bei Bedarf auch hinter der Windschutzscheibe aufstellen können. Diebstahl daher ebenfalls ausgeschlossen. Mit nur zwei Kilogramm und seinen vier metallverstärkten Befestigungsösen ist dieses "Fliegengewicht" schnell auf- und wieder abgebaut.

Für unsere Ansprüche sind wir also vorerst bestens gerüstet. Und so steht auch einem gemütlichen Film- oder Musikabend bei regnerischem Wetter nichts mehr im Wege.

Weekend-Bloggerin Katrin und ihr Freund Niko sind die meiste Zeit des Jahres in ihrem Transporter unterwegs, den sie zu einem Wohnmobil umgebaut haben. Von ihren Eindrücken und Erlebnissen, die die Burgenländerin unterwegs sammelt, berichtet sie regelmäßig auf weekend.at.

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