Nokia ist zurück: Drei Geräte im Kurztest
Fehlentscheidungen haben den Weg von Nokia in die Bedeutungslosigkeit geprägt. Nach der Vorstellung des iPhone 2007 und dem Aufkommen von Android setzte der einstige Marktführer weiterhin stur auf sein Symbian Betriebssystem - konnte damit aber nicht reüssieren. Dann ging man eine Kooperation mit Microsoft ein und setzte voll auf Windows Mobile. Auch dieser Weg führte nicht zum erhofften Erfolg. Nach dem Verkauf der Marke an Microsoft verlor man die Eigenständigkeit. Jetzt ist HMD Global am Ruder und will mit Android neu durchstarten. Die Wahl des Betriebssystems ist sicher eine gute - Android ist Marktführer und läuft auf Milliarden Geräten weltweit. Den Wiedereinstieg ins Business sollen das Nokia 3 und das Nokia 6 schaffen. Dem Retro-Trend folgend wurde Anfang des Jahres auch das neue 3310 vorgestellt. Ein Feature-Phone, das den Hype rund um das als unzerstörbar gebrandete alte 3310 aufleben lassen soll. Alle drei haben es auf meinen Schreibtisch geschafft.
Nokia 6: Das Schöne ohne Biest!
Als ich das Nokia 6 auspacke, fällt mir sofort die perfekte und wertige Verarbeitung auf. Die Rückseite ist aus Metall sowie auch der Rahmen um das Display. Für ein Gerät mit UVP von 249 Euro ist das nicht alltäglich. Der Fingerabdruckscanner sitzt auf der Vorderseite ebenso wie die beleuchteten kapazitiven Tasten unter dem Display. Das Design ist wirklich gelungen - man hat hier nicht das Gefühl ein so günstiges Smartphone in Händen zu halten. Die Vorderseite wird von Gorilla Glas 3 geschützt, nicht mehr die neueste Version. Eine Folie wäre zu empfehlen.
Leider können die inneren Werte nicht mit dem Äußeren mithalten. Ein Snapdragon 430 Octacore verspricht zwar Leistung und soll zusammen mit 3GB RAM und 32GB Speicher für flüssiges Arbeiten sorgen. Das tut das Smartphone aber leider nicht immer. Das pure Android 7.1.1 ist zwar schnell, bei vielen offenen Apps, schnellem Scrollen und beim Spielen merkt man aber die fehlende Prozessorleistung. Leider! Zur Erklärung - die Snapdragon 400er-Reihe gilt als Einsteigerklasse bei Smartphones. Mehr Leistung bietet die 600er- und die 800er-Reihe. Positiv: der schnelle Fingerabdruckscanner, auch die Kamera löst einigermaßen schnell aus. Die Fotos sind von der Qualität aber nicht mit den aktuellen Flaggschiffen vergleichbar. Der Akku ist mit 3.000 mAh ausreichend dimensioniert, das Gerät ist mit Dual-Sim ausgestattet. Das 5,5 Zoll große Display löst in Full-HD auf und ist ausreichend hell.
Fazit: Der WOW-Effekt über das mehr als gelungene Design erfährt leider bei der Arbeitsgeschwindigkeit einen Dämpfer. Ein schnellerer Prozessor hätte dem Gerät sicher gut getan, dann wäre aber der Preis nicht zu halten gewesen. Insofern zwar verständlich, aber ich finde, das Nokia 6 hätte auch um einen 50er oder 100er mehr seine Käufer gefunden, denn es ist wirklich hervorragend verarbeitet und sieht sehr wertig aus. Es ist zwar kein brachiales Arbeitstier, aber für alltägliche Aufgaben wie Surfen und Whatsappen gerüstet. Auch der Lautsprecher klingt ganz gut. Ich gebe dem Nokia 6 solide 6 von 10 Bewertungspunkten.
Nokia 3: Ei Ei Ei!
Das kleinere Nokia 3 ist zwar nicht so wertig verarbeitet wie der größere Bruder, gefällt mir aber äußerlich trotzdem ganz gut. Bei einer UVP von 150 Euro darf man zwar kein Metall erwarten, aber das Plastik des Nokia 3 fühlt sich nicht billig an. Leider ist das Gerät alles andere als leistungsstark. Eingaben über den 5 Zoll großen Touchscreen werden nur verzögert angenommen, Apps starten sehr langsam und das Scrollen im Browser ist alles andere als flüssig. Spiele lassen sich auf dem mit einem Quad-Core Prozessor ausgestatteten Gerät nur sehr eingeschränkt spielen. Telefonieren und Whatsappen sind kein Problem. Die Kamera macht passable Fotos, ist aber sehr langsam. Die kapazitiven Tasten unter dem Display sind nicht beleuchtet - man tappt in dunklen Umgebungen tatsächlich im Dunklen. Das Nokia 3 bekommt von mir keine Empfehlung, da passt einfach zu viel nicht - ich gebe dem Gerät unterdurchschnittliche 3 von 10 Bewertungspunkten.
Nokia 3310: Retro mit eingeschränktem Nutzen!
Kommen wir zum Gerät, welches eigentlich komplett aus der Zeit fällt. Das neue Nokia 3310. Ja es hat ein Farbdisplay, ja es hat eine Kamera, ja der Akku ist wechselbar, aber nein, wirklich nützlich ist es heutzutage nicht mehr. Kein Whatsapp, rudimentäre Internetfunktionen, ein umständliches Menü und - naja Tastenbedienung. Das alles passt eher in die Zeit vor 2007 (Erscheinungsjahr des ersten iPhone) und nicht ins Jahr 2017. Trotzdem ist das Gerät für den einen oder anderen sicher eine Alternative als Zweithandy für Outdoor-Ausflüge, Festivals und Co. - also Anlässe, bei denen das teure Smartphone geschont werden soll. Mit einem Preis von knapp 60 Euro ist es sehr günstig, bietet dafür sogar Dual-Sim und hat einen wechselbaren Akku, der ewig hält.
Ja dieses Feature ist tatsächlich ein Hit - ist aber auch klar, wenn nicht ständig im Internet gesurft wird, und das Display mit 2,4 Zoll weniger als halb so groß ist wie der aktueller Smartphones. Ein Hit ist auch wieder mit dabei: Snake! Allerdings in einer aktualisierten Version, die nicht mehr so viel Spaß macht wie das alte Snake. Außerdem heißt es in der deutschen Spracheinstellung "Schlange" - irgendwie total unsexy. Mein Fazit zum 3310 ist zwiegespalten. Ich halte es für ein buntes, flippiges und spaßiges Telefon - aber eben - wenn überhaupt - als Zweitgerät. Ich habe aber auch schon einige ältere Semester mit diesem Telefon gesehen, also könnte es was für die Omas und Opas dieser Welt sein. Ich gebe dem 3310 retro-ehrende 5 von 10 Bewertungspunkten.
Fazit: Nokia kann es noch besser!
Der Einstieg in die Android-Welt ist leider etwas holprig, mit dem Nokia 6 zeigt Nokia aber, was es designtechnisch schon leisten kann. Spannend werden die kommenden Flaggschiffe - das Nokia 8 und das Nokia 9. Wenn das gute Design mit den inneren Werten zusammenpasst, können die Geräte großartig werden. Nokia ist auf dem richtigen Weg - ich freue mich auf die kommenden Geräte.
Bis zum nächsten Mal!
Hinweis: Die Geräte wurden mir von Nokia für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt.
Weekend-Redakteur Lukas Steinberger ist ein Technik-Freak sondergleichen. Wobei ihn die Bezeichnung „Nerd“ nicht beleidigt, sondern ehrt. Er saugt alle Neuheiten in sich auf und ist immer am neuesten Stand, liebt Computerspiele, beschäftigt sich ausführlich mit den neuesten Smartphones und den dazugehörigen Gadgets und ist ein Experte für Unterhaltungselektronik. In seinem Blog testet er Spiele, Konsolen, Smartphones, Gadgets und vieles mehr und lässt die Leser an seiner Faszination für die spannende Technik-Welt teilhaben
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