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Ortner Claudia

Es ist Zeit, Farbe zu bekennen!

09.12.2017 um 19:28, Claudias Natur-Blog
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Es ist Zeit, Farbe zu bekennen. Aber keine Angst, Sie müssen sich nun nicht outen, welche Farbe sie politisch gesehen gewählt haben. Dieser Artikel will die Leserinnen und Leser ermuntern, aufs Haarefärben zu verzichten und damit ihre Geldbörse, ihren Körper und die Umwelt zu schonen.

Wer jetzt glaubt, einen Artikel über die vergangenen Wahlen und die Parteifarben lesen zu müssen, der irrt gewaltig. Ich möchte mich heute dem Thema HAARFARBE widmen.

Was hat Haarefärben in einem Natur-Blog zu suchen? Viel, denn mit Natur hat es ja nun wirklich nichts mehr zu tun. Nach dem Motto – alles ist möglich, nix ist fix - wird drauflos gefärbt. Nicht, was die Natur hergibt, die wird da bei über 90 Prozent links liegen gelassen, sondern was die chemische Industrie für die Menschen in ihren bunten Tiegeln bereit hält. Von Grün bis Pink, von zarten Pastelltönen bis Tiefschwarz ist alles drinnen. Und was in den Farben alles drinnen ist, das möchten die Leser/innen wahrscheinlich nicht wissen, denn dann würde ihnen das wilde und ständige Drauflos-Färben keine Freude mehr bereiten. Und ein bisschen will ich das ja auch mit meinem Artikel bewirken. Will die Weekend-LeserInnen ein wenig aufrütteln, nicht alles zu machen, was möglich ist. Nicht alles auszuprobieren, was die Kosmetikindustrie bereit hält. Lieber zu "Weniger, ist mehr" zu tendieren und wenn, dann zu natürlichen Farben zu greifen.

Das Haarefärben ist nicht meins. Vielleicht hat mir als junges Mädchen das Blond einer Cousine schon sehr gut gefallen. Aber das Färben war in meiner Jugend kein Thema. Dafür hätte es kein Geld und auch keine Notwendigkeit gegeben. Später durfte ich mir Dauerwellen machen lassen. Wollte unbedingt Locken haben. Wegen der vielen Chemie wollte ich es zwar eigentlich nicht, aber was tut man nicht alles der Eitelkeit zuliebe. Da aber viele Dauerwellen misslangen, ich die Lockenpracht meist nur nach einer Behandlungs-Wiederholung behalten konnte, und ich einmal die Bemerkung hören musste "Ich dachte du warst heute beim Friseur", weil mein Haar nach kurzer Zeit fast vollkommen glatt herunter hing, merkte ich, dass es an der Zeit war, endlich auf dieses Prozedere und die Chemie zu verzichten.

In punkto Haarefärben startete ich erst ziemlich am Ende des Studium den ersten und gleichzeitig auch den allerletzten Versuch. Und dies auch nur meinem Freund zuliebe, der meinte, BLOND müsse mir gut stehen. So besorgte ich mir ein herkömmliches Mittel aus dem Drogeriemarkt. Ein Henna-Produkt wäre mir lieber gewesen. Ich kann nur sagen, dieser Versuch scheiterte kläglich. Der Farbton war rötlich, nicht blond; eher kupferfarben. Dieses Aussehen brachte mir dann auch gleich von meinen beiden Brüdern den Spitznamen "Duracell Kupferkopf" ein und setzte meinem Selbstbewusstsein zu. Das war eben einfach nicht meine Haarfarbe. Und es geht wohl manch anderer Frau auch so, dass sie sich einfach unwohl fühlt, wenn sie nicht die ihr angeborene Haarfarbe, sondern eine künstliche "Pracht" zeigt. Anderen hingegen ist dies egal. Die experimentieren, freuen sich über Neues oder wollen mit aller Macht ihre ersten grauen Haare kaschieren. Für manche ist es dann aber auch lästige Pflicht. Nämlich das immer wieder nötige Nachfärben des Haaransatzes. Und dies bis zu ihrem Lebensende - oder, bis sie sich dann doch endlich mal entscheiden, Farbe zu bekennen.

Unzweifelhaft, dass nicht nur Kleider Leute machen, sondern auch das Haar und bei Männern auch noch der Bart. Nicht umsonst ist die Palette an Produkten, die es zum Haarefärben gibt riesengroß. Allerdings gibt es zwischen Männern und Frauen einen signifikanten Unterschied. Männer färben sich viel seltener die Haare als Frauen. Glaubt man der Statistik von de.statista.com aus dem Jahre 2014, so haben sich 66 Prozent der Männer noch nie ihr Haar gefärbt, während es bei den Frauen nur 9 Prozent sind.

Es soll ja auch alles erlaubt sein. Jeder Mensch ist ein Individuum. Jeder/jede hat andere Vorlieben, andere Interessen. Was dem einen gefällt, ist für den anderen ein absolutes No-Go. Tabus gibt es heutzutage keine mehr. Erlaubt ist, was gefällt. Was allerdings vielen nicht gefallen würde, wenn sie über die Chemikalien und ihre Auswirkungen auf unseren Körper und auf die Natur Bescheid wüssten. Oder doch nicht?

Der Prager Arzt Otokar Fertek, Direktor des Institutes für medizinische Kosmetik, schrieb in einem Aufsatz "... wir konnten uns davon überzeugen, dass der Betroffene häufig Aussehensfehler weit schlechter verträgt als ernste, jedoch äußerlich nicht bemerkbare Krankheiten." (nachzulesen im Buch "Zeitbombe Kosmetik" von Hingst Wolfgang).

Keine Frage, dass sich zwar bezüglich gefährlicher Inhaltsstoffe in den letzten Jahren viel getan hat. Manche krebserregende Substanzen der 70er- und 80er-Jahre wurden noch vor 1990 verboten. Doch viele neue Stoffe sind hinzugekommen. Und über die vielen Stoffe, die drinnen stecken und deren Wechselwirkungen mit anderen Chemikalien, die unserem Körper über die Nahrung, über Kosmetika und Putzmittel zugeführt werden, gibt es noch immer keine weitreichenden Studien.

Aber es gibt die Statistiken und Forschungsberichte, die belegen, dass in den letzten Jahrzehnten ein massiver Anstieg an Allergien, diversen Hauterkrankungen, Krebsfällen, Atemwegerkrankungen usw. zu verzeichnen ist. Schon frühere Studien haben gezeigt, dass Friseure ein überdurchschnittlich hohes Risiko haben, an Blasenkrebs zu erkranken. Die erste Studie zu diesem Thema wurde im Februar 2001 im Fachmagazin International Journal of Cancer veröffentlicht. Auch die Brustkrebsgefahr soll durchs Haarefärben erhöht sein. Wen stört es?

Ein Zusammenwirken aller Umwelteinflüsse kann einfach auf viele Weise unseren Körper schädigen. Und wenn ich meinem Körper ständig "Giftstoffe" – sei es in Form von Kosmetika und ihren vielen Konservierungsstoffen, Hormonen, Haarfärbemitteln, Fertignahrung mit einer Unmenge an Lebensmittelzusatzstoffen und all den Resten von Pestiziden, Herbiziden, Reinigungsmitteln und Waschmitteln, Antibiotika aus der Massentierhaltung usw. zuführe, wehrt sich der Körper irgendwann.

Und wir Menschen wundern uns auch noch darüber. Wir wundern uns über all diese Begleiterscheinungen. Nehmen sie hin, weil sie eben der Schönheit wegen hinzunehmen sind. Nehmen sie hin, genau so wie die Tierversuche, die unweigerlich hinter jedem Produkt stehen, die zur Sicherheit des Verbrauchers angeblich notwendig und gesetzlich vorgeschrieben sind.

Warum nehmen wir nicht einfach, wie in der Naturkosmetik Stoffe, die die Natur für uns bereit hält? Warum ernähren wir uns nicht biologisch? Warum wird der Schönheit wegen Tierleid unbedacht in Kauf genommen? Ebenso die Schädigung des eigenen Körpers und die Schädigung der Natur? Denn eines muss uns klar sein: All diese Stoffe, die wir zu uns nehmen oder auf uns schmieren, sprühen, raufmalen, werden einerseits in unserem Körper eingelagert und ein Teil von ihnen wird auch wieder ausgeschieden und gelangt in die Kläranlagen. Viele Stoffe – eine riesige Fülle bereits, kann von den dort arbeitenden Bakterien gar nicht abgebaut werden bzw. töten diese die Abwasser-Organsimen sogar ab, um dann über das gereinigte Abwasser in die Flüsse zu gelangen.

Immer wieder liest man auch Berichte, wonach die Überreste der Antibaby-Pille bereits Auswirkungen auf die Natur zeigen und sich in manchen Flüssen schon ein Großteil der Fisch-Männchen zu Weibchen umgewandelt hat aufgrund der Östrogen-Rückstände. Mit katastrophalen Auswirkungen auf das Ökosystem und die Fortpflanzung der einzelnen Spezies.

Laut einem Artikel über Süßstoffe sollen sich ferner in einem Liter Flusswasser in Deutschland bereits jede Menge an Süßstoffen befinden. Untersuchungen zufolge kann man vor allem anhand des mit bis zu 2,7 Millionstel Gramm pro Liter in Flüssen vertretenen Süßstoff Acesulfam künftig sogar sehen, wie viel Prozent des Wasser aus aufbereitetem Abwasser stammt. Durch die Fülle an chemischen Stoffen aus so vielen Bereichen gibt es einfach noch nicht genauere Untersuchungen. Aber dass all diese Inhaltsstoffe aus unseren benutzten Kosmetik-, Haarfärbemitteln, Reinigungsmitteln, Medikamenten und Körperpflegemitteln keine Auswirkungen haben sollten, ist wohl eher nicht anzunehmen. Sollte uns das nicht zu denken geben?

Jede chemische Haarfarbe enthält Allergene

Bei der Analyse der University of Arizona von 107 Haarfarben von 10 führenden Herstellern zeigte sich im April 2014, dass 106 mindestens ein potentielles Allergen enthalten. Im Durchschnitt jedoch enthielten die Haarfärbemittel sechs Stoffe, die zu Kontaktallergien führen können. Di-Phenylendiamin, Resorcin und M-Aminophenol sind die bekanntesten und häufigsten unter den potentiell schädlichen Stoffen in Haarfarben. Dazu nach das Wasserstoffperoxid, das unweigerlich notwendig ist, wenn man sein Haar blondieren will. Ihm wird nachgesagt, dass es extrem aggressiv ist, das Haar unter anderem spröde und brüchig macht. Dies hat zur Folge, dass weitere Mittelchen notwendig erscheinen, um das Haar wieder geschmeidig zu machen. Nein, danke. An diesem ständigen Chemie-Einsatz will ich persönlich nicht beteiligt sein.

Und Sie, liebe LeserIn? Gehen Sie nach wie vor nach dem alten Spruch "Wer schön sein will, muss leiden!". Ist es Ihnen egal, dass Sie ihren Körper und die Umwelt vielleicht auf Dauer mit all den Chemikalien schädigen können?

Wollen Sie einfach etwas Farbe haben? Nun, Mutter Natur ist es, die für jene, die gar nicht zu ihrer Haarfarbe stehen wollen, auch schon wieder einige Möglichkeiten parat hält:

Da ist der SALBEI, der den Glanz des Haares erhöht und bei grauem Haar helfen kann.

So stellen Sie das Färbemittel her:

  • 100 ml kochendes Wasser auf 4 EL getrocknete Salbeiblätter und 1 Beutel Schwarztee gießen
  • Die Blätter nach 30 Minuten abseihen und die Flüssigkeit auftragen
  • Lassen Sie das Färbemittel 30 Minuten einwirken, dann die Haare gründlich ausspülen

Walnussblätter oder Kaffeesatz für braunes Haar

Wer seine braune Haarfarbe etwas aufpeppen möchte, der sollte ein paar Walnussblätter sammeln, sich damit einen kräftigen Tee zubereiten und ins feuchte Haar einmassieren. Nach ein bis zwei Stunden Einwirkzeit sollten Sie bereits ein Ergebnis sehen. Ähnliche Ergebnisse können Sie mit Kaffeesatz erzielen. Diesen im Haar verteilen und zehn Minuten einwirken lassen. Kaffeesatz ist übrigens auch ein hervorragendes Peeling.

Kamille und Zitronensaft zur Aufhellung

  • Fünf Esslöffel Kamillenblüten mit einem Viertelliter Wasser aufkochen - anschließend abkühlen und ziehen lassen & abgießen
  • Verstärkt wird die Wirkung der Kamille durch den Saft einer Zitrone. Bei der nächsten Wäsche die Haare einfach damit abspülen und normal trocknen lassen.
  • Die Kamille hellt nicht nur schonend auf, sondern macht das Haar weich und geschmeidig. Kann natürlich nicht bei dunkelbraunem und schwarzen Haar wirken!
  • Auch die Rhabarberwurzel dient schon seit vielen Jahrhunderten zum Aufhellen der Haare.

Zum Violett-Färben dienen die Früchte des Schwarzen Holunders:

  • Für die Holundermaske benötigen Sie 300 bis 500 Gramm Holunder und ein Eigelb
  • Die Holunderbeeren vom Stiel trennen und anschließend am besten in einem Dampfkochtopf ¼ Stunde kochen, danach die Früchte zerstampfen, das Eigelb hinzugeben und alles vermengen
  • Die entstandene Maske in das feuchte Haar einmassieren und für etwa ein bis zwei Stunden lufttrocknen lassen. Danach alles sorgfältig ausspülen
  • Sicherheitshalber probieren Sie die Mischung zunächst an einer Haarsträhne aus, um die Intensität bzw. die Einwirkzeit Ihrer selbst gemachten Farbe zu testen

Und zum Rotfärben natürlich die vielen Henna-Töne. Achten Sie dabei vor allem auf Produkte aus dem fairen Handel, und dass sie bio sind.

Nun, natürliche Haarfärbemethoden wurden aufgezeigt!! Sie sind nachhaltig, kostengünstig und bieten eine schonende Alternative zu herkömmlichen chemischen Produkten. Vor allem für Allergiker oder Menschen mit empfindlicher Haut sind sie eine Wohltat. Alle Angaben natürlich ohne Gewähr. Jeder Mensch ist ein Individuum. Und bei Interesse einfach auch weiterführende Literatur zu diesem Thema verwenden!

Meine Schlußworte:

"Mädels! Aber natürlich auch Burschen! Stehen wir einfach zu dem, was uns die Natur geschenkt hat, und sagen wir ja zu unseren Haarfarbe, manche vielleicht auch schon zu unseren ersten grauen Haaren, die sich unausweichlich, bei einigen früher, bei anderen später zeigen."

Die Kraft der Natur zu nutzen, um mit sich und der Umwelt ins Reine zu kommen, ist Weekend-Bloggerin Claudia Ortner ein besonderes Anliegen. Auf weekend.at gibt die Oberösterreicherin Tipps, damit ein Leben im Namen der Nachhaltigkeit besser gelingt.

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