Standseilbahn Lissabon: Schwere Vorwürfe nach Unglück
Inhaltsverzeichnis
- Katastrophe in Lissabon erschüttert die Nation
- Entgleisung im Herzen der Stadt
- Kabelriss und Bremsprobleme im Fokus
- Sparpolitik bei Wartung und früherer Unfall
- Betreiber verteidigt sich
- Sicherheit an allen Standseilbahnen überprüft
Am Mittwochabend ist es in Lissabon zu einer Katastrophe gekommen: Die historische Standseilbahn „Elevador da Glória“ ist entgleist und umgestürzt. Mittlerweile ist die Zahl der Todesopfer auf 17 gestiegen, darunter auch Menschen, die zunächst schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurden. 21 Personen wurden verletzt, darunter auch ein Kind. Der Betreiber Carris steht nach der Tragödie massiv in der Kritik.
Entgleisung im Herzen der Stadt
Kurz nach 18 Uhr Ortszeit hat es nahe der Avenida da Liberdade ohrenbetäubend gekracht. Die historische Standbahn ist ungebremst den Hang hinuntergerast. Der Wagen überschlug sich, krachte mit voller Wucht gegen ein Gebäude am Restauradores-Platz und zerbarst. Fahrgäste schrien, sprangen panisch aus den Fenstern, während der zweite Wagen unten an der Strecke stark ruckelte, aber nicht entgleiste.
Kabelriss und Bremsprobleme im Fokus
Die Unfallursache ist weiterhin nicht abschließend geklärt. Im Zentrum der Ermittlungen der Unfallbehörde GPIAAF steht ein möglicher Bruch des Sicherheitskabels, der den Bremsmechanismus außer Kraft gesetzt haben könnte. Portugiesische Medien berichten zudem von Hinweisen auf Probleme mit der Seilspannung. Auch ein generelles Versagen der Bremsen wird geprüft. Die Polícia Judiciária hat Spuren am Wrack gesichert und eine Hotline für Angehörige eingerichtet.
Sparpolitik bei Wartung und früherer Unfall
Nach dem Unglück wird die Kritik lauter, dass an der Wartung gespart worden sei. Angestellte des Betreibers Carris hatten bereits zuvor gewarnt, dass die Pflege der historischen Wagen an einen externen Dienstleister ausgelagert worden sei und es dort immer wieder zu schlampiger Arbeit gekommen sei. Schon 2018 war die Bahn an derselben Stelle entgleist, damals jedoch ohne Verletzte. Gewerkschaften sprechen jetzt von jahrelangen Einsparungen bei der Sicherheit.
Betreiber verteidigt sich
Carris weist die Vorwürfe zurück. Alle Wartungsprotokolle seien eingehalten worden, erklärt das Unternehmen. Zuletzt habe es im Jahr 2022 eine Generalüberholung gegeben, 2024 fand die planmäßige Zwischenwartung statt. Laut Betreiber werden die Anlagen regelmäßig – monatlich, wöchentlich und sogar täglich – kontrolliert. Der aktuelle Wartungsvertrag liegt seit 2022 bei der Firma MAIN – Maintenance Engineering, die auch für andere historische Bahnen in Lissabon zuständig ist.
Sicherheit an allen Standseilbahnen überprüft
Als Reaktion auf die Katastrophe hat die Stadt Lissabon den Betrieb der weiteren Standseilbahnen Bica, Lavra und Graça vorübergehend ausgesetzt. Erst nach umfassenden technischen Prüfungen sollen sie wieder in Betrieb gehen.