Russen-Sonde stürzt ab: Österreich in Einschlagzone
- Sowjetisches Venusprogramm
- Kosmos 482 kehrt zurück
- Gefahr für Mensch und Umwelt?
- Einschlag schwer vorhersehbar
- Experten geben Entwarnung
Ein Relikt aus der Zeit des Kalten Krieges stürzt auf die Erde: Die sowjetische Raumsonde Kosmos 482 wird am Samstag, dem 10. Mai, unkontrolliert auf die Erdoberfläche treffen. Wo genau, ist noch unklar, Österreich liegt jedoch in der potenziellen Gefahrenzone.
Sowjetisches Venusprogramm
Die Sowjetunion war in den 1960er- bis 1980er-Jahren führend in der Venus-Erforschung. Mit über zwei Dutzend Missionen im Rahmen des Venera-Programms wurde Raumfahrtgeschichte geschrieben. Venera 3 war 1966 das erste menschengemachte Objekt, das auf einem anderen Planeten aufschlug, Venera 7 gelang 1970 die erste weiche Landung auf der Venus.
Kosmos 482 kehrt zurück
Kosmos 482 wurde am 31. März 1972 als Schwestersonde von Venera 8 gestartet. Ein technischer Fehler verhinderte jedoch die geplante Reise zur Venus. Die Oberstufe der Rakete zündete zu früh, sodass die Sonde in der Erdumlaufbahn verblieb. Seitdem umkreist sie die Erde. Jetzt, nach über 50 Jahren, tritt das Titanmodul in die Atmosphäre ein. Der Absturz wird zwischen dem 8. und 12. Mai erwartet, mit dem wahrscheinlichsten Termin am Samstagvormittag.
Gefahr für Mensch und Umwelt?
Da die Landekapsel für die extremen Bedingungen auf der Venus konzipiert wurde, dürfte sie den Eintritt in die Erdatmosphäre weitgehend unbeschadet überstehen. Das Objekt besteht aus Titan, einem Metall mit einem Schmelzpunkt von 1.700 Grad Celsius. Das ist ausreichend, um der Hitze beim Wiedereintritt zu trotzen. Experten rechnen damit, dass die 500 Kilogramm schwere Kapsel in einem Stück auf die Erde treffen wird.
Einschlag schwer vorhersehbar
Laut ESA und internationalen Beobachtern wird die Sonde am Samstag gegen 10:16 Uhr MESZ einschlagen – mit einer Unsicherheit von bis zu neun Stunden. Der mögliche Aufschlagkorridor erstreckt sich zwischen 52 Grad nördlicher und südlicher Breite und damit über nahezu alle dicht besiedelten Regionen der Erde, darunter Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika sowie Australien. Auch Österreich liegt vollständig in der potenziellen Einschlagzone.
Experten geben Entwarnung
Trotz der robusten Bauweise der Sonde gilt das Risiko als gering. Etwa 71 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt, weshalb ein Einschlag im Ozean als wahrscheinlich gilt. Zudem ist der Eintrittswinkel flach, was die Überlebenswahrscheinlichkeit des Objekts erhöht, aber auch die Chancen auf eine gefahrlose Landung verbessert. Die ESA und andere Raumfahrtagenturen überwachen den Flugverlauf in Echtzeit.