Direkt zum Inhalt
Ein Containerschiff des Maersk-Konzerns liegt in einem Hafen vor Anker
Die zweitgrößte Containerschiff- reederei ist der dänische Maersk-Konzern. Das Familienunternehmen hatte in 99 Jahren als AG erst zwei Aufsichtsratsvorsitzende.
Die zweitgrößte Containerschiff- reederei ist der dänische Maersk-Konzern. Das Familienunternehmen hatte in 99 Jahren als AG erst zwei Aufsichtsratsvorsitzende.
Daniel Bockwoldt / dpa / picturedesk.com

Mega-Umsätze: Die reichsten Familienunternehmen der Welt

15.01.2024 um 10:13, Patrick Deutsch & Jürgen Philipp
min read
BMW, Samsung, Nike oder Maersk sind Familienunternehmen. Sogar hinter dem größten Konzern der Welt überhaupt – Walmart – steht eine Familie.

Wenn wir in unseren Nike-Sneakern mit L’Oréal-gepflegtem Haar vor unserem Dell-Computer mit LG-Bildschirm sitzen, dabei in einen Mars-Riegel beißen, den wir aus unserer Louis-Vuitton-Tasche ziehen, und uns nach getaner Arbeit ein Red Bull gönnen – stecken überall Unternehmen dahinter, die sich in Familienbesitz befinden. Doch was gilt noch als Familienunternehmen?

8 Billionen Dollar Jahresumsatz

Laut der Unternehmensberater Ernst & Young (EY) ist dafür ein Mindestanteil von 32 Prozent der Firmenanteile nötig. In seinem jährlichen Ranking mit der Universität St. Gallen analysiert EY die 500 größten Familienunternehmen. Diese erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund acht Billionen – das ist eine acht mit zwölf Nullen – Dollar. Europäische Firmen sind auf der Liste nicht nur vertreten, sondern spielen in den Top-50 sogar die erste Geige. 19 sind aus Europa (EU plus Schweiz), 14 aus den USA, 13 aus Asien, zwei aus Kanada und zwei aus Südamerika. Zwar sind US-Unternehmen nach Einzelländern an der Spitze, Deutschland folgt aber bereits auf Platz zwei. Die drei größten europäischen Unternehmen ihrer Gattung stammen alle aus Deutschland: Die Schwarz Group (Lidl) ist globale Nummer vier, BMW auf Platz sechs (Fa­milie Quandt) und Bosch komplettiert das Trio. Auf der Liste finden sich Familien, die es mit Inspiration und Transpiration an die Spitze schafften und die von Dramen und Skandalen geprägt wurden, wie folgende Beispiele zeigen ...

Hologramm von Walmart-Gründer Sam Walton im Walmart-Museums
Walmart-Gründer Sam Walton kann man heute noch „live“ treffen, obwohl er 1992 verstorben ist. Ein Hologramm im Walmart Museum macht das möglich.

Familie der Superlative: Die Waltons

In Bentonville, Arkansas, leben rund 55.000 Einwohner, also rund 9.500 weniger als in Wels, dennoch werden von dort aus 2,3 Millionen Arbeitnehmer koordiniert. So viel wie in keinem anderen privaten Unternehmen. Bentonville ist der Sitz von Walmart, dem größten Unternehmen der Welt. Der Handelsriese schlägt mit 573 Mrd. USD Umsatz selbst Saudi Aramco (535 Mrd. USD) und Amazon (514 Mrd. USD). Gründer Sam Walton, ein US-Veteran, stieg nach dem Zweiten Weltkrieg in den Einzelhandel ein. ­Einige Zeit lang war er Franchise­nehmer, ehe er selbst zur Marke ­wurde. 1962 eröffnete er den ersten Walmart (Waltons Market) in Arkansas. Zehn ­Jahre später holte man sich frisches Kapital von der Börse und man beteiligte die Mitarbeiter am Gewinn. Diese können sich bis heute Prämien auszahlen lassen oder Aktien halten. So richtig bergauf ging es Mitte der 1980er-Jahre. 1991 erst folgte der Schritt zur Expansion außerhalb der USA nach Mexiko. Dort stieg man schnell zum Marktführer auf, eroberte Kanada und Großbritannien. Knapp 11.000 Supermärkte, Hypermärkte, Clubs und Apotheken betreibt Walmart heute weltweit. Doch nicht überall hatte man Erfolg. Aus Deutschland, Österreich und Südkorea zog man sich wieder zurück. Nach wie vor hält die Familie 48,9 Prozent der Anteile. Wie viel jeder Einzelne hält, ist ein Familiengeheimnis. Alice, Sams älteste Tochter, arbeitete nur in den 1970er-Jahren für das Unternehmen, als Verkäuferin, dennoch gilt sie als eine der reichsten Frauen in den USA. Jim, Sams jüngster Sohn, ist Vorsitzender der haus­eigenen Bank. Jims Bruder Rob Walton zog sich 2015 aus dem Vorstand des Konzerns zurück. Bruder John Walton starb 2005 bei einem Flugzeugabsturz. Sein Sohn Lukas erbte damals 11 Mrd. USD.

Gianni Agnelli junior vor einem FIAT-Werk
Gianni Agnelli junior, auch „L’Avoccato“genannt, übernahm 1966 die Leitung der Fiat-­Gruppe und baute sie zum größten Industriekonzern Italiens aus.

Grande Famiglia: Die Agnellis

Was haben Ira Fürstenberg, Hubertus von Hohenlohe und Lapo Elkann gemeinsam? Sie alle sind Teil der Familie Agnelli. Alles begann mit Giovanni Agnelli senior, Sohn eines Politikers und Großgrundbesitzers. „Il Senatore“ gründete mit einigen Mitstreitern Fiat, war von 1920 bis 1943 Präsident des Unternehmens und machte daraus einen der damals größten Autohersteller Europas. Sohn Eduardo ­erlebte das nicht mehr. Er verunglückte 1935 bei einem Unfall mit einem Wasserflugzeug tödlich. Seine Söhne Gianni und Umberto blieben im Unternehmen, während Tochter Susanna Italiens erste Außenministerin wurde. Eduardos Fußballleidenschaft sorgte dafür, dass bis heute die Agnellis 63 Prozent der Anteile von Juventus Turin halten. Doch zurück zu Agnelli ­junior: „L’Avoccato“ übernahm 1966 die Leitung der Fiat-Gruppe und baute sie zum größten Industriekonzern Italiens aus. Er selbst wurde zum personifizierten Symbol des Kapitalismus. Seine Enkel John und Lapo Elkann sind heute am Ruder. John Elkann ist CEO der familieneigenen Beteiligungsgesellschaft Exor. Exor mit Sitz in den Niederlanden hält für die Familie unter anderem rund 14 Prozent der Anteile am Autobauer Stellantis und besitzt zudem 100 Prozent am Rückversicherer PartnerRe, 22,9 Prozent an Ferrari, 27 Prozent an ­Iveco, 43,4 Prozent am Verlag „Economist“ und, wie bereits erwähnt, 63 Prozent am Fußballklub Juventus Turin. Deren Ex-Präsident Andrea Agnelli auch Ex-Aufsichtsrat bei Exor war. Warum Ex? Ein Bilanzskandal bei Juve zwang ihn zum Rückzug.

Der ehemalige Chef der Mærsk-Reederei Arnold Mærsk Mc-Kinney Møller
Arnold Mærsk Mc-Kinney Møller formte aus einem Mittelständler eine der größten Containerschiffsreedereien der Welt. Der disziplinierte Däne wurde 99 Jahre alt.

Auf hoher See: Die Mærsks

Peter Mærsk Møller erlitt Schiffbruch: Im wahrsten Sinne des Wortes. 1883 kenterte das unter seinem Kommando stehende Segelschiff „Valkyrie“. Der Däne, der als ­Kabinenjunge begann, kam ins Grübeln. Wären aus Stahl gebaute Dampfschiffe nicht die bessere Alternative? Er las sich ein und kaufte 1886 ein Dampfschiff, die „Laura“, benannt nach der Tochter seines Financiers. 1904 gründete er mit Sohn Arnold Peter ­Møller eine Aktiengesellschaft. Die internationale Expansion begann, zur eigenen Werft kamen Aktivitäten in der Öl- und Gasbranche. So richtig mit Volldampf in See stach die Reederei aber erst, als Enkel Arnold Mærsk Mc-Kinney ­Møller 1965 das Steuerrad übernahm. Er baute das Unternehmen zur größten Containerschiffsreederei der Welt und zum zeitweise größten Unternehmen in ganz ­Europa aus.  Die Dänen sind ein Musterbeispiel für Geschäftsmodelldiversifizierung. Über 450 Tochtergesellschaften gehören den Mærsks, von Lebensmittelketten über Raffinerien bis hin zu einer Fluggesellschaft. Kontinuität war dabei immer die größte Stärke. Bis zum Abgang von Arnold Mærsk Mc-Kinney Møller 2003 hatte das Unternehmen in 99 Jahren nur zwei Aufsichtsratsvorsitzende. Ironie des Schicksals: Arnold starb im Alter von 99 Jahren. Seine jüngste Tochter Ane Mærsk Mc-Kinney-Uggla übernahm den Vorstandsvorsitz des Verwaltungsrats der A.P Moeller-Mærsk Holding, die auch die Anteile der Reederei kontrolliert. Sie gilt bis heute als die mächtigste Frau Dänemarks. Ihr Sohn Robert Mærsk Uggla folgte ihr in dieser Position im Jahr 2016.

Die 10 reichsten Familienunternehmen weltweit

  1. Walmart Inc. Umsatz: 572,8 Mrd.USD Mitarbeiter: 2.300.000 USA, Familie: Walton
  2. Berkshire Hathaway, Inc. Umsatz: 276,1 Mrd.USD Mitarbeiter: 372.000 USA, Familie: Buffett
  3. Cargill, Inc. Umsatz: 165 Mrd.USD Mitarbeiter: 155.000 USA, Familie: Cargill-MacMillan
  4. Schwarz Group Umsatz: 151,5 Mrd.USD Mitarbeiter: 550.000 Deutschland Familie: Schwarz
  5. Ford Motor Company Umsatz: 136,3 Mrd.USD Mitarbeiter: 183.000 USA, Familie: Ford
  6. Bayerische Motoren Werke AG (BWM) Umsatz: 131,6 Mrd.USD Mitarbeiter: 118.909 Deutschland, Familie: Quandt
  7. Koch Industries Inc. Umsatz: 125 Mrd.USD Mitarbeiter: 120.000 USA, Familie: Koch
  8. Comcast Corp. Umsatz: 116,41 Mrd.USD Mitarbeiter: 189.000 USA, Familie: Roberts
  9. Dell Technologies Inc. Umsatz: 101,2 Mrd.USD Mitarbeiter: 133.000 USA, Familie: Dell
  10. Reliance Industries Ltd. Umsatz: 94 Mrd.USD Mitarbeiter: 342.982 Indien, Familie: Ambani

more