Polizei stoppt Ausbildung: Hunderte Bewerber betroffen
Inhalt
- Bewerber stehen vor dem Nichts
- Gewerkschaft kritisiert Ministerium scharf
- Innenministerium hält sich bedeckt
Mehr als 400 Ausbildungsplätze für die Grundausbildung bei der Polizei sind kurzfristig gestrichen worden, das geht aus einem Schreiben des Innenministeriums an die Landespolizeidirektionen vom 17. Juni hervor. Besonders brisant: Zu diesem Zeitpunkt liefen in mehreren Bundesländern noch die Aufnahmeverfahren. In Kärnten fanden etwa just an diesem Tag Bewerbungsgespräche statt.
Ursprünglich sollten im September österreichweit 694 Personen ihre Ausbildung beginnen. Übrig bleiben nun nur 288 Plätze – ausschließlich in Wien, Oberösterreich und Vorarlberg. In sechs Bundesländern (darunter Steiermark, Niederösterreich, Tirol, Kärnten, Salzburg und Burgenland) fallen die Lehrgänge komplett aus.
Bewerber stehen vor dem Nichts
Viele Bewerber hatten sich nach guten Testergebnissen bereits eingerichtet. Wohnungen wurden gesucht, Jobs gekündigt und teils viel Geld in Vorbereitung investiert. Einer berichtete gegenüber der APA von 420 Euro Kurskosten. Ein anderer nannte das abrupte Aus „eine Katastrophe“ für die Lebensplanung. Eine Bewerberin hatte sich für den September-Lehrgang entschieden und daraufhin ihren Job gekündigt, nun steht sie ohne Ausbildung und Einkommen da.
Gewerkschaft kritisiert Ministerium scharf
Die Polizeigewerkschaft zeigt sich empört. FSG-Vizevorsitzender Hermann Greylinger spricht gegenüber APA von einem „Gustostückerl der Personalpolitik“ und betont, ein derartiges Vorgehen habe er in 48 Jahren Polizeidienst noch nie erlebt. Auch Martin Heinzl (FCG) warnte bereits am Wochenende im Ö1-Morgenjournal vor Imageschäden für die Exekutive.
Innenministerium hält sich bedeckt
Eine detaillierte Stellungnahme zu den Kosten der Aufnahmeverfahren oder dem genauen Zeitpunkt der Entscheidung steht weiterhin aus. Aus dem Ministerium hieß es lediglich, man habe mit betroffenen Bewerbern Kontakt aufgenommen und sie auf alternative Möglichkeiten in Wien oder Vorarlberg hingewiesen. Ob es künftig erneut zu solch kurzfristigen Kürzungen kommen könnte, bleibt offen.