Nordkorea: Kriegsschiff bei Zeremonie zerstört
In Nordkorea ist es bei der feierlichen Zeremonie zum Stapellauf eines neuen Kriegsschiffes zu einem schweren Zwischenfall gekommen. Die Choe Hyon wurde am 21. Mai im Hafen von Chongjin zu Wasser gelassen. Dabei kippte das Schiff zur Seite und wurde schwer beschädigt. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un war bei der Veranstaltung persönlich anwesend.
Zerstörer Choe Hyon
Bei der Choe Hyon handelt es sich um den ersten Zerstörer einer neuen Schiffsklasse der nordkoreanischen Marine. Das Schiff ist etwa 140 bis 145 Meter lang und wiegt rund 5.000 Tonnen. Nordkoreanischen Darstellungen zufolge ist es mit fortschrittlichen Waffensystemen ausgestattet und kann taktische Atomraketen tragen. Die Bewaffnung umfasst unter anderem 74 vertikale Startzellen, ein 127-mm-Hauptgeschütz, Flugabwehrsysteme russischer Bauart, Torpedorohre und verschiedene Raketenwerfer.
Laut offiziellen Angaben wurde der Zerstörer, der Teil jenes Flottenprogramms ist, mit dem Nordkorea seine Marinekapazitäten ausbauen will, in etwa 400 Tagen gebaut. Es handelt sich um das größte Kriegsschiff, das bislang im Land konstruiert wurde.
Unfall beim Stapellauf
Der Unfall ereignete sich während des seitlichen Stapellaufs, einer in Nordkorea bisher nicht erprobten Methode. Der Mechanismus versagte offenbar: Das Heck des Schiffs rutschte frühzeitig ab, während der Bug auf dem Bock hängen blieb. Das Schiff kippte zur Seite, Teile des Rumpfbodens wurden beschädigt. Eine unabhängige Bestätigung durch Südkoreas Militär liegt vor.
Als Ursache nennt der staatliche Nachrichtensender KCNA operative Nachlässigkeit und fehlende Erfahrung bei der Durchführung des Manövers. Auch externe Analysen sprechen von einem konstruktiven Problem. Die Werft sei für Schiffe dieser Größe schlichtweg nicht geeignet.
Lage nach dem Unfall
Aktuell liegt das Schiff im Wasser auf der Seite. Experten gehen davon aus, dass der Schaden erheblich ist. Eine vollständige Instandsetzung könnte Monate dauern. Nordkorea besitzt laut Militäranalysten kein geeignetes Drockendock, um Schiffe dieser Größe zu reparieren. Dennoch hat Kim Jong Un die vollständige Wiederherstellung des Schiffes bis Ende Juni angeordnet. Ob das technisch umsetzbar ist, gilt als fraglich.
Kims Jong Un: Krimineller Akt
Kim Jong Un sprach nach dem Vorfall von einem „kriminellen Akt“ und machte mehrere staatliche Stellen für das Scheitern verantwortlich, darunter die Munitionsindustrie, die Universität für Schiffbautechnik und das zentrale Entwurfsbüro. Der Vorfall soll bei der nächsten Sitzung des Zentralkomitees der Partei thematisiert werden. Die Reparatur sei „nicht nur eine praktische, sondern eine politische Aufgabe“, hält er fest.
Dass Nordkorea den Unfall so offen kommuniziert, ist ungewöhnlich. Das Regime räumt operative Fehlschläge nur selten öffentlich ein. Beobachter werten die rasche Veröffentlichung als Hinweis auf den hohen innenpolitischen Stellenwert des Projekts.