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Standbild eines iranischen Fernsehsenders zeigt dunkle Rauchschwaden, die hinter einem Erdhügel und einer Straße aufsteigen. Im Hintergrund sind Berge zu sehen. Die Aufnahme stammt offenbar aus der Nähe der Anlage in Natans nach israelischen Luftschlägen.
Dichter Rauch steigt nach israelischen Luftangriffen über dem Iran auf.
Dichter Rauch steigt nach israelischen Luftangriffen über dem Iran auf.
- / AFP / picturedesk.com

Offener Krieg: Israel bombardiert Iran

13.06.2025 um 08:25, Stefanie Hermann
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Mit über 200 Kampfjets hat Israel in einer beispiellosen Aktion mutmaßliche Urananlagen im Iran attackiert. Der Iran kündigt Vergeltung an und feuert Raketen.

In der Nacht auf Freitag hat Israel mit einer massiven Militäraktion Ziele im Iran angegriffen. Das israelische Militär sprach von einer „präventiven, präzisen, kombinierten Offensive“, mit der man das iranische Atomprogramm sowie andere militärische Infrastrukturen attackiert habe. Der Iran hat massive Vergeltung angekündigt. Bereits am frühen Freitagmorgen seien über 100 Drohnen aus dem Iran in Richtung Israel gestartet, wie die israelische Armee erklärt. Auch ein massiver ballistischer Gegenschlag wurde in Aussicht gestellt.

Israel bombardiert iranisches Atomprogramm

Die Karte zeigt weitere Nuklearstandorte, darunter Fordo, Isfahan und Bushehr.

Es sei ein sehr erfolgreicher Eröffnungsschlag gewesen, sagt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu den Angriffen. Die Offensive habe sich gezielt gegen Einrichtungen zur Urananreicherung sowie ballistische Raketenprogramme gerichtet. Laut Netanjahu sei „das Herz des iranischen Atomprogramms“ getroffen worden – darunter die zentrale Urananreicherungsanlage in Natans. Das israelische Militär bestätigt, Dutzende militärische Ziele in mehreren Regionen angegriffen zu haben. Laut Armeesprecher Effie Defrin seien rund 200 Kampfflugzeuge im Einsatz gewesen.

Hochrangige Kommandeure getötet

Bei dem Angriff sind laut iranischen Staatsmedien mehrere hochrangige Personen ums Leben gekommen. Getötet wurden unter anderem Hossein Salami, Chef der iranischen Revolutionsgarden, sowie Armeechef Mohammed Bagheri. Zudem bestätigte Teheran den Tod der Nuklearwissenschaftler Mohammad Mehdi Teheranchi und Fereydoun Abbasi-Davani.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigt, dass die Urananreicherungsanlage Natans unter den Zielen war. IAEA-Chef Rafael Grossi spricht von einer äußerst besorgniserregenden Lage. Strahlenwerte seien bislang jedoch nicht erhöht.

Bilder aus Teheran zeigten zerstörte Wohnhäuser, Rettungskräfte suchten unter Trümmern nach Opfern. Angaben zu zivilen Opfern liegen derzeit noch nicht vor.

Offensive dauert an

Ein Ende der Angriffe ist aktuell nicht absehbar. Bei der israelischen Offensive handelt es sich laut Angaben des Militärs erst um die erste Phase eines umfassenderen Plans. "Diese Operation wird so viele Tage andauern, wie es braucht, um diese Bedrohung zu beseitigen", so Netanjahu.

Geheimdienstinformationen zufolge habe sich der Iran kurz vor einem „point of no return“ bei der Entwicklung einer Atombombe befunden. Israel habe keine andere Wahl gehabt, als jetzt zu handeln. „Wenn wir jetzt nicht handeln, wird es keine nächste Generation mehr geben", rechtfertigt Netanjahu den Angriff.

Iran droht mit Rache: Gegenangriff läuft

Ayatollah Ali Khamenei kündigt nach dem israelischen Angriff harte Konsequenzen an. Israel müsse mit „einer harten Bestrafung“ rechnen. Am Morgen nach dem Angriff habe der Iran über 100 Drohnen gestartet, zusätzlich werde es Raketenangriffe geben.

Israel bereitet sich vor

Als Reaktion auf den drohenden Gegenschlag hat Israel den Ausnahmezustand verhängt. Der Luftraum ist geschlossen, die Bevölkerung aufgefordert, sich in Schutzräumen bereitzuhalten. Israel stellt sich auf massive Gegenangriffe ein.

USA: Kein Eingreifen

Der Iran macht die Vereinigten Staaten unterdessen für den Angriff mitverantwortlich. Die Offensive hätte nicht ohne die Koordinierung und Genehmigung der Vereinigten Staaten ausgeführt werden können, zeigt sich das iranische Außenministerium überzeugt.

Die US-Regierung bekräftigt in einer ersten Reaktion, nicht an den Angriffen beteiligt gewesen zu sein. Israel habe den USA mitgeteilt, dass der Angriff „für seine Verteidigung notwendig“ sei. Präsident Donald Trump sagte gegenüber Fox News: „Der Iran darf keine Atombombe haben.“ Zugleich rief er zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Ob die Verhandlungen angesichts der israelischen Offensive fortgesetzt werden, ist aktuell noch nicht klar.

Internationale Reaktionen

UN-Generalsekretär António Guterres verurteilt die militärische Eskalation scharf. Er fordert „unter allen Umständen eine Eskalation zu vermeiden“.

Auch aus der arabischen Welt kommt lautstarke Kritik: Saudi-Arabien verurteilt die israelischen Angriffe als „ruchlos“ und „klare Verletzung internationalen Rechts“. Die omanische Regierung spricht von einer „gefährlichen und rücksichtslosen Eskalation“, die auch die laufenden Vermittlungsbemühungen in Muskat gefährde.

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