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Mehrere Hochhäuser in Hongkong stehen in Flammen, dichter Rauch steigt auf; Bambusgerüste und Fassaden brennen während eines Großbrandes im Wohnkomplex Wang Fuk Court in Tai Po.
Der Großbrand in Hongkong hat bislang 44 Todesopfer gefordert.
Der Großbrand in Hongkong hat bislang 44 Todesopfer gefordert.
APA-Images / Zuma / Vernon Yuen

Großbrand in Hongkong: 44 Tote und Hunderte Vermisste

27.11.2025 um 08:04, Stefanie Hermann
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Hongkong erlebt die schwerste Brandkatastrophe seit Jahrzehnten: Der Großbrand in Tai Po forderte 44 Todesopfer. Hunderte Personen sind noch vermisst.

In Hongkong hat ein Großbrand in der Wohnanlage Wang Fuk Court im Stadtteil Tai Po mindestens 44 Menschen das Leben gekostet. Rund 45 weitere Personen wurden verletzt, 279 gelten noch als vermisst. Das Feuer war am Mittwochnachmittag ausgebrochen und hatte sich innerhalb kürzester Zeit auf sieben der insgesamt acht 31-stöckigen Gebäude ausgebreitet.

Der Brand in Tai Po gilt als einer der schwersten in Hongkong seit Jahrzehnten. In der Anlage aus den 1980er Jahren leben rund 4.800 Menschen, viele davon ältere Personen. Am Donnerstagmorgen stiegen weiterhin Rauchschwaden über den Hochhäusern auf, während die Feuerwehr letzte Glutnester löschte.

Einsatzkräfte im Dauereinsatz

Mehr als 800 Feuerwehrleute und Sanitäter kämpften stundenlang gegen die Flammen. Insgesamt kamen über 140 Fahrzeuge zum Einsatz. Die Rettungskräfte konnten zahlreiche Bewohner sowie mehrere Haustiere retten. Etwa 900 Menschen suchten Zuflucht in Notunterkünften.

279 Menschen gelten weiterhin als vermisst, aktuell gibt es 44 bestätigte Tote. Unter den Todesopfern befindet sich auch ein 37-jähriger Feuerwehrmann, der während des Einsatzes kollabierte und wenig später im Krankenhaus starb.

Brandursache und Brandbeschleuniger

Es wird vermutet, dass das Feuer außen an einem Baugerüst begann und sich über Netze und Polystyrolplatten ins Innere ausbreitete. Zum Zeitpunkt des Brandes liefen umfangreiche Renovierungsarbeiten. Die Gebäude waren mit traditionellen Bambusgerüsten und grünen Schutznetzen umgeben, was das rasche Übergreifen der Flammen begünstigt haben dürfte. Feuerwehrleute berichteten von extremen Temperaturen in den oberen Etagen und massiven Schwierigkeiten beim Zugang zu den Wohnungen.

Drei Festnahmen wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung

Wie die Hongkonger Polizei mitteilte, wurden drei Männer im Alter zwischen 52 und 68 Jahren festgenommen. Sie sollen Mitarbeiter einer Baufirma sein, die an den Renovierungen beteiligt war. Ihnen wird fahrlässige Tötung vorgeworfen. Untersucht werden derzeit die Sicherheitsvorkehrungen, verwendeten Baumaterialien und mögliche Verstöße gegen Brandschutzauflagen – darunter blockierte Fenster und der Einsatz leicht entflammbarer Dämmstoffe.

Reaktionen und Anteilnahme nach der Brandkatastrophe

Hongkongs Regierungschef John Lee zeigte sich tief betroffen und versprach umfassende Aufklärung. „Die Priorität ist, die Eingeschlossenen zu retten, die Verletzten zu versorgen und die Ursache des Feuers gründlich zu untersuchen“, erklärte Lee in einer nächtlichen Stellungnahme. Auch Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping äußerte laut Staatsfernsehen sein Beileid und sicherte der Sonderverwaltungsregion Unterstützung bei den Rettungs- und Wiederaufbaumaßnahmen zu. Aus dem Ausland kamen zahlreiche Kondolenzen. Das britische Generalkonsulat, die EU-Kommission und die US-Botschaft bekundeten ihr Mitgefühl mit den Opfern. Eine Anwohnerin des Wohnhauses in Tai Po sagte gegenüber AFP: „Es ist herzzerreißend. Wir befürchten, dass noch Menschen eingeschlossen sind.“

Kritik an Sicherheitsstandards

Der Brand wirft erneut Fragen nach der Sicherheit traditioneller Bambusgerüste auf, die in Hongkong trotz moderner Alternativen noch weit verbreitet sind. Bereits in den vergangenen Jahren hatte es mehrere Vorfälle gegeben, bei denen Gerüstkonstruktionen die Ausbreitung von Bränden begünstigten. Die geltenden Vorschriften sollen nun umfassend überprüft werden.

Quellen und weiterführende Informationen

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