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Das Sandmännchen ist einer weiteren Figur.
"Unser Sandmännchen" wird seit 1959 produziert und gilt damit als die längste Fernsehserie der Welt.
"Unser Sandmännchen" wird seit 1959 produziert und gilt damit als die längste Fernsehserie der Welt.
Carsten Koall / dpa / picturedesk.com

Sandmännchen wird woke: Transfigur klärt Kids auf

27.09.2023 um 15:39, Simone Reitmeier
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In einer Folge von "Unser Sandmännchen" taucht Herr Ingeborg auf, eine transsexuelle Frau. Die erste queere Figur in der Kindersendung sorgt für Aufregung.

Grünes Kleid, Perlenkette, Glatze und Oberlippenbart – das ist "Herr Ingeborg", die erste Transfrau in der Kindersendung "Sandmännchen". Die Figur ist bewusst kontrastreich und bricht mit den typischen Geschlechterstereotypen.

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Das ist "Herr Ingeborg"

Seit 1959 schicken das Sandmännchen und seine niedlichen Freunde Kinder in Deutschland und Österreich mit Gutenachtgeschichten ins Bett. Eltern staunten nicht schlecht, als jüngst plötzlich ein gewisser Herr Ingeborg über die TV-Geräte flimmerte. Die Pronomen sind in diesem Fall nur grammatikalisch korrekt, denn bei der Figur handelt es sich um eine Transfrau. Das heißt: Herr Ingeborg wurde als Mann geboren, identifiziert sich aber als Frau. Herr Ingeborg kommt von einem anderen Planeten, ist Leuchtturmwärterin und auf der Suche nach einer Glühbirne. Ihre eigene ist kaputt, deshalb ist es auf ihrem Heimatplaneten dunkel. Soweit die Geschichte. Wie alle anderen Charaktere, wird auch dieser von einem Kind gesprochen.

Ausschnitt aus Sandmännchen mit Herrn Ingeborg und zwei weiteren Figuren.
Herr Ingeborg zeigt sowohl weibliche als auch männliche Attribute.

LGBTQ-Schule für die Kleinsten

Die Sendung "Unser Sandmännchen" wird für Kinder ab drei Jahren empfohlen. Macht es Sinn, sie in diesem Alter mit so komplexen Gender-Themen zu konfrontieren? "Kinder verhalten sich in der Regel bis zum Eintritt in den Kindergarten oder die Schule nicht geschlechtskonform. Das heißt, sie nehmen die Geschlechterrolle noch nicht wahr", erklärt Johannes Wahala von der Beratungsstelle auf Anfrage von weekend.at. Aus therapeutischer Sicht mache das aber durch aus Sinn. "Denn alles, was Lebensrealität ist, können wir von Kindern ohnehin nicht fernhalten", so Wahala weiter.

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Aus meiner Sicht ist das den Kindern zumutbar und im Hinblick auf die Vielfalt der Geschlechtsidentitäten auch sinnvoll.

Johannes Wahala, Psycho- und Sexualtherapeut, Beratungsstelle Courage

Große Bandbreite

Auf die Nachfrage beim deutschen Sender MDR, fiel die Antwort auf insgesamt sechs konkrete Fragen knapp aus. Unternehmenssprecher Felix Lange antwortete mit einem allgemein gehaltenen Statement. Beim Sandmännchen seien schon viele "Figuren liebevoll entwickelt" worden, die Bandbreite sei groß und abwechslungsreich. "Und in einer Folge ist Herr Ingeborg eine dieser Figuren." Die Rückmeldungen von Eltern seien im "üblichen Rahmen wie auch zu anderen Folgen" ausgefallen.

Werden Kinder dadurch toleranter?

Werden Kinder toleranter gegenüber Geschlechterrollen, wenn solche Figuren bereits in TV-Format für die Kleinsten integriert werden? Laut Walhala könnte das durchaus der Fall sein. "Mit einer solchen Aufklärung und Bildung wächst auch die Toleranz und Akzeptanz gegenüber Lebensrealitäten, der Vielfalt von sexuellen Orientierungen und Geschlechteridentitäten", meint der Psychotherapeut. Aus seiner Sicht geht es nicht darum, dass möglichst viele Transgender-Figuren in Kindersendungen vorkommen. Vielmehr sei es wichtig, "Lebensrealitäten vor Kindern nicht zu verheimlichen, sondern in Unterhaltungsformate zu integrieren". Und zwar "als nichts Besonderes, sondern als etwas Normales".

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