Achtung, hochgiftig: Der Ölkäfer in Österreich
Er ist klein, schwarzblau und zählt zu den giftigsten Tieren Österreichs: der 1 bis etwa 3,5 Zentimeter große Ölkäfer. Experten warnen, dass sich das Insekt in Deutschland – insbesondere an der Nord- und Ostsee – verbreitet. Eine Schule in Schleswig-Holstein hat aufgrund einer großen Käfer-Population sogar ihren Pausenhof geschlossen. Auch in Österreich könnte unter Umständen eines der Tierchen ihren Weg kreuzen. In diesem Fall gilt: nicht anfassen! Aber auch nicht töten!
Käfer ist deutlich zu erkennen
In Mitteleuropa kommen an die 30 verschiedenen Ölkäferarten vor, der häufigste ist der Schwarzblaue Ölkäfer, auch Maiwurm genannt. "In Österreich ist der Bestand aufgrund von Lebensraumzerstörung und Pestizideinsatz eher rückläufig", erklärt Nils Kley, Tiermediziner und Inhaber der "Welt der Gifte" in Salzburg. Wohl fühlt sich der Sechsfüßer eher im Osten Österreichs, an sandigen und offenen Stellen, Waldrändern, Lichtungen und Heiden – wie beispielsweise im Nationalpark Donau-Auen. Aber auch in Gärten richtet er sich häuslich ein. Insbesondere dann, wenn Bienennester vorhanden sind. Am häufigsten sind Ölkäfer im Mai anzutreffen, daher stammt auch der Name Maiwurm. Erste Sichtungen gibt es in der Regel aber ab März.
Das flugunfähige Insekt verfügt über einen schwarzblau glänzenden Körper, verkürzte Flügel und ein wuchtiges Hinterteil.
Tödlicher Giftstoff: Cantharidin
Wie alle anderen Arten besitzt der Schwarzblaue Ölkäfer den Giftstoff Cantharidin – für Warmblüter ein hochgradig wirksames Gift. Bereits ein einziger Käfer verfügt über eine so hohe Dosis, dass er damit einen erwachsenen Menschen theoretisch töten kann.
Aber auch das hätte mit dem Aufkommen von Viagra stark nachgelassen. Ein Gegengift gibt es übrigens nicht. "Wie so oft macht auch hier die Dosis das Gift. Sterben kann man nur durch direkten Kontakt, zum Beispiel wenn man den Käfer schluckt", erläutert Nils Kley. Fasst man das Tierchen an und gelangen die Giftbläschen auf die Haut, kommt es zu Verätzungen, Blasen, tiefen Nekrosen und Entzündungen. Besteht die Vermutung einer Vergiftung, ist umgehend die österreichische Vergiftungsinformationszentrale unter 01 406 43 43 anzurufen.
Fataler Liebestrunk
Cantharidin wurde in der Antike im medizinischen Bereich eingesetzt, um Krankheiten zu heilen. Aber nicht nur das, im antiken Griechenland nutzte man die Käfer für Hinrichtungen, auch bei Giftmorden sollen sie zum Einsatz gekommen sein. Mit Honig zubereitet ist man sogar der Meinung gewesen, der Ölkäfer könne die sexuelle Potenz steigern. Die Folgen des vermeintlichen Liebestranks: Kopfschmerzen, Schwindel, Dauererektion, Koma und im schlimmsten Fall der Tod.
Der Käfer sondert sein tödliches Gift nämlich nur dann ab, wenn er sich bedroht fühlt. Problematisch ist nur, wenn tote Insekten in das Futter von Nutztieren gelangen – das Gift in ihren Körpern kann Ziegen, Schafe und sogar Pferde zur Strecke bringen.