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Nächtliche Aufnahme von Moskau mit Flammen am Horizont
Tatort Konzerthalle: tödliches Attentat
Tatort Konzerthalle: tödliches Attentat
APA

Moskau: Festnahmen nach Anschlag mit über 100 Toten

23.03.2024 um 14:45, Andrea Schröder & APA, Red
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Nach dem Anschlag auf Besucher einer Konzerthalle bei Moskau steigt die Zahl der Todesopfer. Im Staatsfernsehen ist von 143 Toten die Rede.

Der Kreml vermeldete die Festnahme von elf Personen im Zusammenhang mit dem tödlichsten Anschlag in Russland seit 20 Jahren. Darunter seien auch die vier mutmaßlichen Attentäter.

Kreml bringt Ukraine ins Spiel

Diese waren nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes FSB auf dem Weg zur ukrainischen Grenze, als sie gefasst worden seien. Auf der ukrainischen Seite hätten sie über Kontakte verfügt. Belege für eine Verbindung in die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren Krieg führt, wurden jedoch zunächst nicht präsentiert.

Kiew bestreitet Beteiligung

Die Regierung in Kiew hatte bereits kurz nach dem Anschlag erklärt, sie habe mit der Angelegenheit nichts zu tun. Ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes bekräftigte das. Die russischen Angaben über Kontakte in der Ukraine seien ein Lüge. "Die Ukraine war natürlich nicht in diesen Terrorangriff involviert."

IS spricht von Krieg

Die radikale Miliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag für sich und veröffentlichte ein Foto, das die vier mutmaßlichen Attentäter zeigen soll. Der Anschlag stehe im Zusammenhang mit dem "tobenden Krieg" zwischen dem Islamischen Staat und den Ländern, die den Islam bekämpften, teilt die Nachrichtenagentur Amak, das Sprachrohr der IS-Miliz, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.

Offizielles Statement von Putin

Der russische Präsident Wladimir Putin nannte den Angriff eine "barbarische terroristische Tat" und sagte in einer Fernsehansprache, alle Angreifer seien festgenommen worden und hätten versucht, in die Ukraine zu fliehen. Vorläufige Informationen deuteten darauf, dass einige Personen auf ukrainischer Seite bereit gewesen seien, sie von Russland aus über die Grenze zu lassen, sagte Putin.

Anschlag bei Rockkonzert

Am Freitagabend hatten Täter in Tarnkleidung mit automatischen Waffen das Feuer auf Besucher der Crocus City Hall am Rande von Moskau eröffnet, wie das für Schwerverbrechen zuständige Ermittlungskomitee mitteilte. Einige Opfer seien durch Schüsse umgekommen, andere durch einen Großbrand, der in dem Gebäudekomplex ausgebrochen sei.

 

Panik bei Brand

Medienberichten zufolge legten die Angreifer das Feuer mit Benzinkanistern, die sie in Rucksäcken transportiert hätten. Menschen flohen in Panik. Laut einem Bericht des Nachrichtenportals Basa, das über gute Kontakte zu den Strafverfolgungsbehörden verfügt, wurden allein 28 Leichen in einem Toiletten-Raum entdeckt und 14 auf einer Treppe. "Viele Mütter wurden mit ihren Kindern in den Armen gefunden."

Entsetzen in Moskau

In Moskau bildeten sich lange Schlangen von Menschen, die Blut spenden wollten. Mehr als 120 Menschen wurden bei dem Angriff nach Angaben der Gesundheitsbehörden verletzt. Das Ermittlungskomitee erklärte, dass die Totenzahl voraussichtlich weiter steigen werde. Es setzte sie bei 115 an. Kurz darauf war vonseiten des staatlichen TV-Senders RT bereits von 143 Toten die Rede - allerdings ohne Nennung von Quellen.

Verdächtige wohl aus Tadschikistan

Nach Angaben des russischen Parlamentsabgeordneten Alexander Chinschtein flohen die Angreifer in einem Renault, der von der Polizei in der Region Brjansk etwa 340 Kilometer südwestlich von Moskau Freitagabend entdeckt wurde. Nach einer Verfolgungsjagd seien zwei Personen festgenommen worden. Die anderen beiden seien zu Fuß in einen Wald geflohen. Sie wurden aber offenbar später auch festgenommen. Chinschtein zufolge wurden in dem Auto eine Pistole, ein Waffenmagazin, und tadschikische Pässe gefunden. Tadschikistan ist ein überwiegend von Muslimen bewohnter Staat in Zentralasien, der einst zur Sowjetunion gehörte.

 

Opferzahlen steigen

Bei den Opfern soll es sich russischen Medien zufolge sowohl um Mitarbeiter als auch um Besucher der Konzerthalle handeln. Nach ersten offiziellen Angaben wurden mindestens 40 Menschen getötet. Das Nachrichten-Outlet "Basa" berichtete später, die Zahl der Toten nach dem Angriff sei auf 90 gestiegen.

Putin hat Warnungen ignoriert

Spekulationen über einen möglichen Terroranschlag in Moskau waren seit dem 7. März kursiert. Damals hatte die US-Botschaft eine diesbezügliche Warnung ausgesprochen, die am 8. März unter anderem auch vom österreichischen Außenministerium übernommen worden war. Putin hatte seinerseits am Dienstag "provokative Erklärungen einer Reihe von offiziellen westlichen Strukturen" über einen möglichen Terroranschlag in Russland heftig angeprangert.

All das erinnert an offene Erpressung und die Absicht, Angst zu verbreiten und unsere Gesellschaft zu destabilisieren.

Wladimir Putin

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