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Eine  Boeing 737 Max in der Luft
Die Vorfälle bei Boeing haben sich in den letzten Monaten gemehrt.
Die Vorfälle bei Boeing haben sich in den letzten Monaten gemehrt.
Lukas Wunderlich/iStock

Zufall? Zweiter Boeing-Whistleblower (44) gestorben

05.05.2024 um 08:27, Stefanie Hermann
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Boeing-Whistleblower Joshua Dean ist im Alter von nur 44 Jahren gestorben. Er hatte Produktionsfehler bei einem Zulieferer gemeldet.

Joshua Dean, ehemaliger Qualitätsprüfer bei Spirit Aerosystems, ist unerwartet im Alter von 44 Jahren verstorben, wie seine Familie auf Social Media bekannt gab. Dean war einer der ersten Whistleblower, die behauptet haben, dass es bei Boeing zu Produktionsfehlern kam.

Schwere Vorwürfe

Seine Anschuldigungen wogen schwer: Bereits 2022 meldete er, die Führung von Spirit würde Herstellungsfehler bei der Boeing 737 Max einfach ignorieren. In einer Beschwerde an die Federal Aviation Administration (FAA) hat er schwerwiegendes Fehlverhalten des leitenden Qualitätsmanagers der 737-Produktionslinie bei Spirit bemängelt. Im April 2023 wurde er daraufhin bei Spirit entlassen. Als unsachgemäß gebohrte Löcher im hinteren Teil der Max-Flugzeuge entdeckt wurden, gewann Dean rapide an Glaubwürdigkeit. Der Fehler war keineswegs unbekannt. Bereits 2019 ist er erstmals aufgetreten.

Dean war nicht der einzige, aber einer der ersten Whistleblower, die Unregelmäßigkeiten meldeten. Seine Entlassung sei eine Vergeltungsmaßnahme für seine Sicherheitsbedenken gewesen, war sich Dean sicher. "Whistleblower sind notwendig. Sie bringen Unrecht und Korruption im Interesse der Gesellschaft ans Licht. Es erfordert viel Mut, sich zu behaupten", so Brian Knowles, Anwalt von Josh Dean gegenüber der Seattle Times. "Es ist eine schwierige Situation. Unsere Gedanken sind jetzt bei der Familie von John und der Familie von Josh."

Tödliche MRSA-Infektion

Dean starb im Alter von 44 Jahren nach einem zweiwöchigen Kampf gegen eine schwere MRSA-Infektion. Die aggressiven Bakterien sind resistent gegenüber Antibiotika. Die letzten Tage verbrachte er an einer ECMO-Maschine, die Herz- und Lungenfunktionen übernahm, als seine Organe versagten. Seine Lunge war durch die Infektion völlig verätzt, wie seine Tante Jenny Dean schildert. Am Freitag hat er den Kampf gegen die tödliche Krankheit verloren. Ein Schlaganfall dürfte ihn endgültig aus dem Leben gerissen haben.

My dear nephew Joshua passed away this morning. Thank you for all your prayers and thoughts. 💔Gepostet von Jenny Dean am Dienstag, 30. April 2024

Weiterer Whistleblower tot

Nur wenige Wochen vor dem tragischen Tod von Dean, wirft auch das Ableben von John "Mitch" Barnett neue Fragen auf.

Barnett arbeitete als Qualitätsmanager bei Boeing, speziell in der 787 Dreamliner-Produktionslinie in Charleston, South Carolina. Er meldete Qualitätsmängel bei der Herstellung der Boeing 787 Dreamliner, darunter Probleme mit defekten Sauerstoffmasken, zurückgelassenem Müll in den Flugzeugen und unsachgemäß befestigten Komponenten, die die elektrischen Systeme der Flugzeuge beeinträchtigen könnten. Seine Enthüllungen wurden von den US-Behörden und Medien wie der New York Times aufgegriffen. Die Folge: eine größere Überprüfung der Produktionsprozesse bei Boeing.

Dann der Schock: Der ehemalige Boeing-Qualitätsmanager wurde im März mit einer Schusswunde im Kopf tot in seiner Wohnung aufgefunden. Aktuell wird von Selbstmord ausgegangen, die Ermittlungen der Behörden dauern aber noch an. Barnett befand sich wie Dean in einem laufenden Rechtsstreit mit Boeing.

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