Lebensgefahr: Größte Eiskapelle eingestürzt
- Jahrzehntelanger Eisverlust am Fuße des Watzmann
- Forscher beobachten den Zerfall
- Kollaps und Konsequenzen
- Ungewisse Zukunft des Eisfelds
Die berühmte Eiskapelle im Nationalpark Berchtesgaden ist eingestürzt. Der Hohlraum aus Eis lag am Fuß der Watzmann-Ostwand auf etwa 900 Metern Höhe. Über Jahrzehnte hinweg zog das Naturphänomen Tausende Besucher an. Nun ist es zerstört. Experten machen den Klimawandel und die daraus resultierende Erwärmung verantwortlich.
Jahrzehntelanger Eisverlust am Fuße des Watzmann
Seit 1953 verlor die Eiskapelle rund eine Million Kubikmeter Firneis. Vor allem die letzten Jahre setzten der Formation massiv zu. Die Winter fielen schneearm aus, die Sommer dafür ungewöhnlich warm. Allein seit Ende 2019 verschwanden über 575.000 Kubikmeter Eis. Zuletzt sorgten warme Niederschläge dafür, dass das verbliebene Firneis instabil wurde.
Forscher beobachten den Zerfall
Seit 1994 kartografierte der Vorsitzende der deutschen Höhlen- und Karstforscher, Andreas Wolf, das Firnfeld jährlich. Auch die Technische Universität München und die Hochschule München waren an den Vermessungen beteiligt. In den Jahren 2017 bis 2019 wuchs die Eiskapelle durch besonders schneereiche Winter sogar kurzfristig wieder an. Die Hoffnung auf eine Stabilisierung keimte auf.
Doch ab 2019 kehrte sich der Trend endgültig. Die Fläche der Eiskapelle schrumpfte von 37.800 auf 18.900 Quadratmeter. „Zwischen 2019 und 2022 hat die Eiskapelle gut die Hälfte ihrer Fläche verloren“, erklärt Andreas Wolf. Der endgültige Einsturz kam nun schneller als gedacht. „Doch dass der Kollaps schon im Sommer 2025 passiert, hat die deutsche Höhlenforschung überrascht.“
Kollaps und Konsequenzen
Die Nationalparkverwaltung Berchtesgaden meldete den vollständigen Einsturz der Eiskapelle am 9. September. Nationalparkleiter Roland Baier sprach von einem „schockierenden Verlust“. Er warnte zugleich vor lebensgefährlichen Bedingungen im Gelände: „Wir warnen Wanderer eindringlich vor dem Betreten der Reste der Eiskapelle, es herrscht im gesamten Bereich akute Steinschlaggefahr.“
Die tragende Firneisstruktur sei vollständig verloren, warnte auch Andreas Wolf. Der südliche Moränenhang im Eisgraben verliere weiter an Stabilität. Große Felsblöcke glitten bereits hangabwärts. Auch die Zugänge zur Watzmann-Ostwand sind betroffen. Besucher sollen sich laut Nationalparkverwaltung unbedingt über die aktuelle Lage informieren.
Ungewisse Zukunft des Eisfelds
Ob sich eine neue Eiskapelle bilden kann, ist offen. Andreas Wolf hält eine Neubildung nach besonders schneereichen Wintern für möglich. „Am Ende des Eisgrabens am Fuße der Watzmann-Ostwand werden sich auch in Zukunft winterliche Niederschlagsmassen in Form von Lawinenschnee sammeln und ein Firneisfeld mit einem Höhlensystem bilden. In welcher Größe und in welchem Ausmaß, wird die Zukunft zeigen.“