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Christian Drosten ist einer der führenden Virologen Deutschlands.
Chefvirologe Drosten schließt die Labortheorie nicht vollständig aus.
Chefvirologe Drosten schließt die Labortheorie nicht vollständig aus.
Thomas Schröer / Action Press / picturedesk.com

Corona aus dem Labor? Drosten: "Werde skeptischer"

28.01.2025 um 15:14, Stefanie Hermann
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Deutschlands Star-Virologe Drosten ist skeptisch: Hat China entscheidende Beweise zum Ursprung von Corona zurückgehalten? Die Labor-Theorie erhält Aufwind.

Virologe Christian Drosten hat in einem Interview mit der taz aufhorchen lassen. Zwar hält er weiterhin einen natürlichen Ursprung der Corona-Pandemie für am wahrscheinlichsten, aber: „Je mehr Zeit vergeht, desto skeptischer werde ich.“ Die Frage, ob das Virus aus einem Labor stammen könnte, sei keineswegs geklärt – und China könnte Klarheit schaffen.

Der Ursprung auf dem Markt in Wuhan

Seit Beginn der Pandemie gilt die sogenannte Zoonosetheorie als wahrscheinlich. Demnach sprang das Virus Ende 2019 auf einem Wildtiermarkt in Wuhan von Tieren auf Menschen über. Vor Ort wurden Marderhunde und andere Tiere verkauft, die als mögliche Zwischenwirte infrage kommen. Genetische Spuren des Virus konnten auf dem Markt nachgewiesen werden.

Labor-Theorie

Nichtsdestotrotz findet die sogenannte Labor-Theorie immer mehr Anhänger. Laut dieser Hypothese könnte das Virus in einem Labor entstanden sein – sei es durch absichtliche Manipulation oder einen Unfall. Im Zentrum der Spekulationen steht das virologische Forschungsinstitut in Wuhan, eines der größten seiner Art in China. Seit Jahren werden dort Experimente an Coronaviren durchgeführt, die darauf abzielen, die Übertragbarkeit besser zu verstehen.

Besonders brisant: Ein 2018 gestellter Forschungsantrag legt den Plan dar, Viren mit einer sogenannten Furinspaltstelle auszustatten, um sie in Zellkulturen besser untersuchen zu können. Genau diese Eigenschaft macht das Sars-CoV-2-Virus so infektiös.

Drosten bleibt skeptisch

Deutschlands Chefvirologe Drosten ist weiterhin von einem natürlichen Ursprung überzeugt – der entscheidende Beweis fehle aber nach wie vor, betont er gegenüber der taz. Chinesische Wissenschaftler hätten 2020 zahlreiche Tiere von Märkten und Zuchtbetrieben gekeult. Bis heute fehlen aber umfassende Studien, die die Herkunft des Virus eindeutig belegen. Je mehr Zeit vergeht, ohne dass China Beweise liefert, desto mehr steigen die Zweifel: „Die andere Erklärung wäre, dass da gar kein natürliches Virus war.“

Scharfe Kritik an Sicherheitsstandards

Drosten nutzte das Interview auch, um auf mangelnde Transparenz und Sicherheitsstandards hinzuweisen. Er berichtete, dass ihm immer wieder wissenschaftliche Arbeiten aus China vorgelegt würden, die beunruhigende Forschungsergebnisse enthielten. Dabei gehe es nicht direkt um Sars-CoV-2, sondern um andere potenziell gefährliche Viren. „Ich weise bei der Begutachtung darauf hin, dass das gefährlich sein könnte.“

Während in westlichen Ländern strikte Auflagen und Kontrollen für derartige Forschung gelten, sei unklar, ob in China dieselben Standards eingehalten würden.

Ursprung bleibt ein Rätsel

"Das Rätsel, wie es zur Coronapandemie kam, klären wir vielleicht nie auf“, zeigt sich Drosten resigniert. Obwohl die weltweite Forschung immense Fortschritte gemacht habe, stehen politische Spannungen und mangelnde Kooperation einer endgültigen Aufklärung im Weg. Für Drosten steht fest: Die Pandemie war ein Warnsignal. Ohne internationale Vereinbarungen und strengere Kontrollen in der Virusforschung könnten sich ähnliche Katastrophen jederzeit wiederholen.

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