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Ein Betroffener erzählt anonym
Ein Betroffener erzählt anonym von seinem Leiden.
Ein Betroffener erzählt anonym von seinem Leiden.
iStock.com/Meyer & Meyer

Krankenhäuser am Limit: Trotz Schmerzen keine OP

19.04.2023 um 11:06, Melanie Ogris
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Kein Personal, Betten-Mangel, keine Termine: Die heimischen Spitäler platzen aus allen Nähten. Ein Betroffener erzählt über sein wachsendes Leid.

In den steirischen Krankenhäusern herrscht Krisenstimmung. Dies verdeutlichte KAGes-Betriebsrat Michael Tripolt heute Morgen im Interview im Ö1-Frühjournal erneut. Personalnot und niedriges Gehalt, gesperrte Betten sowie verschobene Behandlungen sorgen für Unmut.

Hohe Belastung

In den Krankenhäusern fehle laut dem KAGes-Betriebsrat immer mehr Personal. Das führe dazu, dass die verbliebene Belegschaft mehr arbeiten müsse. "Die Leute rennen davon, weil ihnen zu wenig Wertschätzung entgegengebracht wird, die Arbeitsbelastung hoch ist und das Gehalt im Vergleich zu Nachbarbundesländern nicht mehr passt", erzählt Tripolt. Gehaltsverhandlungen hätten laut dem KAGes-Betriebsrat diese Woche begonnen.

Mehr Patienten, weniger Zeit

Ein weiteres Problem sei, dass die Belagsdauer reduziert wurde. Das heißt, es werden derzeit mehr Patienten behandelt als zuvor, aber in viel kürzerer Zeit. "Es muss eigentlich die gleiche Leistung vollbracht werden. Auch das führt zu einer Steigerung der Arbeitslast und macht den Job unattraktiv", so Tripolt über die Problematik.

Die Kollegen müssen in kürzerer Zeit mehr arbeiten, als das bei vollem Personalstand der Fall wäre.

KAGes-Betriebsrat Michael Tripolt im Ö1-Frühjournal

Lösung sei schwierig

Auch der Rektor der MedUni Graz, Hellmut Samonigg, äußerte sich im Ö1-Interview: "Das ist kein Zustand, den wir erst seit gestern haben, der hat sich bereits seit Herbst 2021 entwickelt. Wir sind in einer Situation, die tatsächlich in einzelnen Bereichen besorgniserregend ist." Akut könne das Problem laut Samonigg allerdings nicht gelöst werden. Derzeit gehe es darum, die Lage nicht weiter zu verschlimmern.

Krankenhaus

Ein Betroffener erzählt

Viele Menschen werden derzeit nicht mehr behandelt und vereinbarte Behandlungen verschoben. Ein Betroffener berichtet:

"Ich hatte im Oktober 2021 einen Unfall zuhause. Ich bin von der Leiter gestürzt und habe mir eine Unterschenkel-Fraktur zugezogen", erzählt der Steirer Helmut K* gegenüber weekend.at. Damals wurde er noch am selben Tag im LKH auf der Abteilung Orthopädie und Traumatologie operiert. Sieben Schrauben wurden während der Operation eingesetzt. Genau diese bereiten ihm heute Sorgen: "Bei jeder Kontrolle im LKH habe ich kundgetan, dass ich Schmerzen im Unterschenkel wegen dieser Schrauben habe, mit der Bitte um Entfernung."

Der geplante Termin wurde eine Woche davor abgesagt, mit der Begründung, dass es derzeit keine Kapazitäten für diesen Eingriff gibt.

Helmut K. über seinen Leidensweg

Operation mehrfach verschoben

Beim letzten Kontrolltermin hat die behandelnde Ärztin schließlich eine Entfernung der Schrauben angeordnet. "Der dafür geplante Termin im Februar wurde eine Woche davor telefonisch sehr höflich abgesagt, mit der Begründung, dass es derzeit keine Kapazitäten für diesen Eingriff gibt", so der Leidtragende. Als neues Datum wurde der 25. April festgelegt und auch eine OP-Tauglichkeitsuntersuchung wurde bereits durchgeführt.

Nun der Schock: Der Termin wurde erneut abgesagt, ohne Aussicht auf einen neuen.

Keine Behandlung heuer

Abgesagt wurde der Termin dieses Mal mittels Brief. "Aufgrund der bestehenden Akutsituation und der reduzierten OP-Kapazitäten ist es uns bis auf Weiteres nicht möglich, Operationen, die medizinisch nicht absolut dringlich und auch sonst nicht unbedingt notwendig sind, in unserem Haus durchzuführen", heißt es in dem Brief, der uns vorliegt. Weiters ist darin zu lesen: "Wir bitten Sie, sich um einen Operationsplatz außerhalb unserer Klinik umzusehen." Außerdem sei laut dem Brief aus derzeitiger Sicht eine Behandlung im laufenden Jahr nicht zu erwarten.

*Name von der Redaktion geändert

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