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Wrackteil des Flugzeugs von Air India, stark beschädigtes Heckstück mit aufgerissenen Blechen und herausragenden Kabeln, liegt auf einem Betonplatz, im Hintergrund grüne Bäume.
Nach dem Absturz der Air-India-Maschine wird ein technisches Gebrechen der Boeing 787 ausgeschlossen.
Nach dem Absturz der Air-India-Maschine wird ein technisches Gebrechen der Boeing 787 ausgeschlossen.
Amit Dave / REUTERS / picturedesk.com

Streit im Cockpit: Air India Absturz war kein Unfall

12.07.2025 um 12:26, Stefanie Hermann
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Der Bericht zum Absturz von AI171 liegt vor. Die Untersuchungen schließen ein technisches Gebrechen aus. Die Treibstoffzufuhr war abgedreht. Weshalb ist unklar.

Rund ein Monat nach dem verheerenden Absturz von Air-India-Flug AI171 in Ahmedabad haben die Ermittler ihren vorläufigen Untersuchungsbericht veröffentlicht. Die Boeing 787-8 Dreamliner war am 12. Juni kurz nach dem Start auf dem Weg nach London in ein Wohnheim für Medizinstudenten in einem Wohngebiet gestürzt. Von den 242 Menschen an Bord überlebte nur ein Passagier, der Brite Vishwashkumar Ramesh. Zusätzlich riss die Katastrophe 19 Menschen am Boden in den Tod. Insgesamt sind somit 260 Menschen ums Leben gekommen.

Kein technisches Gebrechen

Die indische Flugunfallbehörde (AAIB) hat in ihrem Bericht klargestellt, dass kein technisches Gebrechen an der Boeing oder den GE-Triebwerken festgestellt wurde. Auch Hinweise auf einen Vogelschlag fehlen völlig. Vielmehr zeigen die Daten, dass drei Sekunden nach dem Start beide „Fuel Control Switches“ von „RUN“ auf „CUTOFF“ gestellt worden sind. Damit wurde die Treibstoffzufuhr zu den Triebwerken abrupt unterbrochen. Zwar hätten die Piloten versucht, die Schalter rasch wieder zurückzustellen, jedoch sei das Triebwerk auf der linken Seite erst verspätet wieder angesprungen, während das rechte noch keinen Schub erzeugt habe. Ein plötzlicher Schubverlust war die Folge.

Rätselhaft: Cockpit-Streit über Schalter

Warum die Treibstoffschalter überhaupt umgelegt worden sind, ist weiter unklar. Auf dem geborgenen Stimmenrekorder ist zu hören, wie einer der Piloten den anderen gefragt hat: „Warum hast du abgeschaltet?“ Die Antwort lautete: „Ich habe das nicht gemacht.“ Wer davon der Kapitän oder der Erste Offizier war, lässt sich laut Ermittlern nicht mehr eindeutig feststellen. Zum Zeitpunkt des Starts habe der Co-Pilot die Maschine geflogen, während der Kapitän überwacht habe. Ein technischer Defekt, der den Schalter automatisch verstellt haben könnte, sei laut der AAIB bisher nicht nachweisbar.

Experten warnen seit Jahren

Der Schalter könne nicht einfach versehentlich verstellt werden, betont US-Luftfahrtexperte John Cox. „Man kann da nicht dranstoßen und dann bewegen sie sich.“ Schon 2018 hat die US-Luftfahrtbehörde FAA auf die „potenzielle Loslösung der Verriegelung des Kontrollschalters für die Kraftstoffzufuhr“ hingewiesen. Allerdings galt dies damals nicht als „unsicherer Zustand“, sodass keine verpflichtenden Kontrollen durchgeführt worden sind.

Air India unter Beobachtung

Die Airline selbst steht nach dem Absturz unter verschärfter Beobachtung, auch wegen früherer Verstöße bei Pilotendienstzeiten. Zusätzlich prüft nun die europäische Flugsicherheitsagentur EASA die Billigtochter Air India Express.

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