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Werner Pamminger
Werner Pamminger
WAKOLBINGER

Der Innovationsmanager des Landes

09.02.2024 um 08:25, Klaus Schobesberger
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Werner Pamminger, Geschäftsführer der Business Upper Austria, erklärt, warum Oberösterrreich bei seinen Clusteraktivitäten europaweit die Nase vorne hat.

Die Geschichte von Business Upper Austria wird überwiegend mit Clusterpolitik verbunden. Dabei werden Unternehmen eingeladen, im Verbund ihre Wettbewerbskraft zu stärken. Wie wichtig ist das heute noch?
Die Grundstrate­gie „Innovation durch Kooperation“ hat sich nicht geändert und die Nachfrage nach den Dienstleistungen im Netzwerk ist ungebrochen. Mit rund 3.000 betei­ligten Clusterpartnern, davon 85 Prozent Klein­- und Mittelbetriebe, ist der Clus­tersektor internationale Benchmark und ein Herzstück unserer Arbeit. Rund zwei Drittel unseres Personals und etwa der gleiche Anteil der Betriebsleistung entfal­len auf diesen Bereich. Es gibt nur wenige Regionen in Europa, die mit dieser Kon­sequenz seit mehr als 25 Jahren cluster­orientierte Wirtschaftspolitik betreiben. Das Thema hinter dieser Clusterstruktur ist es, auf bestehende Stärken aufzubau­en und diese weiterzuentwickeln.

85 Prozent

Wie sieht die Weiterentwicklung aus?
Die Schwerpunkte ändern sich, nicht aber die Stärkefelder. Der im Jahr 2000 gegründete Holzcluster wurde beispielsweise relativ bald in Möbel­- und Holzbaucluster unbenannt, weil wir auf das Ende der Wertschöpfungskette setz­ten. Daneben wurde ein Holzbaupreis ausgelobt und Technologieunterstüt­zung angeboten. Vor zwei Jahren wurde ein Rebrandingprozess gestartet und es folgte eine Umbenennung in Building Innovation Cluster als branchenüber­greifendes Baunetzwerk. Im Kunststoff­bereich geht es heute viel mehr darum, Unternehmen bei den Themen Nachhal­tigkeit oder Kreislaufwirtschaft Lösun­gen anzubieten.

Lässt sich der Erfolg der Clusterpolitik in Zahlen fassen?
Das ist zugegebenerma­ßen schwierig. Frühere volkswirtschaft­liche Untersuchungen zeigten, dass die Clusterpartner im Schnitt fast dreimal so stark wachsen wie Nichtpartner. Kri­tiker wandten ein, dies liege daran, dass innovative und stark wachsende Firmen überproportional in den Clustern vertre­ten sind. Die Wahrheit liegt wahrschein­lich in der Mitte. Wir messen heute auf drei Ebenen. Erstens: Wie viele Firmen sind aktiv in Projekte involviert? Zwei­tens: Wie hoch ist der Zufriedenheits­grad der Unternehmen? Und drittens: Wie groß ist die Bereitschaft der Firmen, sich finanziell an Projekten zu beteiligen? Mit einer Eigenfinanzierungsquote von 70 Prozent sind wir in unseren Clustern sehr gut aufgestellt.

Im Interview

Mit einer Eigenfinanzierungsquote von 70 Prozent sind wir in den Clustern sehr gut aufgestellt.

Werner Pamminger, CEO Business Upper Austria
Im Interview2

Sind Sie als Chef der Standortagentur so etwas wie der oberste Innovationsmanager Oberösterreichs?
Das ist ein großes Wort. Innovationsmanager klingt so, als ob die Innovationen von uns ausgehen wür­den. Das Gegenteil ist der Fall. Es geht darum, Ideen und Innovationsansätze von Unternehmen und aus der Wissen­schaft freizulegen und die richtigen Part­ner mit den richtigen Organisationen zu verbinden. Wir sind mehr Innovations-­ als Standortagentur. 90 Prozent unserer Aktivitäten haben einen Innovationsan­spruch. Innovationsunterstützung ist der mit Abstand größte Anteil an Dienstleis­tungen. Wir sehen uns als Prozessbeglei­ter und Enabler. Deshalb sind wir auch personalintensiver aufgestellt als andere Organisationen. Ungefähr dreitausend Firmen pro Jahr werden von uns aktiv begleitet und unterstützt. Eine Zahl, die seit Jahren konstant ist.

Das Techcenter als Sitz der Business Upper Austria war eines der ersten zweckgebundenen Gebäude an der heutigen sogenannten digitalen Meile. Inwieweit ist so eine Entwicklung planbar?
Wenn wir zuvor über Cluster gesprochen haben, so reden hier über eine Mikro­-Cluster­-Entwicklung. Wo Tauben sind, fliegen bekanntlich Tauben zu. Es ist eine Erfolgsgeschichte, bestehend aus unternehmerischer Leis­tung und zielgerichteter Standortpoli­tik. Auf einer Länge von gut eineinhalb Kilometern wurden in den letzten Jah­ren rund 3.500 IT­-Jobs in diesem Clus­ter geschaffen. Neben Hagenberg ist dies der zweite IT-­ und Software­-Leuchtturm in Oberösterreich. Der streckt sich von der Fabasoft über die Tabakfabrik bis hin zur Neuen Werft. Allein bei uns im Techcenter sind mehr als 50 Unterneh­men eingemietet, die wir auch bestmög­lich begleiten.

Im Interview3

ZUR PERSON

Werner Pamminger, Jahrgang 1972, ist seit 2014 Geschäftsführer der Business Upper Austria, der Standortagentur des Landes Oberösterreich. 1991 als Technologie- und Marketing-Gesellschaft (TMG) gegründet sind heute unter ihrem Dach unter anderem acht verschiedene Clusternetzwerke, der Softwarepark Hagenberg und die Upper Austria Research (UAR) vereint. Beteiligungen hält man am Startup-Incubator Tech2B und an den Technologiezentren.

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