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Panel stehend, seitlich aufgenommen
Präsentation des 49. Financial Stability Report der Nationalbank
Präsentation des 49. Financial Stability Report der Nationalbank
OeNB

Österreichs Banken trotzen Krise

11.06.2025 um 10:35, Andrea Schröder
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Trotz wirtschaftlicher Schwäche und globaler Unsicherheiten haben Österreichs Banken im Jahr 2024 ein starkes Ergebnis erzielt und Rücklagen bilden können.

Österreichs Banken erzielten 2024 mit 11,5 Milliarden Euro den zweithöchsten Gewinn ihrer Geschichte. Ein Großteil dieser Einnahmen floss in die Stärkung der Kapitalpuffer – wichtig, um zukünftige Risiken abzufedern. Die Kapitalquote lag mit 17,5 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Für 2025 erwarten die Banken geringere Gewinne, bleiben aber verhalten optimistisch.

Kreditvergabe: Zwei Welten

Im Ausland – insbesondere in Mittel- und Osteuropa – wuchs das Bankgeschäft. Im Inland war die Nachfrage nach Unternehmenskrediten jedoch schwach. Dagegen stieg die Vergabe privater Wohnbaukredite dank sinkender Zinsen und höherer Einkommen wieder an. Die Banken zeigten sich bei der Risikoprüfung allerdings deutlich strenger.

Steigende Risiken im Immobiliensektor

Die Qualität der vergebenen Kredite verschlechterte sich 2024. Der Anteil notleidender Kredite stieg auf 3 Prozent, besonders betroffen waren Bau, Handel und Industrie. Besonders kritisch ist der Bereich gewerblicher Immobilien (CRE). Hier stiegen die Ausfälle so deutlich, dass ab Juli 2025 ein zusätzlicher Kapitalpuffer von 1 Prozent für Banken eingeführt wird.

Porträt, beim Sprechen vor Publikum
OeNB-Direktor Markus Schwaiger

Robust trotz globaler Unsicherheiten 

Geopolitische Spannungen – vom Ukrainekrieg über Konflikte im Nahen Osten bis zu neuen US-Zöllen – belasten das internationale Umfeld. Auch Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen nehmen zu. Trotz dieser Herausforderungen bleibt der österreichische Bankensektor robust.

 

Porträt, zum Publikum sprechend
Thomas Steiner, OeNB-Direktor

Ökonomischer Ausblick bleibt verhalten

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet für 2025 nur ein minimales Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent. Gründe sind unter anderem höhere Zölle und internationale Unsicherheiten. Auch mittelfristig ist nur mit moderatem Wachstum zu rechnen. Das Vorkrisenniveau von 2022 dürfte bis 2027 nicht erreicht werden. Immerhin: Der Arbeitsmarkt bleibt stabil, was die Rückzahlungsfähigkeit der Haushalte sichert.

Fazit: Lage ist stabil

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen bleibt Österreichs Bankensektor solide aufgestellt. Starke Gewinne, robuste Kapitalquoten und eine vorsichtige Kreditvergabe tragen zur Stabilität bei. Die wirtschaftlichen Aussichten bleiben allerdings gedämpft – das stellt Banken und Unternehmen gleichermaßen vor Herausforderungen.

 

Porträt am Panel mit Logo-Aufsteller im Hintergrund
OeNB-Gouverneur Robert Holzmann

Empfehlungen der OeNB zur Stärkung der Finanzstabilität

Um auch in einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld widerstandsfähig zu bleiben, gibt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) den Banken konkrete Empfehlungen zur weiteren Stabilisierung des Finanzsystems:

  • Vorbereitung auf strengere aufsichtliche Anforderungen bei Gewerbeimmobilienkrediten und Sicherstellung nachhaltiger Standards bei der Immobilienvergabe,
  • Stärkung des Risikomanagements – inklusive höherer Wertberichtigungen insbesondere für unbesicherte Kredite sowie konservativer Bewertung von Sicherheiten,
  • Absicherung der Kapitalbasis – notfalls durch zurückhaltende Ausschüttungspolitik,
  • Nachhaltige Profitabilität durch:
    • Kostendisziplin und
    • gezielte Investitionen in Digitalisierung und Cybersicherheit.

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