Direkt zum Inhalt
Gräber am Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf | Credit: www.evang-friedhof.at/matzleinsdorf
Neben Grabstellen finden sich jetzt auch Beete mit Obst und Gemüse.  
Neben Grabstellen finden sich jetzt auch Beete mit Obst und Gemüse.  
www.evang-friedhof.at/matzleinsdorf

Friedhof: Früchte und Gemüse vom Gottesacker

08.08.2022 um 14:49, Rudolf Grüner
min read
Grüner Daumen? Friedhof lockt Wiener.

Junge Triebe statt ewige Ruhe: Am Friedhof Matzleinsdorf der evangelischen Gemeinde wird nicht nur gebetet, sondern seit einigen Jahren auch eifrig gepflanzt. Anstelle von Blumen reifen an 20 aufgelassenen Gräbern Erdbeeren, Tomaten oder Kräuter.

Gurke & Co. vom Grab

An Gurken vom Grab haben sich die Besucher der Anlage längst gewöhnt. Kritische Stimmen, die es anfänglich von Besuchern durchaus gegeben habe, seien vielfach verstummt, wie es seitens der Verwaltung heißt. Vielmehr würde der moderne Zugang der Grab-Pflege geschätzt. Der grüne Daumen der fleißigen Friedhofs-Mitarbeiter und der Mieter von „Gräber-Beeten“ sorge dafür, dass die gesamte Anlage besser instandgehalten werde und eine würdige Atmosphäre entstehe.

Keine Chemiekeule gegen Schädlinge

Angepflanzt werden darf, was gefällt, schmeckt – und der Boden hergibt. Übernehmen Schädlinge das Kommando, darf nur biologisch dagegen angegangen werden. Pflanzenschutzmittel sind streng verboten, so Gärtner Walter Pois. Bedenken, dass die Pflanzen ihre Nährstoffe aus den menschlichen Überresten ziehen, kann er restlos ausräumen. „Mindestens ein Meter Erde liegt zwischen der Oberfläche und dem oder den darunter liegenden Verstorbenen“ wie er gegenüber dem ORF erklärt.  

Gemüsebeet zum Grabpreis

Wer eines der vielen aufgelassenen Gräber als Gemüseacker nutzen möchte, zahlt den ortsüblichen Tarif, der sich an der Grabmiete orientiert. Interessierte können sich für „ihr grünes „Anpflanz-Platzerl“ beim Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf bewerben.

Grabsteine als Leih-Bibliothek

Doch nicht nur mit frischem Obst und Gemüse macht der Friedhof Schlagzeilen. So hat man die Grabsteine aufgelassener Gräber kurzerhand in sogenannte „offene Büchersteine“ verwandelt. Friedhofsbesucher und Sparziergänger können sich in den Nischen der Monumente die gewünschte Lektüre besorgen – und später wieder zurückbringen. Geht der eigene Bücherschrank über, kann man entbehrliche Exemplare dort ebenso für die Allgemeinheit deponieren.

Fauna-Lehrpfad am Friedhof

Auch ein nächstes Projekt ist bereits in Planung. Voraussichtlich noch in diesem Jahr wird ein Bienenlehrpfad eröffnet, der zwischen den bereits angesiedelten Bienenstöcken am Friedhof ausgeschildert wird.

more