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Der Wiener Bürgermeister und der weekend Redakteur | Credit: weekend/Alexander Felten
Im Exklusiv-Talk mit dem weekend Wien-Magazin.
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weekend/Alexander Felten

Ludwig: „Klimaschutz geht nur gemeinsam“

17.03.2022 um 13:00, Rudolf Grüner
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Wie eine grünere Zukunft und die Stadtstraße zusammenpassen? Ludwig klärt auf.

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ist die Donaumetropole um 400.000 Einwohner gewachsen. Seit 20 Jahren hat Wien ein Klimaschutzprogramm. Bis 2040 will man in Sachen Umweltschutz noch einen Gang höher schalten: Wie man die Stadt organisch und ökonomisch weiterentwickeln will, warum neben der Energiewende und dem Öffi-Ausbau auch die Stadtstraße Platz hat – und es ganz ohne Beton nicht gehen wird, erklärt Bürgermeister Ludwig im Talk.

Bald kratzen wir an der Zwei-Millionen-Einwohner-Marke: Wie kann man da klimafit werden?
Michael Ludwig: Wir investieren seit vielen Jahren in eine „Wiener Wende“: Schon jetzt haben wir deutlich geringere CO2-Emissionen pro Kopf als im Rest des Landes. Auch beim Bodenverbrauch sind wir weit sparsamer als an­dere. Und wir investieren weiter: U-Bahn-Ausbau, neue Buslinien, mehr Straßenbahn: Die Öffi-Offensive rollt – aber auch das eigene Auto hat weiter seinen Platz. 

Also kein Stopp-Schild für den Individualverkehr …
Michael Ludwig: Das eine schließt das andere nicht aus: Wir haben mittlerweile mehr Jahreskarten- als Autobesitzer. Es gibt aber auch Menschen, die mit dem Auto fahren müssen oder auch mit dem Auto fahren wollen. Von daher werden wir auch die Infrastruktur für den Individualverkehr klimafit machen. Wohlgemerkt: Auch Elektroautos benötigen Straßen.

Apropos: Die Stadtstraße ist und bleibt ein Aufreger: Tut es Ihnen weh, als Beton-Bürgermeister abgestempelt zu werden?
Michael Ludwig: Nein! Wenn die Menschen eine Wohnung, einen Kindergartenplatz und eine Schule bekommen, sollen manche mich eben so nennen. Mit der Stadtstraße, die wir so ökologisch bauen werden wie möglich, erschließen wir ein Gebiet für 60.000 Menschen. Wo sollen die sonst hin? Klimaschutz darf andere Fragen, die die Bevölkerung beschäf­tigen, nicht ausklammern. ­Genauso wenig wie die Bedürfnisse der Wirtschaft. Ohne deren Unterstützung werden wir auch bei Umweltfragen letztendlich nicht erfolgreich sein. „Grün sein“ ist immer ein zentraler Teil des Ganzen, auch jeder demokratischen Debatte – darf aber nie losgelöst von der Lebensrealität der Menschen betrachtet werden.

Wir werden für die Menschen Wohnungen, Schulen und Kindergärten bauen müssen – auch aus Beton.

Bürgermeister Michael Ludwig vor einer Bücherwand | Credit: weekend/Alexander Felten
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig.

Klimaschutz bereitet mir keine Kopfschmerzen, wenn er die sozialen  Fragen mitbeantwortet.

weekend: Diese Menschen sind aber sensibilisiert …
Michael Ludwig: … und wir ­holen sie auch ab: Es gibt zahlreiche Projekte, wo sich jeder einbringen kann. Viele investieren auch sehr viel Zeit und Know-how. Dafür bin ich jedem Einzelnen wirklich dankbar. Aber es gibt auch eine ­politische Verantwortung: Man kann nicht alles an den einzelnen Bürger delegieren.

weekend: Wo sind Sie persönlich für das Klima aktiv?
Michael Ludwig: Ich habe eine Wärmepumpe in meinem Kleingartenhaus. Die funktioniert bestens. Jetzt plane ich eine Photovoltaikanlage. Und was bei mir im Kleinen funktioniert, wollen wir auch in der Großstadt gemeinsam mit dem Regierungspartner umsetzen. (Anm. d. Red.: siehe Kasten)

Wie entwickelt sich das Koalitionsklima im ­Rathaus?
Michael Ludwig: Wir ziehen an einem Strang. Auch wenn wir nicht immer sofort einer Meinung sind.

Und wie steht’s um die Beziehung zum Ballhausplatz?
Michael Ludwig: Wer mich kennt, weiß, dass man mit mir sehr gut auskommen kann. Aber wenn es um die Interessen der Wiener Bevölkerung geht, kann und werde ich auch weiter natürlich sehr konsequent

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