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Frau entsorgt Plastik im Müllsack
Die Wiener produzieren immer mehr Verpackungsmüll.
Die Wiener produzieren immer mehr Verpackungsmüll.
iStock.com/ronstik

Diesen Mist machen die Wiener

27.04.2021 um 11:43, Rudolf Grüner
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Corona hat nicht nur uns verändert, sondern auch unseren Müll. Was tun gegen die Verpackungsflut? Wir haben uns in der Stadt umgesehen und bei Profis umgehört.

Keine Beute aus dem Shoppingtempel, dafür das nächste Packerl an der Tür. Übervolle Kühlschränke für die nächste üppige Mahlzeit am Home-Office-Schreibtisch. Kartons, die sich nach jedem gelieferten Menü bei den Kochmuffeln stapeln: Die Pandemie hinterlässt Spuren – auch in unserem Abfall. Der Mistberg, den die Haushalte produzieren, ist im letzten Jahr zwar nicht in den Wiener Himmel gewachsen, wie die MA 48 meldet. Sein Innenleben hat sich aber deutlich verändert: Mit der Viruskurve stieg vor allem auch der Verpackungsanteil.

Änderung bei den Abfallmengen

  • Die Gesamtmüllmenge aller Haushalte belief sich im Jahr 2020 auf 526.000 Tonnen. Die Abfallmenge blieb damit im Jahresvergleich annähernd gleich.
     
  • Der Anteil der Bio-Abfälle steig um fünf Prozent auf 71.000 Tonnen.
     
  • Der Verpackungsmüll wird mehr. Im letzten Jahr warfen die Wiener 12.000 Tonnen in die Mistkübel. Damit wurden im Pademiejahr 15 Prozent mehr in den Haushalten angesammelt und entsorgt.
     
  • Auffällig: Im Jahr 2020 sank die Altpapiermenge im Jahresschnitt um fünf Prozent auf 103.000 Tonnen. Dafür wurden viel mehr Kartons entsorgt.
Weißes Einwegverpackungsgeschirr
To-go, Take-away und Lieferdienste an der Tür: Haushalte hinterlassen immer mehr Einwegverpackungen. An Alternativen wird gearbeitet.

Erhöht haben sich laut dem städtischen Altstoffentsorger auch die gesammelten Mengen. Dass die Österreicher beim Sammeln vorbildlich sind, bestätigt Annette Stolz von Global 2000. Auch wenn die Wiener hier im Vergleich mit den ländlicheren Regionen durchaus noch aufholen könnten. Darüber hinaus gilt: Richtiges Recycling ist gut, Müllvermeiden besser. Vor allem beim Einwegmüll, der durch Lieferdienste und Versandhandel verursacht werde. Ihr Tipp: Auch im Lock-down lokal einkaufen und auf Abholmöglichkeiten der Händler zurückgreifen!

Grüner Postweg

Die Logistiker sind längst auf der Suche nach umweltfreundlicheren Antworten. Die Post, die ihre Paketmengen im letzten Jahr landesweit um 30 Prozent steigern konnte und auch heuer laut Pressesprecher Markus Leitgeb von zweistelligen Zuwachsraten ausgeht, forscht seit letztem November gemeinsam mit dem gemeinsam mit dem Netzwerk „Logistikum.Retail“ an grünen Verpackungslösungen.

Nachhaltiger Genuss

Alternativen entwickelt gleichzeitig der Essenszustelldienst mjam. Mit Juni sollen Restaurantpartner bereits auf nachhaltiges Material zugreifen können. „Wir testen zunächst sechs verschiedene Verpackungstypen“, so Marketingchefin Victoria Robinson gegenüber weekend. Geforscht werde auch an einem umsetzbaren Mehrwegsystem. Schon jetzt können hungrige Wiener über einen Filter auf der Unternehmens-App nachhaltige Restaurants auswählen. Dieser Testlauf soll zu einem späteren Zeitpunkt auch national Schule machen.

Drei Essenszusteller radeln durch die Stadt
Die Zusteller gehören zum Straßenbild: Künftig will ein Lieferservice unser Lieblingsessen auch umweltfreundlicher verpackt an der Tür abliefern.

Edelstahl statt Plastik

Sushi für fünf Minuten, ein Sack voller Müll für eine halbe Ewigkeit. Isabelle Weigand wollte sich damit nicht mehr abfinden. Mit dem Start-up Skoonu kocht sie ihr eigenes Verpackungs-Süppchen. „Ich wollte nicht schlechtes Einwegplastik durch besseres Mehrwegplastik ersetzen“, sagt die Tüftlerin.

Isabelle Weigand mit Mehrweggeschirr
Verpackt im Edelstahl-Mehrweggeschirr: Isabelle Weigand hat mit ihrem Start-up Skoonu ein neues Leihsystem entwickelt.

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