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Landesrat Karlheinz Kornhäusl im Rahmen eines Interviewtermins mit dem Weekend Magazin
Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl muss eine ­Vielzahl an „Baustellen“ parallel bearbeiten.
Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl muss eine ­Vielzahl an „Baustellen“ parallel bearbeiten.
Chris Zenz

Karlheinz Kornhäusl: „Das erinnert an eine fürchterliche Zeit“

26.02.2024 um 09:28, Robert Eichenauer
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Karlheinz Kornhäusl spricht im Interview über den Ärztemangel, das Leitspital Liezen und erklärt, warum er FPÖ-Chef Herbert Kickl für rechtsextrem hält.

weekend: Das Gesundheitsressort ist in der momentanen Situation eine Herkulesaufgabe. Warum tut man sich das an?
Kornhäusl: (lacht) Ja, das haben sich viele Menschen in meinem Umfeld gefragt, vor allem auch Kolleginnen und Kollegen. Die Antwort ist recht einfach: Es hat sich richtig angefühlt. Und der Landeshauptmann hat mich auch nicht mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen. Ich glaube, es war Charly Chaplin, der einmal gesagt hat, dass an den Scheidewegen des Lebens keine Wegweiser stehen.

weekend: Überfüllte Krankenhäuser, monatelange Wartezeiten auf Facharzttermine, Engpässe bei Medikamenten. Die Probleme im Gesundheitswesen sind vielfältig. Wie wollen Sie diese angehen?
Kornhäusl: Ich glaube, das Wichtigste ist, die Probleme zu benennen, nämlich wirklich als Baustelle benennen. In diesem Zusammenhang von „Herausforderungen“ zu sprechen wäre Schönrederei. Und eine Baustelle ist ja nicht von vornherein etwas Schlechtes, weil dort ja gearbeitet wird und etwas entsteht. Schlecht ist nur, wenn die Baustelle stillgelegt wird.

Wir haben im Gesundheitswesen, vor allem in der Pflege, eine überbordende Dokumentationspflicht.

Karlheinz Kornhäusl über Bürokratie

weekend: Okay, gehen wir es der Reihe nach durch. Was tun Sie gegen den Ärztemangel? Sollte man nicht mehr Medizinstudenten zulassen?
Kornhäusl: Ja, ich habe immer gesagt, dass man sich darüber Gedanken machen sollte. Das allein ist aber nicht der Weisheit letzter Schluss. Ein Problem ist, dass wir rund 30 Prozent der fertig promovierten Ärzte ins Ausland, etwa nach Deutschland oder in die Schweiz, verlieren. Weil dort einfach besser bezahlt wird. Da müssen wir Anpassungen vornehmen. Das wäre ein großer Hebel, um den Ärztemangel zu lindern. Ein anderes Problem ist, dass wir im Gesundheitswesen, vor allem auch in der Pflege, eine überbordende Dokumentationspflicht eingeführt haben. Und ein dritter Punkt ist natürlich die Demografie.

weekend: Dass die demografische Entwicklung Probleme bringt, hätte man schon vor zehn Jahren wissen können. Warum hat man nicht früher reagiert?
Kornhäusl: Sie haben recht. Schon unter Minister Hunds­torfer gab es eine Liste mit künftigen Mangelberufen. Da sind die Pflege und das Gesundheitswesen schon draufgestanden. Natürlich könnte man jetzt diversen Gesundheitsministern und Landesräten diesen Vorwurf machen. Aber wir müssen jetzt mit der Situation umgehen. Am Montag weiß ich auch die Lottozahlen vom Wochenende.

weekend: Für viele Diskussionen sorgte und sorgt das geplante Leitspital in Liezen. Ist immer noch im Plan, dass dann die Krankenhäuser Bad Aussee, Rottenmann und Schladming zugesperrt werden?
Kornhäusl: Bei diesem Thema wird sehr viel mit Un- und Halbwahrheiten gearbeitet. Fakt ist, dass im Herzen des Bezirks ein großes, schlagkräftiges Spital stehen wird. Wir müssen aber natürlich eine Antwort auf die Nachnutzung dieser drei Spitäler geben. Das werden wir noch vor dem Sommer tun.

weekend: Aber Sie verstehen schon die Ängste der Bürger. Man wartet ewig auf einen ­Arzttermin und jetzt ist das Spital auch noch sehr weit weg …
Kornhäusl: Natürlich verstehe ich das. Aber nochmal: Es wird eine entsprechende Nachnutzung der drei Spitäler geben und dazu kommen noch einige Ärztezentren.

Landesrat Karlheinz Kornhäusl im Rahmen eines Interviews mit dem Weekend Magazin
Karlheinz Kornhäusl studierte Medizin und promovierte 2009. Im Oktober 2023 folgte er Juliane Bogner-Strauß als Landesrat nach.

weekend: Im Herbst stehen Landtagswahlen an. Die Umfragen sehen für die ÖVP nicht gut aus. Haben Sie Angst, in ein paar Monaten wieder als Arzt arbeiten zu müssen?
Kornhäusl: Nein, denn das ist ein schöner Beruf. Außerdem ist es bloß eine Umfrage. Das Market Institut lag bei den letzten Landtagswahlen, was die ÖVP betrifft, immer daneben. Aber ich verhehle nicht, dass es eine schwierige Zeit mit Pandemie, Kriegen und Inflation ist.

weekend: Momentan schaut es danach aus, als würde die FPÖ das Rennen machen. Würden Sie auch unter ­einem blauen Landeshauptmann der Regierung angehören?
Kornhäusl: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Jetzt ist zuerst der Wähler am Wort, dann sehen wir weiter.

Wenn heute jemand von Fahndungslisten spricht, erinnert das an eine fürchterliche Zeit in unserer Geschichte.

Karlheinz Kornhäusl über Herbert Kickl

weekend: Bundeskanzler Nehammer hat kürzlich Herbert Kickl als rechtsextrem bezeichnet. Sehen Sie ihn auch so?
Kornhäusl: Dieser Auftritt in Unterpremstätten hat das eigentlich bestätigt. Wenn heute jemand von Fahndungslisten spricht, auf denen Politiker und andere stehen, erinnert das an eine fürchterliche Zeit in unserer Geschichte. Kickl hat mit seinem radikalen Kurs auch die FPÖ auf radikal getrimmt. Unumstritten ist dieser Kurs unter den Freiheitlichen aber nicht.

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