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Mann im Arztkittel in Handschellen. In den Händen hält er ein Stethoskop.
Ein 34-jähriger Steirer gab sich fälschlicherweise als Arzt aus.
Ein 34-jähriger Steirer gab sich fälschlicherweise als Arzt aus.
iStock.com/AndreyPopov

Hochstapler: Falscher Arzt narrt Ärztekammer

27.11.2023 um 15:24, Patrick Deutsch
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Ein 34-jähriger Mann steht im Verdacht, durch gefälschte Dokumente eine Anstellung als Arzt in einer Krankenanstalt erschlichen zu haben.

Ein Steirer dürfte sich von Leonardo DiCaprios Rolle in "Catch Me If You Can" inspirieren haben lassen. Ebenso wie die Hauptfigur des Films, gab sich der 34-Jährige als Arzt aus und arbeitete sogar im Krankenhaus. Als er versuchte, sich auch beim Bundesheer als Mediziner einzuschleichen, flog die Täuschung auf.

Ärztekammer getäuscht

Bereits im April soll sich der Mann mit einer gefälschten Promotionsurkunde sowie einem ebenfalls gefälschten Reifeprüfungszeugnis bei der Ärztekammer um eine Anstellung beworben haben. Mit Erfolg: Die Fälschungen wurden nicht erkannt und der 34-Jährige bekam Anfang Juni 2023 eine Anstellung als Arzt in Basisausbildung im LKH Murtal (Standort Knittelfeld).

Sechs Tage im Dienst

Der Verdächtige versah an insgesamt sechs Tagen Dienst im Krankenhaus, durfte laut Angaben des Krankenhausbetreibers aber keine selbständigen Tätigkeiten – ohne Aufsicht eines erfahrenen Mediziners – an Patienten vornehmen. Im Rahmen eines Notfalls hätte es aber durchaus vorkommen können, dass der Mann selbständige Untersuchungen an Patienten inklusive notwendiger medizinischer Entscheidungen vornehmen hätte müssen. Es kam zu keinen Schäden an Patienten.

Verdachtsmomente

Der 34-Jährige, der zuvor bereits als Rettungssanitäter aktiv war, wurde von ehemaligen Sanitäter-Kollegen erkannt und an den Krankenhausbetreiber gemeldet. Eine Überprüfung des Mannes ergab, dass dieser niemals ein Medizinstudium abgeschlossen hatte. Daraufhin wurde er umgehend gekündigt.

Weiterer Täuschungsversuch

Zusätzlich versuchte er, sich als Militärarzt auszugeben. Als Milizsoldat (Sanitäter) legte er die gefälschte Promotionsurkunde beim ÖBH vor und erschien nach seiner Kündigung im Krankenhaus in Uniform mit Offiziersdistinktionen und Arzt-Funktionsabzeichen in der Kaserne St. Michael in Obersteiermark. Seine vermeintliche Beförderung wurde sofort überprüft und als falsch entlarvt.

Druck der Familie

Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes ergaben zudem, dass sich der Mann seit 2020 fälschlicherweise als Absolvent einer höheren Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft mit dem Titel "Ingenieur" ausgab. Es entstand kein finanzieller Schaden, da er weder vom Krankenhaus noch vom ÖBH Gehalt für die vorgetäuschten Qualifikationen bezog. Bei seiner Vernehmung gestand der Mann die Urkundenfälschung, bestritt jedoch einen Bereicherungsvorsatz. Er gab an, dem Druck seiner Familie nach einer erfolgreichen Berufsausbildung nicht standgehalten zu haben. Er wird auf freiem Fuß angezeigt.

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