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Eduard Rambousek historisches Foto: Landesarchiv
Eduard Rambousek unterschlägt während des I. Weltkriegs Millionen an öffentlichen Geldern.
Eduard Rambousek unterschlägt während des I. Weltkriegs Millionen an öffentlichen Geldern.
Landesarchiv

Morde, Affären und Skandale der letzten 100 Jahre

09.11.2022 um 12:46, Gert Damberger
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„Das Verbrechen ist immer und überall“, heißt es in einem Liedtext. Diese Binsenwahrheit gilt leider auch für unser schönes Bundesland Salzburg.

1 Die Affäre Rambousek

Der hochrangige Landesbeamte Eduard Rambousek unterschlägt zwischen 1914 und 1918 über sieben Millionen Kronen, das sind nach heutiger Kaufkraft etwa 14 Millionen Euro. Rambousek zweigt vor allem Gelder aus dem Notstandsbudget und der Flüchtlingsfürsorge ab, zu dessen Fonds er allein Zugang hatte.  Außerdem verkauft er Lebensmittel der Landes-Beschaffungsstelle, die er zuerst gegen hohe Provisionen zu überhöhten Preisen erwirbt, auf dem Schwarzmarkt. Einige der infolge des Krieges knappen Lebensmittel verteilt Rambousek auch an Bekannte. Alle unterschlagenen Gelder veranlagt der Beamte auf einem Privatkonto,  das er als „Invalidenfonds“ tarnt. Rambousek wirde 1918 in Wien nur wenige Stunden vor seiner geplanten Flucht ins Ausland verhaftet und begeht in seiner Zelle Selbstmord.

2 Salzburger Finanzskandal

Burgstaller und Brenner 2010 | Credit: Copyright-Hinweis: FRANZ NEUMAYR / APA / picturedesk.com
Gabi Burgstaller und David Brenner bei ihrem Rücktritt.

Im Land Salzburg werden zwischen 2003 und 2012 von einer Beamtin der Finanzabteilung hochspekulative Geschäfte getätigt. Lange geht alles gut und mit den erzielten Gewinnen wird das Landesbudget aufgebessert. Mit der Finanzkrise kommt der Absturz der Veranlagungen. Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Vize-LH und Finanzreferent David Brenner (beide SPÖ) treten zurück, Neuwahlen folgen. Nach Aufarbeitung des Skandals ergibt sich ein Gesamtverlust von etwa 530 Mio. Euro. Zur Entlastung aller Beteiligten (und auch der drei Personen, die bisher im Zusammenhang mit der Affäre gerichtlich verurteilt wurden) sei gesagt, dass keine persönliche Bereicherungsabsicht im Spiel war.

3 WEB-Skandal

Die WEB-Bautreuhand-IMMAG verkauft in den 1970-er Jahren „Hausanteilsscheine“ als Geldanlage. Die Immobiliengruppe ist zwar bald pleite, aber dank guter Kontakte zu Banken und Politik machen die Manager einfach weiter. Nach dem „Loch auf, Loch zu“-Prinzip werden alte Ansprüche mit dem Geld frisch geworbener Anleger bezahlt. Eine Strafanzeige der AK im Jahr 1989 gegen 30 Personen bringt die Pyramide zum Einsturz. In drei Riesenprozessen werden Beschuldigte zu Haftstrafen verurteilt, darunter auch der Direktor der Salzburger Sparkasse. Schadenssumme: 167 Millionen Euro.

4 Mord nach 16 Jahren aufgeklärt

1994 finden Waldarbeiter in einem Bach in Glasenbach den Taxifahrer Kurt Becker, der kurz zuvor einem brutalen Raubmord zum Opfer gefallen war. Nach acht Jahren ergebnisloser Ermittlungen wird der Fall  zu den Akten gelegt. 2013 führt ein Abgleich eines am Fahrzeug des Opfers abgenommenen Handabdrucks in einem mittlerweile eingeführten „automatisierten Fingerabdruckidentifizierungssystem“ zu einem Treffer in den Niederlanden. Letzlich kann ein Tennengauer als Mörder ausgeforscht werden. Allerdings lebt er nicht mehr - er hatte schon 1997 Selbstmord begangen.

5 Justizirrtum

Claudia Deubler | Credit: www.neumayr.com
Die Taxifahrerin Claudia Deubler fiel Anfang der 90er Jahre einem Raubmord zum Opfer.

1993: Nach dem Mord an der Taxlerin Claudia Deubler (Bild)  wird der Grundwehrdiener Peter Heidegger als Täter verurteilt. Das Urteil basiert auf einer falschen Zeugenaussage und der generell schlampigen Ermittlungsarbeit. Heidegger sitzt acht Jahre unschuldig im Gefängnis. Dank des unermüdlichen Engagements seines Anwalts wird der Fall neu aufgerollt und der seit langem bekannte Täter festgenommen und verurteilt. Peter Heidegger wird rehabilitiert und bekommt eine Haftentschädigung.

6 Ein ungeklärter Mord  

In einem Waldstück bei Hof wird 2007 die Leiche des Salzburger Gebrauchtwagenhändlers Tomislav Jovanovic gefunden. Der Bosnier war durch einen Genickschuss aus einer Pistole des Kalibers 7,65 regelrecht exekutiert worden. Patronenhülse wird keine gefunden, was möglicherweise auf einen professionellen Killer (organisiertes Verbrechen?) hinweist. Bis heute konnten die Ermittler den oder die Täter nicht finden und auch das Motiv erschließt sich nicht. Ob die Sendung „Fahndung Österreich“ im Juli 2022 neue Hinweise ergeben hat, ist bis dato nicht bekannt.

7 Gesetz der Serie

Juwelier Nadler nach Überfall | Credit: www.neumayr.cc
Juwelier Nadler ist immer wieder Ziel von Einbrüchen.

Immer wieder im Visier von Einbrechern und Räubern sind die Geschäfte der Salzburger Juwelierin Ilse Nadler. 2019 überfallen bewaffnete Täter sogar die Familienvilla. Zwei Tschechen werden für den Raubüberfall in Tateinheit mit Entführung zu jeweils 20 bzw. 18,5 Jahren Haft verurteilt.

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