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Luftaufnahme des Mondsees in Oberösterreich, umgeben von grünen Hügeln und Dörfern. Deutlich zu sehen sind die Uferbereiche mit Stegen, Buchten und angrenzender Infrastruktur.
Der Mondsee steht aktuell im Mittelpunkt eines Pacht-Streits.
Der Mondsee steht aktuell im Mittelpunkt eines Pacht-Streits.
Matthias Balk / dpa / picturedesk.com

Mondsee: Alle Pachtverträge mitten im Sommer gekündigt

23.07.2025 um 13:55, Stefanie Hermann
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Besitzerin Anna Mathyl hat alle Pachtverträge am Mondsee gekündigt. Die Nachricht hat die Pächter ohne Vorwarnung mitten in der Hochsaison getroffen.

Der Mondsee ist der einzige große See im Salzkammergut, der sich vollständig in Privatbesitz befindet. Vor einem Jahr übergab die bisherige Eigentümerin Nicolette Waechter das 14,2 Quadratkilometer große Gewässer an ihre Tochter Anna Mathyl. Jetzt sorgt ein Schritt der neuen Eigentümerin für Aufsehen: Alle bestehenden Miet- und Pachtverträge wurden gekündigt – mitten in der Hauptsaison.

Kündigung per Rundschreiben: Brief trifft Pächter unvorbereitet

Der Rundbrief mit den Kündigungen kam für viele völlig überraschend. Mathyl verschickte handschriftlich unterzeichnete Schreiben, in denen sie ihr gesetzliches Sonderkündigungsrecht zum nächstmöglichen Termin geltend macht. Darin heißt es ausdrücklich: „Private oder kommerzielle Nutzungen des Mondsees, für die keine ausdrückliche gesetzliche oder schriftliche Erlaubnis von mir als See-Eigentümerin vorliegt, sind untersagt. Wer weiterhin Nutzungen am See beanspruchen wolle, solle sich an die Seeverwaltung Mondsee wenden."

Wer betroffen ist – und was weiterhin erlaubt bleibt

Die Kündigungen betreffen vor allem mehrere dutzend Pächter von Bojen, Stegen und Seehütten, da diese direkt im Seeboden verankert sind. Genau dieser gehört rechtlich gesehen Anna Mathyl. Die Wasseroberfläche hingegen gehört zur Gänze der Marktgemeinde Mondsee, wie Bürgermeister Josef Wendtner (ÖVP) erklärt.

Aktivitäten wie Baden, Segeln, Surfen, Tauchen oder Bootfahren bleiben demnach auch weiterhin erlaubt. Sie fallen unter das allgemeine Nutzungsrecht.

Gemeinden überrascht

Sowohl in der Gemeinde St. Lorenz als auch in der Marktgemeinde Mondsee wundert man sich über das Vorgehen. „Auch wir wurden überrascht“, so Bürgermeister Andreas Hammerl (ÖVP), dessen Gemeinde selbst einen kleinen Steg – sechs Quadratmeter – gepachtet hat. Er zeigt sich zuversichtlich: „Ich bin überzeugt, dass eine wohlwollende Lösung gefunden wird.“

Kritischer äußerte sich Wendtner. Die Vorgehensweise, ohne Vorankündigung einen Rundbrief zu verschicken, sei für manche erschreckend gewesen. Eine offizielle Kommunikation über die Gemeindezeitung wäre seiner Meinung nach sinnvoll gewesen.

Traditioneller Familienbesitz

Der Mondsee befindet sich seit mehreren Generationen im Besitz der Familie Waechter, die dem portugiesisch-österreichischen Adelsgeschlecht Almeida entstammt. Zur Familie gehörte einst auch das historisch bedeutende Schloss Mondsee, das heute als Hotel und Veranstaltungsort genutzt wird. Die Familie ist seit Jahrzehnten eng mit der Region verbunden.

Bereits im Jahr 2009 hatte die damalige Eigentümerin Nicolette Waechter den Versuch unternommen, den Mondsee an die öffentliche Hand zu verkaufen. Gespräche mit Oberösterreich und Salzburg verliefen allerdings ergebnislos. Ein Gutachten im Auftrag des Landes Oberösterreich bezifferte den Wert des Sees damals auf rund eine Million Euro. Waechter selbst soll einen Verkaufspreis von 16 Millionen Euro gefordert haben. Auch ein Modell mit den Österreichischen Bundesforsten als Käufer wurde diskutiert, kam aber nicht zustande. Damit blieb der See weiterhin in Privatbesitz und wurde 2024 schließlich an Waechters Tochter Anna Mathyl übergeben.

Zukunft unklar

Was Mathyl konkret mit dem See plant, ist noch nicht klar. Ein offizielles Statement der Eigentümerin liegt noch nicht vor. Den OÖN zufolge soll ein neuer Anlauf für eine ökologisch und wirtschaftlich nachhaltige Nutzung des Sees bevorstehen.

In der Region mehren sich die Vermutungen, dass die Kündigungen auch mit einer möglichen Neugestaltung der Pachtbedingungen einhergehen könnten, insbesondere angesichts der exklusiven Lage und der begrenzten Uferflächen. So wird spekuliert, dass künftig höhere Pachtzinsen für Bojen, Stege und Seehütten verlangt werden könnten. Offiziell bestätigt wurde das nicht, weder von Anna Mathyl noch von der Seeverwaltung Mondsee.

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