Babyleiche in Europapark entdeckt: Mutter unter Verdacht
Inhaltsverzeichnis
- Obduktion bringt traurige Gewissheit
- Ermittlungen laufen auf Hochtouren
- Warum Mütter nach der Geburt töten
- Babyklappe kann Leben retten
Ein Spaziergang durch den Klagenfurter Europapark hat am Samstag für einen städtischen Arbeiter ein schauriges Ende genommen. Unter einem dicht bewachsenen Gebüsch hat er eine herrenlose Einkaufstasche entdeckt. Der Inhalt entpuppte sich als menschliche Überreste. Laut Polizei dürfte die Tasche bereits mehrere Wochen an diesem versteckten Platz gelegen haben.
Obduktion bringt traurige Gewissheit
Gerichtsmediziner aus Graz führten auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Klagenfurt eine Obduktion durch. Dabei bestätigte sich der schlimmste Verdacht: Bei den verwesten Knochenteilen handelt es sich um die Überreste eines männlichen Babys. „Bei dem Kind war noch die Nabelschnur dabei. Das Baby war nicht ordnungsgemäß abgenabelt“, erklärt Staatsanwältin Denise Walk-Ebner. Daraus lasse sich schließen, dass der Bub nicht im Krankenhaus oder unter Aufsicht einer Hebamme geboren wurde. Über das genaue Alter des Kindes konnte zunächst nichts gesagt werden.
Ermittlungen laufen auf Hochtouren
Das Landeskriminalamt Kärnten hat die Ermittlungen übernommen. Im Raum steht der Tatbestand der „Tötung eines Kindes bei der Geburt“ nach § 79 StGB – ein Sonderdelikt, das mildere Strafen vorsieht als Mord oder Totschlag. „Wir ermitteln in alle Richtungen, nicht nur gegen die Mutter, sondern auch gegen Unbekannt“, betont Walk-Ebner. DNA-Proben des Babys sollen nun helfen, die Eltern zu identifizieren. Ob bereits ein Treffer vorliegt, wurde aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt gegeben. Ebenfalls keine näheren Angaben gibt es aktuell zu Zeugenaussagen. Bestätigt ist allerdings, dass sich eine Zeugin gemeldet habe.
Warum Mütter nach der Geburt töten
Fälle von Säuglingstötung werfen immer wieder die Frage auf: Wie kann es so weit kommen? Die renommierte Kärntner Gerichtspsychiaterin Sigrun Roßmanith hat zahlreiche Frauen untersucht, die unmittelbar nach der Geburt ihr Kind töteten. „Viele Täterinnen sprechen von einem Gefühl der Fremdheit und Unwirklichkeit zur Tatzeit. Es wäre, als seien sie zweigeteilt gewesen“, beschreibt sie in ihrem Buch „Täterin“. Oft verdrängten Frauen ihre Schwangerschaft vollständig oder wüssten gar nichts davon – bis die Geburt völlig überraschend einsetzt. Erst kürzlich wurde am Wiener Landesgericht eine 21-Jährige aus dem Burgenland wegen Kindstötung bei der Geburt zu 16 Monaten bedingter Haft verurteilt. Sie hatte ihren Sohn auf einer Hoteltoilette entbunden, ohne von der Schwangerschaft gewusst zu haben.
Babyklappe kann Leben retten
Österreich bietet Frauen in Ausnahmesituationen niederschwellige Möglichkeiten: Seit 2001 gibt es die anonyme Geburt in Krankenhäusern. Dabei werden Mütter medizinisch und psychologisch betreut, ohne persönliche Daten angeben zu müssen. Zudem existieren sogenannte Babyklappen (Babynester), wo Neugeborene straffrei abgegeben werden können. Kontaktstellen und weitere Infos finden Betroffene unter www.gesundheit.gv.at. Experten appellieren immer wieder: Wer verzweifelt ist, soll sich Hilfe holen – etwa bei der Frauen-Helpline unter 0800/222-555 oder der Caritas-Telefonseelsorge unter 142.