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Esteban Ocon völlig fertig nach dem Rennen
Alpine-Pilot Ocon musste nach dem Rennen direkt in ärztliche Behandlung.
Alpine-Pilot Ocon musste nach dem Rennen direkt in ärztliche Behandlung.
Screenshot: Esteban Ocon/Twitter

Hitze-Hölle: Ocon kotzt während Rennen ins Cockpit

09.10.2023 um 16:38, Anna Kirschbaum
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Schwindel, Übelkeit, Ohnmacht. Das Rennen in Doha wird für die Fahrer zur Tortur. Ein Pilot wird aus dem Rennen gezogen, weitere müssen in ärztliche Behandlung.

Fast 40 Grad, über 77 Prozent Luftfeuchtigkeit und kaum Wind: Selbst der frischgebackene Dreifach-Weltmeister Max Verstappen hat den Großen Preis von Katar als eines der härtesten Rennen seiner Karriere bezeichnet. Nach dem Rennen sind die Fahrer förmlich der Reihe nach kollabiert. Manche haben es gar nicht so weit geschafft. 

Heißer Aston Martin

Im Cockpit steigt die Temperatur während des Rennens auf mehr als 50 Grad Celsius. Selbst für die Spitzensportler der Königsklasse ist das eine körperliche Herausforderung. "Der Sitz brennt", funkt Aston Martin-Pilot Fernando noch während des Rennens. "Können wir beim Boxenstopp irgendwas tun? Vielleicht Wasser reinkippen oder so?", liefert er gleich die kreative Lösung mit. Dass der Sitz des Astons die Tendenz hat zu überhitzen, ist bekannt. "Es stimmt, Fernando hat uns das schon ein paar Mal berichtet. Und es ist nicht so, dass wir nichts unternommen hätten. Wir hatten das Problem auch in Singapur, aber seither dachten wir, es sei viel, viel besser geworden", sagt Teamchef Mike Krack nach dem Rennen. Mit Hitze hatte diesmal nicht nur der Spanier zu kämpfen. Von ohnmachtsähnlichen Anfällen berichtet Team-Kollege Lance Stroll. "In den Kurven fiel mein Blutdruck. In den schnellen Kurven bin ich praktisch ohnmächtig geworden aufgrund der hohen g-Kräfte", schildert der Kanadier. "In den letzten 20, 25 Runden habe ich fast nichts gesehen, weil ich beinahe das Bewusstsein verlor in den schnellen Kurven."

Aus in Runde 40

Die Hitze war dabei kein alleiniges Aston Martin-Problem. Noch während des Rennens berichten mehrere Fahrer von Übelkeit, Schwindel und Hitzeerschöpfung. Für einen von ihnen bedeutet die Hitze das vorzeitige Aus. Logan Sargeant musste das Rennen nach 40 Runden aufgrund von Erschöpfung aufgeben und wurde zum medizinischen Personal gebracht. Williams zieht die Reißleine und Rookie Logan Sargeant vorzeitig aus dem Verkehr. Gerade noch rechtzeitig: Dem Amerikaner wird kurz vor der Dehydrierung aus dem Wagen geholfen. Alleine auf den Beinen halten kann er sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. 

Russell schwitzt

Wie sehr die Fahrer versuchten, sich während des Rennens selbst Kühlung zu verschaffen, sieht man auch an Mercedes-Pilot George Russell. Mehrfach lenkt er mit den Handgelenken, versucht sich selbst Kühlung zu verschaffen. Den Boxenstopp nützt er für ein kurzes Lüften des Visiers. "Es ist zu heiß, ich will hier raus", funkt er. Auch nach dem Rennen wirkt er – wie fast alle anderen Fahrer auch – sichtlich mitgenommen. "Es war unglaublich. Ich habe mich wirklich über die Zielflagge gefreut."

Ocons Ekel-Aktion

Von fast 80 Grad im Cockpit berichtet Esteban Ocon, der auf der Strecke in Doha eisernen Willen beweist. Der Franzose ist sonst stolz, mindestens die doppelte Renndistanz durchhalten zu können. Dafür trainiere er schließlich. Diesmal hat aber auch die Topform des französischen Alpine-Piloten den Bedingungen nicht standhalten können. "Ab Runde 15, 16 musste ich mich zwei Runden lang im Cockpit übergeben", so Ocon, für den es nach dem Rennen erst einmal direkt zum Doktor ging.

Kritik an Fia

Für die Fia hagelt es nach dem Katar-Rennen harsche Kritik. Alex Albon brauchte fast eine Minute, um es aus seinem Williams zu schaffen. Er und zwei weitere Fahrer mussten nach dem Finish in medizinische Betreuung. Gefordert wird jetzt eine Hitzeregelung, die sicherstellen soll, dass Rennen bei solch extremen Bedingungen vermieden oder verschoben werden. Eine Möglichkeit wäre das Festlegen von Maximal-Temperaturen oder -Feuchtigkeitswerten.  "Ab einem gewissen Punkt ist es nicht mehr gesund, sondern riskant", so Alpha Romeo-Pilot Bottas. "Ich glaube, das ist jetzt so ein Niveau: Heißer darf es nicht sein." Er schlägt vor das Katar-Rennen in eine andere Jahreszeit zu verlegen. 

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