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Kitzbühel-Sieger Dave Ryding
Kitzbühel-Sieger Dave Ryding
EXPA / APA / picturedesk.com

Dave wer? So reagiert England auf Rydings Kitz-Triumph

24.01.2022 um 12:28, Philipp Eitzinger
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Ein Engländer gewinnt in Kitzbühel! Klar, Österreicher wussten schon, dass Dave Ryding ein guter Slalom-Fahrer ist. Aber wie waren die Reaktionen auf den Triumph in Rydings Heimat, die ja bekanntermaßen zu den Ski-Exotenländern gehört?

"Erste Goldmedaille für einen Engländer im Ski-Weltcup!" Diese Zeile alleine aus dem Krawallblatt "The Sun" verrät schon sehr viel darüber, wie sehr sich englische Journalisten nicht mit dem Skisport auseinander setzen. Neben dem 35-jährigen Ryding, der den Slalom-Triumph am Ganslernhang einfuhr, kommt noch ein anderer Engländer zu Wort: Eddie "The Eagle" Edwards.

Genau: Jener Skispringer, der seit Olympia 1988 Kultstatus genießt, weil er als schlechtester Olympia-Skispringer aller Zeiten gilt.

Wohlwollend, aber nicht gerade euphorisch

Auf der Facebook-Seite des renommierten Guardian sammelte die Geschichte bis Montag Mittag immerhin 17 Likes. Das sind mehr als bei der Vorschau zum "Six Nations"-Rugby-Turnier, das auf der Insel hohe Bedeutung genießt. Aber zum Vergleich: Die Meldung vom Sieg im Cricket-Länderspiel gegen die Westindischen Inseln waren den Guardian-Lesern 536 Likes wert...

In der "Times" gibt es eine ausführliche Geschichte über Ryding und seine Reise vom Training auf Mattenhängen für 3,70 Pfund am Tag zum 100.000-Euro-Siegerscheck am Hahnenkamm. Aber auch hier nehmen die Berichte über die Premier-League-Matches vom Wochenende, von den Australian Open im Tennis und Cricket prominentere Plätze ein.

Versteckspiel

Andere Medien nahmen nicht einmal Notiz. Bei der Daily Mail etwa war keine einzige der 74 Geschichten auf der Sport-Abteilung der Homepage dem Sieg von Dave Ryding gewidmet. Nicht einmal in der großen Story über Großbritanniens Olympia-Sportler kommt Ryding vor - dafür das Curling-Team, die Bobfahrer, die Snowboarder und die Skicrosser aus dem Vereinigten Königreich.

Im "Daily Mirror" gibt es eine kurze Meldung, wo ein einem Satz erwähnt wird, dass er gewonnen hat, aber es eher darum geht, dass sich Ryding selbst als "alter Furz" bezeichnet. 

Vergleiche: Suljovic und Ryding

Also: Es wird in einigen Medien wohlwollend berichtet und man darf sich freuen, aber die breite Masse reißt Rydings Triumph - der ihn mit 35 Jahren zum ältesten Premieren-Sieger in der Ski-Weltcup-Geschichte machte - nicht vom Hocker. Es ist dort halt doch ein absoluter Nischen-Sport.

Es ist wohl in etwa so, wie der Österreicher Mensur Suljovic (ca. 37.000 Facebook-Fans) vor fünf Jahren die Dart-Champions-League gewonnen hat: In England, der Heimat von Dave Ryding (ca. 27.000 Facebook-Fans), war das eine große Story - in Österreich eine Randnotiz. Nun ist es umgekehrt.

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