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Philipp Jelinek
Philipp Jelinek hat ein Buch veröffentlicht.
Philipp Jelinek hat ein Buch veröffentlicht.
Andreas Tischler / picturedesk.com

Philipp Jelinek: "Ich habe drei Jahre Therapie gemacht"

13.09.2025 um 09:00, Jovana Borojevic
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Im Interview spricht Philipp Jelinek über persönliche Herausforderungen, die Bedeutung von mentaler Gesundheit und seinen Weg nach dem Aus beim ORF.

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Philipp Jelinek kennt man aus dem Fernsehen: als sympathischen Bewegungsmotivator, der seit Jahren mit seiner täglichen Turneinheit Tausende Menschen begleitet. Im Gespräch mit weekend.at zeigt er sich von einer sehr persönlichen Seite. Er spricht über körperliche und seelische Tiefpunkte – und darüber, wie aus eigener Krise seine heutige Mission entstand.

Drei Jahre Therapie

So offen hat man Philipp Jelinek selten erlebt. Im Gespräch spricht der sonst so energiegeladene Fitness-Profi über eine dunkle Phase in seinem Leben und überrascht mit einem sehr persönlichen Geständnis: „Ich habe wirklich drei Jahre Therapie gemacht, weil ich einfach unter Druck gestanden bin, weil ich Angstzustände hatte. Traumageschichte, Angsttrauma und Depressionen.“ Die Fassade des immer gut gelaunten TV-Trainers bekam Risse. Und Jelinek macht klar: Seelischer Schmerz geht oft tiefer, als man denkt. „Die Psyche schlägt sich schon sehr auf den Körper. [...] Der Körper gibt ja auch diese Alarmsignale.“

Bandscheibenvorfall als Wendepunkt

Ein einschneidendes Erlebnis war sein Bandscheibenvorfall, der ihm vor Augen führte, wie schnell sich der eigene Gesundheitszustand verändern kann. „Ich konnte nicht mehr auf einem Bein stehen, bin umgefallen.“ Eine Operation wollte er vermeiden und entschied sich für tägliches Training im Spital. „Ich habe mir dann wirklich 14 Tage freigenommen, bin ins Spital gegangen und habe jeden Tag trainiert, weil ich nicht unters Messer wollte.“ Diese Entscheidung wurde für ihn zum Lebensprinzip. „Und das ist jetzt mittlerweile über 20 Jahre her und ich habe das voll in den Griff bekommen und habe seitdem kein Problem mehr.“ 

Verantwortung für den eigenen Körper

Für Jelinek ist Bewegung ein Schlüssel zur Eigenverantwortung – ein Begriff, den er mehrfach betont. „Wir haben nur einen Körper und ich möchte appellieren an die Eigenverantwortung, dass die Leute einfach was tun.“ Er will mit seinem Buch und seiner Arbeit zeigen, dass es nicht um Leistungssport gehe, sondern um gesunde Alltagsbewegung: „Es geht hier nicht um Sport, es geht um die gesunde Bewegung, sodass es dir guttut.“ 

Bruch mit dem ORF

Der plötzliche Ausstieg von Philipp Jelinek aus dem ORF-Programm sorgte Anfang 2024 für Aufsehen. Nach knapp 1.000 Sendungen war völlig unerwartet Schluss. Jelinek selbst spricht im Interview offen über diesen Einschnitt.

„Natürlich hätte ich mir das gerne erspart. Auf der anderen Seite wiederum wächst du halt mit dieser Erfahrung.“ Er räumt ein, dass es emotional nicht einfach war: „Natürlich hat es wehgetan, weil ich habe das aufgebaut.“ Seine Haltung blieb dennoch kämpferisch: „Ich bin ein Mensch, ich gebe niemals auf, ich bleibe dran und Rückschläge gehören einfach dazu.“ 

Haltung zur Nachfolgesendung

Zur ORF-Sendung „Fit mit den Stars“, die nach seinem Abgang entstand, äußert sich Jelinek versöhnlich: „Ich finde toll, dass meine Sendung, die ich ins Leben gerufen habe, weitergeht. Und ich sage: Alles, was Menschen zur Bewegung motiviert, dient der Mission.“ Er versteht sich als Teil eines größeren Netzwerks für Gesundheit: „Wir alle, die für die Gesundheit der Menschen da sind – und ich glaube, gemeinsam können wir viel bewegen.“ 

Neue Wege mit „Philipp bewegt“

Seit dem Wechsel zur Kronen Zeitung setzt Jelinek seine Arbeit unter dem Titel „Philipp bewegt“ fort. Dabei engagiert er sich verstärkt in Schulen und Einrichtungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. „Jetzt kann ich mit der Krone das umsetzen, was ich vorher schon machen wollte, eben in die Schulen rauszugehen. Menschen mit besonderen Bedürfnissen, die mit reinholen ins Boot. Ich kann meine Mission fortsetzen und das ist für mich das Allerwichtigste.“ 

Berührende Rückmeldungen

Im Gespräch liest Jelinek mehrere Zuschriften von Zuschauern vor. Eine davon beschreibt den Tod eines geliebten Partners: „Seit Jänner 2023 tue ich täglich mit. Mein Mann, meine große Liebe, ist vor kurzem verstorben. In der Zeit, als er noch lebte, warst du meine Energiequelle. Jeden Tag nach seinem Tod gabst du mir wieder Struktur aufzustehen. Weiterzumachen und dafür möchte ich dir von Herzen danken.“ Eine andere Zuschrift berichtet von einem gesundheitlichen Fortschritt nach langer Leidenszeit: „Ich nahm bis zu sechs schwere Schmerztabletten zu mir und bekam monatlich Cortison Infiltrationen. [...] Mache brav täglich beim Turnen mit und komme jetzt mit maximal einer Tablette durch. Brauche keine Stichereien mehr.“

Erfolgsgeheimnis

Jelinek sieht einen großen Vorteil seiner Trainingsformate in ihrer Einfachheit. „Du brauchst kein Turngewand, du kannst im Bademantel, sogar in der Unterhose mitmachen. Jeder macht die Übungen so gut es geht in seiner Geschwindigkeit und Bewegungsgröße.“ Auch für Menschen mit Unsicherheiten oder körperlichen Einschränkungen sei das Angebot geeignet: „Viele Menschen haben die Scheu, sich in einer Gruppe mit anderen zu bewegen. [...] Und zu Hause sind sie in ihrer Anonymität, aber trotzdem nicht alleine."

Engagement für Kinder und Schulen

Ein großes Anliegen ist ihm die tägliche Bewegung in Schulen. Er kritisiert die langsame Umsetzung politischer Versprechen: „Wir reden seit Ende der Achtziger von der täglichen Turnstunde und es passiert nicht wirklich was. Aktuell gibt es die tägliche Bewegungseinheit, aber die wird flächendeckend erst bis  2034 flächendeckend eingeführt und die Zeit haben wir nicht. “ Sein Konzept „Philipp bewegt“ sei niederschwellig und überall einsetzbar: „Du brauchst kein Turngewand, du kannst es im Eisenmalenwandel machen, du brauchst kein extra Lehrpersonal dazu. Es ist ganz, ganz easy umzusetzen.“ 

Philipp Jelinek sieht sich als jemand, der andere motivieren will, durchzuhalten und aktiv zu bleiben – auch in schwierigen Zeiten. Seinen Leitsatz bringt er mehrmals auf den Punkt: „Let’s turn setbacks into a comeback.“

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