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K.WIENA spielt auf seiner Gitarre | Credit: Thomas Podobnig
Ein Mann und seine Gitarre: K.WIENA
Ein Mann und seine Gitarre: K.WIENA
Thomas Podobnig

Austropop-Künstler K.WIENA über den Weg nach oben

20.10.2021 um 06:43, Ute Daniela Rossbacher
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Mit einem Bein in Kärnten, mit dem anderen in Wien - dass das musikalisch kein unüberwindbarer Gegensatz sein muss, beweist Florian Schauer-Bieche aka "K.WIENA". Im Gespräch mit Weekend erzählt der Singer-Songwriter, wie es dazu kam.

Florian, unter dem Namen "K.WIENA" reihst du dich stimmig in die Tradition des Austro-Pop à la Peter Cornelius und Georg Danzer ein. Wie kam's zu dem Namen, bedenkt man, dass du dich mit gutem Recht auch "A.KÄRTNA" hättest nennen können, nachdem du aus Klagenfurt bist?

Florian Schauer-Bieche: (lacht) Also quasi der österreichische "Englishman in New York"? A Kärntna in Wien? Find ich witzig. Ehrlich gesagt habe ich bei der Namensfindung nicht lange nachgedacht. Ich habe überlegt: Wer bin ich und wen möchte ich darstellen? Und da kam die Antwort aus dem Bauch heraus: A „Kärntner Wiener“ oder halt „ka echter Wiena“. Erst nach und nach ist mir klar geworden, wie gut der Name passt. Im Herzen bin ich Wiener, auf der Geburtsurkunde Kärntner. Wenn ich spreche, dann hört man den Kärntner. Das soll so bleiben. Wenn ich singe, kommt der Wahlwiener durch. Diese dialektische Fantasiewelt ist nicht gekünstelt. So klinge ich, wenn ich mich hinstelle und etwas in Mundart singe. Das fasst der Name K.WIENA alles perfekt zusammen. Ich bin schon gefragt worden: Warum muss ein Kärntner unbedingt Wienerisch singen? Meine Antwort: Warum muss ein Österreicher Englisch oder Hochdeutsch singen? Ich bin der Meinung, in der Kunst ist erlaubt, was die Emotionen möglichst gut transportiert. Und das ist bei mir das K.Wienerische.

Didi Baumgartner (langjähriger Gitarrist von Peter Cornelius, Alkbottle und Gründer von Wödmasta, Anm.) hat dein Debüt-Album "Vom Falln und Fliagn" produziert. Wie kam es zu dieser glücklichen musikalischen Fügung?

Florian Schauer-Bieche: Didi hab ich bei einem Interview über seine neue Band „Die Wödmasta“ kennengelernt. Da war sofort ein Draht da. Wahrscheinlich, weil Didi ursprünglich auch Klagenfurter ist, der seit den 1980ern in Wien lebt. Also eh a K.Wiena. Irgendwann hab ich erwähnt, dass ich selbst Songs schreibe und die gern mal aufnehmen würde. Er hat angeboten, dass ich das in seinem Studio machen kann. Ihm haben die Nummern so gut gefallen, dass er meinte: Da musst du mehr draus machen, lass‘ uns ein Album produzieren. Und dann kam Corona und bescherte uns viel Zeit dafür.

In deinem Lied "Erinnerungen" singst du davon, dass gerade sie uns erst viel über unser Leben klarmachen. Wie würdest du diese Formel umgemünzt auf deinen Werdegang deuten, der ursprünglich anders begonnen hat – Studium der Kommunikationswissenschaften, Redakteur, später strategischer Berater und heute "dialektischer Gschichtldrucker", als der du dich bezeichnest?

Florian Schauer-Bieche: Im Herzen war ich immer schon Musiker und Texter. Das habe ich bereits seit meiner ersten Band mit knapp 14 Jahren gespürt. Ich wollte nur Musik machen und schreiben. Ich habe also Wege gesucht, um von meiner Kreativität leben zu können. Da muss man sich breit aufstellen. Und glücklicherweise gibt es neben dem „Kreativling“ in mir auch den Analytiker und Organisator. Der ermöglicht mir das finanzielle Überleben – in welcher Funktion ich auch immer gerade engagiert werde. Derzeit bin ich etwa wieder sehr viel als Texter und PR-Berater aktiv. Das ist in einer so unsicheren Branche kein Nachteil. Zumindest, solange ich mir selbst treu bleibe und die Musik an erster Stelle stehen kann. Wer weiß, was in Zukunft noch alles kommt. Meine Devise ist: Lieber breche ich mir auf der Spielwiese des Lebens einen Fuß, als dass ich mir die Nase am Fenster plattdrücke und den anderen beim Spaßhaben zuschaue. „Die größte Hetz hat man in Wahrheit ohne Netz“ – hat schon Rainhard Fendrich gesungen.

Es ist eine Sache, von einer Musiker-Laufbahn zu träumen, und eine andere, sie Schritt für Schritt in die Tat umzusetzen. Auf welche Herausforderungen, aber auch Highlights blickst du zurück?

Florian Schauer-Bieche: Gefühlt stehe ich jetzt erst vor den ersten Stufen der steilen Treppe des Musikbusiness‘, und ich arbeite hart daran, dass ich viele davon gehen darf. Wenn ich was mache, dann richtig. Halbe Sachen mag ich nicht. Insofern ist für mich die größte Herausforderung, als Wiedereinsteiger und Newcomer im Austropop Fuß zu fassen. K.WIENA ist ja eine One-Man-Show. Das heißt, ich kümmere mich wirklich um alles selbst. Dazu habe ich mein eigenes Label MUND.ART RECORDS gegründet. In vielen Bereichen hilft mir meine Erfahrung aus der PR- und Werbewelt. Die größte Herausforderung war und ist, die Finanzierung der Produktion aufzustellen und mir eine Community aufzubauen, die tatsächlich auch meine Musik hört und kauft. Das ist mir via Instagram gut gelungen (@k.wiena). Ich mach‘ das alles leidenschaftlich gerne. Die vielen leeren Kilometer, die man dabei macht, gehören dazu. Wenn wir von Highlights sprechen: Mit jedem neuen Airplay und jeder neuen Playlist steigen jetzt auch sichtlich die Streams und Shazam-Anfragen. Alleine in den vergangenen zwei Wochen waren es wieder einige Hundert.

Was wünscht du dir auf deinem beruflichen Weg in dieser hart umkämpften Branche?

Florian Schauer-Bieche: Mehr Zusammenhalt, weniger Neid, mehr Gemeinsamkeit. Ich halte es da gern mit dem Spruch: Vergleichen kann man Omas Kuchen, aber nicht Musik. Da ist jedes Stück an sich einzigartig. Man bekommt keinen Hörsturz, wenn man mal andere Musiker unterstützt. Aber über seinen eigenen Schatten springen zu können ist eine selten gewordene Charaktereigenschaft.

"Macht Mundartrock mit Gefühl", steht in deinem Instagram-Profil zu lesen. Im Dialekt klingen Gefühle direkter und ehrlicher. Wie viel Mut hat es dich gekostet, dich auf einer Live-Bühne den kritischen Ohren des Publikums zu stellen?

Florian Schauer-Bieche: Im Dialekt kann man Dinge so ansprechen, wie man es nach dem fünften Bier mit Freunden macht. Ungeschönt und direkt. Dass das im Österreichischen immer mit einem Schmäh unterlegt ist, das ist wohl so ein genetisches Erbe. Wer beim Sudern freundlich dreinschaut, kann in Österreich viel erreichen. (lacht) Deshalb ist es für mich keine Überwindung, mich auf die Bühne zu stellen und meine Songs zu singen. Erstens mache ich die Musik wirklich nur für mich. Ich würde auch auftreten, wenn vor mir nur Tontechniker und Kellner sitzen. Aber natürlich taugt es mir, wenn nach Auftritten Leute herkommen und meinen: In dem und dem Song hab‘ ich mich wiedergefunden. Weil, und da bin ich beim zweiten Punkt: Ich singe ja nichts Neues – sondern verpacke das, was da draußen gesagt wird, in teils provokativen, teils witzigen und manchmal auch einfach ehrlichen Texten.

Musikalisch zeichnest du für alle Songs alleine verantwortlich. Wie darf man sich den kreativen Entstehungsprozess vorstellen?

Florian Scheucher-Bieche: Ich lasse mich täglich von meiner Muse küssen. Und wenn die mal nicht da ist, gehe ich ganz intuitiv an die Sache: Zuerst ist da ein Gefühl. Entweder für einen Text oder für eine Melodie. Meistens ist zuerst eine Textidee bzw. eine Idee für ein Thema. Dann versuche ich, das Gefühl musikalisch zu spiegeln. Ist es ein fröhliches Thema oder ein pessimistisches? Verträgt es eher Dur oder Moll? Welches Genre soll es bedienen? Und dann probiere ich herum, bis ich eine Melodie habe, die mir gefällt. Und alles, was dann passiert, liegt nicht in meiner Hand. Oft sind Songs auch einfach da. Wie "Fetzenschädl". Oder "Vom Falln und Fliagn". Plötzlich ist da dieses Gitarrenriff oder eine Chord-Folge, die Melodie, der Text. Alles passt zusammen. Keiner weiß warum. Und das ist das Besondere am Songwriting. Ich werde jeden Tag mit neuen Ideen überrascht.

Du lebst bereits seit einigen Jahren in Wien. In welchen Ecken der Stadt fühlst du dich als "K.WIENA" besonders eng mit der Stadt verbunden?

Mit der A2. (lacht) Nein, im Ernst: Ich entdecke Wien gerne neu, das hilft mir auch beim Ideensammeln. Sehr oft bin ich auf der Höhenstraße unterwegs. Ich wandere etwa von Grinzing, über den Himmel gerne den Stadtrand bis Dornbach entlang. Leider ist mein Hund nicht mehr so fit. Jetzt fahre ich mit ihm eher spazieren. Früher waren wir viel in der Lobau, im Augarten und überall wo es grün ist. Derzeit bin ich viel im Tonstudio, in Favoriten. Auch dort gibt es viele schöne Flecken. Mein absoluter Lieblingsplatz ist aber der Heiligenstädter Park über der Hohen Warte.

Dein Hund – ein gutes Stichwort. Immer wieder ist er Teil deiner Storys und Posts auf Instagram. Wie nimmt er deine Home Sessions auf?

Florian Schauer-Bieche: Ich glaub, Aaron ist mittlerweile froh, dass er knapp 15 Jahre alt ist und schon schlecht hört. Er ist meist der erste, der meine Songideen vorgespielt bekommt. Manchmal ist er schonungslos ehrlich. Kein Scherz: Wenn ihm eine Melodie nicht gefällt, oder irgendwas zu schrill oder komisch klingt, dann steht er auf und schubst mit seiner Schnauze meine Hand weg von der Gitarre. Dann weiß ich: Okay, die Idee kann ich kübeln.

Welcher deiner Songs bedeutet dir persönlich besonders viel?

Florian Schauer-Bieche: Es gibt drei, die mir besonders am Herzen liegen. Zum einen „Fetzenschädl“. Ich hab‘s bisher noch nie öffentlich gesagt, aber den Song hab ich Ende 2019 für eine ganz bestimmte Person geschrieben. Emotionen – egal, ob positive und negative - sind die besten Co-Autoren. So ging es dann auch gleich mit „Vergiss mi“ weiter – und ganz persönlich ist auch „Vom Falln und Fliagn“. Überhaupt ist mein Album sehr autobiografisch. Wer mich kennt, wird das kaum überhören.

Gerade für Live-Künstler brachte die Corona-Pandemie viele Herausforderungen mit sich. Wie blickst du auf die Zeit des Lockdowns und der Quarantäne zurück?

Florian Schauer-Bieche: Da darf ich eigentlich nicht mitreden, da befinde ich mich in einer privilegierten Situation. Ich habe K.WIENA erst Mitte 2019 gestartet und war somit, was Live-Konzerte betrifft, kaum betroffen. Im Gegenteil, ich hatte ganz viel Zeit für das Songwriting und das Album. Im Sommer 2020 konnte ich viele kleine Open Air-Konzerte spielen. Die Zeit der Lockdowns war psychisch anstrengend, aber ganz persönlich gesprochen auch das Beste, das mir passieren konnte. Ich habe nicht nur meine musikalische Leidenschaft gefunden, sondern in dieser Zeit auch meine Freundin kennengelernt.

Dein schönstes Karriere-Highlight bisher als Musiker?

Florian Schauer-Bieche: Es sind die vielen kleinen Schritte dazwischen. Das erste Album mit meiner alten Rockband anno 2008. Die vielen Konzerte, unter anderem vor einigen Hunderten Menschen im damaligen Eboard-Museum. Der erste Mundartsong, den ich zwar schon 2017 getextet, aber erst 2019 komponiert habe. Das erste kleine Konzert als K.WIENA 2020 im Februar in Wien. Mein Akustikalbum und 2021 das erste Studioalbum. Und natürlich der Moment, als das erste Mal ein Song von mir im Radio gespielt worden ist. Das war „Vom Falln und Fliagn“. Ich hoffe, da kommen noch viele!

Hör-Tipp

K.WIENA
"Vom Falln und Fliagn"
MUND.ART RECORDS

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