Unheilbar krank: Konstantin Wecker sagt Konzerte ab
Der Münchner Liedermacher Konstantin Wecker (78) hat alle seine für November geplanten Konzerte seiner„Lieder meines Lebens“-Tour abgesagt. Grund ist die schwere neurologische Erkrankung, die den Künstler seit Monaten stark einschränkt. Laut Mitteilung seines Büros sei Wecker derzeit nicht in der Lage, aufzutreten.
Nervenkrankheit macht Klavierspielen unmöglich
Die Krankheit hat Wecker schwer getroffen, besonders, weil sie ihn seiner größten Leidenschaft beraubt hat: dem Klavierspiel. Der Musiker leidet unter Nervenschäden an den Händen, die sich über Monate verschlechtert haben.
„Gerade die linke Hand hatte immer wieder Ausfälle. Ich nahm es anfangs nicht ernst, dachte mir, vielleicht hast du einfach einen schlechten Tag, das vergeht schon wieder. Aber es verging nicht“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Es handle sich um einen schleichenden Prozess, der nicht heilbar sei.
„Ich kann nur noch wie ein Anfänger spielen. Wie ein Kind. Mehr ist nicht mehr drin“, erklärt er. Besonders schmerzhaft sei für ihn der Verlust seines Liedes „Willy“: „Den muss ich einfach selbst spielen. Aber ich kann es nicht mehr. Der Willy ist nun Geschichte.“
Vom Rausch zur Reue
Wecker hat in mehreren Interviews offen über seine Drogen- und Alkoholsucht gesprochen. Jahrzehntelang führte er ein Leben zwischen Bühne und Absturz. „Ich wollte mein Leid mit allen möglichen Drogen und Vergnügungen wegzaubern – aber das klappt nicht“, sagt er rückblickend. In den 1980er-Jahren wurde seine Abhängigkeit öffentlich, nachdem er wegen Kokainbesitzes vor Gericht gestanden war.
Zwei Entzüge retteten ihm das Leben. Heute ist der Musiker seit drei Jahren trocken und überzeugt, dass sein früherer Alkoholmissbrauch seine jetzige Erkrankung mitverursacht hat. „Alkohol ist das gefährlichste Nervengift, das es gibt – und gesellschaftlich völlig akzeptiert“, warnt er.
Absage mit Wehmut und Dankbarkeit
Insgesamt sind 14 Auftritte, unter anderem in Berlin, Koblenz und Saarbrücken, von der jetzigen Absage betroffen. Ob die für Dezember geplanten Termine stattfinden können, ist ungewiss. Die Veranstalter bemühen sich um Ersatztermine.
Trotz seiner Krankheit zeigt sich der Künstler gefasst. „Am Klavier zu sitzen, das war für mich pure Meditation“, sagte Wecker. „Jetzt bleibt mir die Erinnerung – und die Dankbarkeit." Auch wenn die Tournee vorerst pausieren muss, blickt Wecker mit Ruhe auf sein Lebenswerk: „Je mehr ich zurückblicke, umso dankbarer werde ich. Heute weiß ich: Diese Musik kam nicht von mir allein – sie wurde mir geschenkt.“