Kathi Steininger: Moderatorin zeigt P. Diddy an
- Prozess gegen P. Diddy
- Kathi Steininger: „Ich wollte nur meinen Job machen”
- Nachricht an P. Diddy
- Warum die Moderatorin jetzt auspackt
- Steininger erhebt in Österreich Anzeige
- Das droht Sean Combs im Urteilsfall
Die Wiener Moderatorin Kathi Steininger erhebt schwerwiegende Vorwürfe gegen US-Rapper Sean „P. Diddy“ Combs. In einem exklusiven Interview in der PULS24-Sendung „Treffpunkt Österreich“ schildert sie erstmals öffentlich, dass der Musiker sie im Jahr 2000 in Wien unter Drogen gesetzt und im Tourbus vergewaltigt haben soll.
„An dem Tag habe ich für mich zum ersten Mal ausgesprochen: Ich wurde vergewaltigt“, sagt Steininger vor laufender Kamera.
Prozess gegen P. Diddy
Seit Anfang Mai 2025 steht Combs wegen Sexhandel, organisierter Kriminalität, sexueller Gewalt und Zwangsarbeit in New York vor Gericht. Rund 120 mutmaßliche Opfer haben sich gemeldet, darunter Frauen, Männer und Minderjährige. Die Anklage wirft Combs vor, über Jahrzehnte hinweg ein Netzwerk aufgebaut zu haben, um Opfer zu missbrauchen, zu bedrohen und zu erpressen. Aktuell sind zudem über 50 Zivilklagen anhängig.
Bis heute haben bereits rund ein Dutzend Zeugen ausgesagt. Sie alle zeichnen ein ähnliches Bild: Kontrollsucht, psychischer und sexueller Missbrauch, systematisches Vorgehen.
Der Rapper weist alle Vorwürfe zurück. Er spricht von einem „Swinger“-Lebensstil, sämtliche Kontakte seien einvernehmlich gewesen. Die US-Staatsanwaltschaft sieht das anders: In internen Berichten ist von einem „systematischen Netzwerk sexualisierter Gewalt“ die Rede.

Kathi Steininger: „Ich wollte nur meinen Job machen”
Kathi Steininger ist nun eine der wenigen internationalen Stimmen, die sich öffentlich äußern. Erstmals lässt sie mit einem Vorwurf aus Österreich aufhorchen.
Am 28. März 2000 tritt Sean Combs unter seinem damaligen Künstlernamen Puff Daddy in der „Libro Music Hall“ auf. Steininger, gerade einmal 19, war an diesem Tag für einen Online-Sender als Reporterin im Einsatz. Nach dem Auftritt versucht sie beim Aftershow-Event im Club Olympia P9 das Interview zu bekommen. „Ich wollte ja nur meine Arbeit machen“, schildert sie.
Bodyguards lassen sie zwar zu Combs, trennen sie aber gezielt von ihrem Kameramann: „Den haben sie vor mir abgestellt und gesagt: Nein, du nicht.“ Anschließend habe Combs persönlich einen Orangensaft für sie geholt. „Ich habe natürlich weiter gedrängt, dass ich ein Interview gern hätte – dafür war ich ja da.“ Unter dem Vorwand, es sei in der Party-Location zu laut, wird sie in einen der Tourbusse hinter dem Club gelockt. „Ich war 19 Jahre alt. Ich habe mir nichts dabei gedacht”, sagt Steininger.
Im Partybus habe ihr Combs dann erneut ein Getränk angeboten. „Da war zu 100 Prozent was drinnen”, ist sich Steininger sicher. Kurz darauf sei es zum Übergriff gekommen. „Ich war bei vollem Bewusstsein, aber mein Körper hat das zugelassen", schildert sie den Vorfall.
Combs habe ihr noch seine Telefonnummer zugesteckt, am nächsten Tag ist ein Foto der beiden in einer Zeitung erschienen.
Nachricht an P. Diddy
Nach dem Vorfall habe sie niemandem davon erzählt. „Ich habe gar nichts gesagt, ich habe mich geschämt.“ Erst viele Jahre später, als zahlreiche weitere Fälle gegen Combs öffentlich werden, setzt für die heute 44-Jährige langsam ein Prozess der Erkenntnis ein.
„Fast 24 Jahre später war mir komplett klar, dass das genau das war, was mir passiert ist. Dass mein Getränk manipuliert war. Ich wäre mit diesem Mann nie ins Bett gestiegen", erzählt Steininger. Im Jahr 2018 hat sie begonnen, die Erlebnisse im Rahmen einer Therapie aufzuarbeiten.
In einem persönlichen Schritt versuchte sie sogar, den Rapper über Instagram zu kontaktieren. Ihr sei klar geworden, dass nicht sie es sein sollte, die sich schämt: „Ich wollte eine Entschuldigung.“ Erhalten hat sie diese nie. Ihre Nachricht blieb unbeantwortet.
Warum die Moderatorin jetzt auspackt
Mit der Therapie hat der Aufarbeitungsprozess für Steininger aber erst begonnen. Zunächst hat sie sich an ihre Schwester und ihren Bruder gewandt; parallel dazu Kontakt zu einem US-Anwaltsteam aufgenommen, das Opfer im US-Prozess betreut.
In Folge wurde Steininger in den Ermittlungen mehrfach angehört. „Es war ein absoluter Horror, das dauernd im Detail wiederholen zu müssen. Da bin ich auch einmal zusammengebrochen.“ Dennoch sei es ein Schritt nach vorn: „Es geht bergauf jetzt für mich. Allein das heute hier ist ein Teil meiner Heilung. Das sehe ich alles als Heilung.“ Das US-Team sei für ihre Hilfe dankbar gewesen.
Eine geplante Aussage im US-Prozess ist letztlich nicht zustande gekommen, obwohl ein Flugtermin bereits feststand. Da die Tat außerhalb der USA stattfand, seien die Gerichte nicht zuständig. Aus diesem Grund habe sie auch Anzeige in Österreich erstattet.
Steininger erhebt in Österreich Anzeige
Die Staatsanwaltschaft Wien bestätigt die Anzeige. "Unter Vorbehalt der späteren Verfolgung“ wurden die Ermittlungen mittlerweile eingestellt.
Dass es in Österreich zu einer Verhandlung kommt, gilt als äußerst unwahrscheinlich. Nach österreichischem Strafrecht wäre der Fall mittlerweile verjährt. Sollte es in den USA jedoch zu einer Verurteilung wegen vergleichbarer Taten innerhalb einer noch offenen Frist kommen, könnte das Verfahren neu aufgerollt werden. Selbst dann müsste aber abgewogen werden, ob in Österreich noch eine zusätzliche Strafe verhängt würde.
Das droht Sean Combs im Urteilsfall
In den USA droht P. Diddy im Fall einer Verurteilung im aktuellen Prozess lebenslange Haft. Die Anklage stützt sich auf die Aussagen von rund 120 mutmaßlichen Opfern, darunter zahlreiche Frauen, aber auch Männer und Minderjährige.
Zentraler Punkt des Verfahrens ist der Vorwurf, dass Combs ein kriminelles Netzwerk aufgebaut habe, um über Jahre hinweg Opfer systematisch unter Drogen zu setzen, sexuell auszubeuten und einzuschüchtern.
Besonders belastend ist dabei das öffentlich gewordene Überwachungsvideo, das einen Übergriff auf Combs’ frühere Lebensgefährtin Cassie Ventura zeigt – ein Fall, den die Anklage als exemplarisch sieht. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Für Kathi Steininger ist es unabhängig vom Ausgang in Österreich entscheidend, dass das Vorgehen von Combs öffentlich gemacht wird: „Ich finde, eine Strafe wäre angemessen. Ich hoffe natürlich, dass er sich warm anziehen kann. Es ist ja nicht vorbei. Wir sind mittendrin. Und ich bin da, um weiterhin den Menschen klarzumachen, dass sie die Natur dieses Mannes sehen. Das ist mir sehr wichtig.“