Harald Serafin ist tot: Trauer um "Mr. Wunderbar"
Inhaltsverzeichnis
- Geboren in Litauen, aufgewachsen in Bamberg
- Start in die Operettenwelt
- Entertainer aus Leidenschaft
- 20 Jahre Intendant in Mörbisch
- „Dancing Stars“: Ein Juror wird zur Kultfigur
- Ehrungen, Ecken und ein klarer Satz
Harald Serafin ist tot. Der beliebte Operettensänger, Schauspieler und Intendant ist am 15. September im Alter von 93 Jahren gestorben. Bekannt als langjähriger Leiter der Seefestspiele Mörbisch und zuletzt als Juror der ORF-Show „Dancing Stars“, hat Serafin, ob auf der Bühne, im Fernsehen oder im Alltag, eine ganze Generation mit seinem Stil geprägt.
Geboren in Litauen, aufgewachsen in Bamberg
Serafin wurde am 24. Dezember 1931 im litauischen Kybartai geboren. Nach der Besetzung Litauens durch die Sowjetunion floh seine Familie 1940 nach Memel und später weiter nach Bamberg. Dort betrieben die Eltern ein Textilgeschäft. Nach der Matura begann Serafin zunächst ein Medizinstudium, entschied sich aber bald um und wechselte zur Musik. Sein Gesangsstudium absolvierte er unter anderem bei KS Willi Domgraf-Fassbaender in Nürnberg. Engagements in St. Gallen, Bern, Zürich, Aachen und Ulm folgten.
Start in die Operettenwelt
Sein komisches Talent blieb nicht lange unentdeckt: Niemand Geringeres als der große Otto Schenk erkannte Serafins Bühnentauglichkeit und machte ihn zum Bonvivant der Operette. Von da an wurde Serafin zur fixen Größe im Musiktheater. Die „New York Times“ beschrieb ihn einmal als den „Walter Matthau der Wiener Operette“. Besonders gefeiert wurde er für seine Auftritte an der Wiener Volksoper, in Zürich und bei den Juni-Festspielen, etwa an der Seite von Anneliese Rothenberger in Sutermeisters „Madame Bovary“. Nach einer Stimmbandoperation 1989 trat er kürzer, kehrte aber bald zurück.
Entertainer aus Leidenschaft
Serafin hat nicht nur gesungen – er hat gespielt, parodiert, kommentiert. Sein Stil war charmant, manchmal direkt, aber nie verletzend. Das Publikum schätzte ihn für seinen trockenen Humor, seine eleganten Auftritte und seine Fähigkeit, auch schwierige Rollen mit Leichtigkeit zu füllen. Große Beliebtheit erlangte er mit seinen freundlichen, aber oft auch süffisanten Kommentare, sowohl auf der Bühne als auch später im Fernsehen.
20 Jahre Intendant in Mörbisch
1992 übernahm Serafin die Intendanz der Seefestspiele Mörbisch. Zwei Jahrzehnte lang hat er das Festival am Neusiedler See geprägt. Er setzte auf große Operetteninszenierungen mit opulenter Ausstattung und hoher musikalischer Qualität. Unter seiner Leitung wurde Mörbisch zu einer der wichtigsten Kulturadressen im Land. Parallel dazu spielte er regelmäßig am Theater in der Josefstadt, an den Kammerspielen und bei den Festspielen Berndorf. Für das Sprechtheater gewann ihn Felix Dvorak, unter dessen Regie er in mehreren Erfolgsproduktionen auftrat.
„Dancing Stars“: Ein Juror wird zur Kultfigur
Ab 2006 wurde Serafin auch einem breiteren TV-Publikum als Juror der zweiten Staffel von „Dancing Stars“ auf ORF 1 bekannt. Seine Aufgabe war klar: der freundliche Gegenpol zur kritischen Jury. Meist gab er schmeichelhafte Kommentare ab, die wenig mit dem Tanz zu tun hatten, aber bestens ankamen. Sein Ausspruch „Es war wunderbar!“ wurde zum Running Gag und schließlich zu seinem Markenzeichen. Der Spitzname „Mister Wunderbar“ war geboren. Auch eine Möbelhauskette holte ihn später als Werbegesicht vor die Kamera.
Ehrungen, Ecken und ein klarer Satz
Serafin ist mit Preisen und Auszeichnungen überhäuft worden: Kammersänger, Berufstitel Professor, Ehrenringe, Komturkreuze, das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse und zuletzt der Österreichische Musiktheaterpreis für das Lebenswerk. Einige Auszeichnungen wurden ihm 2009 bei einem Wohnungseinbruch gestohlen. Geklaut wurde dabei vieles, aber nichts, was ihn ausmacht. In Erinnerung bleiben seine Rollen, seine Auftritte, seine Stimme. Und Sätze wie dieser: Als er bei einer Rede in Mörbisch dem damaligen Kunst-Staatssekretär Franz Morak öffentlich sagte: „Du weißt, was ich von dir halte.“ Und als dieser beschwichtigte: „Er meint es nicht so“, antwortete Serafin trocken: „Doch, ich meine es so.“