Brian Wilson: Beach Boys trauern um Gründer
- Vom Strand von Hawthorne zur Weltkarriere
- Der Mann hinter dem Soundtrack des Sommers
- Ein Leben im Schatten innerer Dämonen
- Krankheit, Konservatorschaft und ein letzter Auftritt
- Abschied von einem musikalischen Pionier
Brian Wilson, Mitgründer der legendären Beach Boys und prägender Kopf hinter ihrem unverwechselbaren Sound, ist tot. Er starb im Alter von 82 Jahren, wie seine Familie am 11. Juni auf Instagram bekannt gab. „Wir sind todtraurig mitzuteilen, dass unser geliebter Vater Brian Wilson gestorben ist. Uns fehlen die Worte“, hieß es in der offiziellen Mitteilung.
Vom Strand von Hawthorne zur Weltkarriere
Geboren wurde Brian Douglas Wilson am 20. Juni 1942 in Inglewood, Kalifornien. Trotz einer angeborenen Schwerhörigkeit auf einem Ohr zeigte sich schon früh sein außergewöhnliches musikalisches Talent. Gemeinsam mit seinen Brüdern Dennis und Carl, seinem Cousin Mike Love und Schulfreund Al Jardine gründete er 1961 die Beach Boys. Was als Familienprojekt begann, wurde bald zur Stimme eines Lebensgefühls, das kalifornische Ideal von Sonne, Surfbrettern und jugendlicher Freiheit.
Der Mann hinter dem Soundtrack des Sommers
Wilson gilt bis heute als musikalisches Genie, das einen Hit nach dem anderen quasi aus dem Ärmel schüttelte. Hits wie „Surfin’ U.S.A.“, „California Girls“ oder „Good Vibrations“ tragen nicht nur seine Handschrift, sondern haben die Popmusik nachhaltig verändert. Das 1966 erschienene Album Pet Sounds wurde zum Meilenstein der Popgeschichte. Beatles-Legende Paul McCartney bezeichnet es gar als „das beste Pop-Album aller Zeiten“. „God Only Knows“ gilt bis heute als eines der besten Liebeslieder der Popgeschichte.
Generell wird mit Superlativen wie "amerikanischer Mozart" nicht gespart, wenn es um das musikalische Vermächtnis von Wilson geht. Mit mehrstimmigem Harmoniegesang, Studioexperimenten und orchestraler Feinfühligkeit hat der Kalifornier ein neues Kapitel der Popmusik aufgeschlagen.
Ein Leben im Schatten innerer Dämonen
Hinter der öffentlichen Fassade des sonnigen Surfsounds hat Wilson Zeit seines Lebens mit inneren Dämonen und Schatten zu kämpfen gehabt. Jahrzehntelang kämpfte er mit psychischen Problemen, unter anderem mit schizoaffektiver Störung, Halluzinationen und Depressionen. Hinzu kamen Alkohol- und Drogenmissbrauch. In den 1980er-Jahren geriet er unter die Kontrolle des umstrittenen Therapeuten Eugene Landy, der Wilsons Leben weitgehend bestimmte. In seiner Autobiografie schrieb Wilson rückblickend: „Ich habe Stimmen im Kopf. Meistens ist es abwertend.“
Krankheit, Konservatorschaft und ein letzter Auftritt
Nach dem Tod seiner langjährigen Ehefrau Melinda im Jänner 2024 verschlechterte sich Wilsons Gesundheitszustand dramatisch. Ärzte diagnostizierten eine schwere neurokognitive Störung. Ein Gericht stellte ihn daraufhin im Mai 2024 unter Konservatorschaft; in Österreich entspricht das in etwa einer gerichtlich angeordneten Erwachsenenvertretung, früher „Sachwalterschaft“ genannt.
Gerichtsdokumente aus dem Frühjahr 2024 zeichnen ein klares Bild seines Gesundheitszustands: Wilson litt an einer schweren neurokognitiven Störung mit deutlichen Einschränkungen im Alltag. Seine Aufmerksamkeitsspanne war stark reduziert, Äußerungen wirkten oft spontan und zusammenhangslos. In seinem nahen Umfeld schilderte man ihn als ängstlich, depressiv und hilflos. "Er kann sich nur noch an zwei seiner sieben Töchter erinnern", so der gerichtlich bestellte Anwalt. Bei der Premiere der Beach-Boys-Dokumentation auf Disney+ im Mai 2024 erschien Wilson ein letztes Mal öffentlich, im Rollstuhl sitzend, umringt von alten Bandkollegen, darunter Mike Love und Al Jardine.
Abschied von einem musikalischen Pionier
Wilson hinterlässt sieben Kinder, zwei leibliche und fünf adoptierte, die er gemeinsam mit seiner langjährigen Ehefrau Melinda großgezogen hatte. Zwei seiner Töchter, Carnie und Wendy, wurden mit der Popgruppe Wilson Phillips selbst erfolgreich.
„Ich habe noch nie solchen Schmerz gefühlt, aber ich weiß, dass er jetzt im Himmel ruht“, so Tochter und Mitglied von Wilson Phillips, Carnie Wilson. „Du bist wieder mit Carl und Dennis vereint und singst diese wunderschönen Harmonien“, nimmt Al Jardine Abschied.
Die verbliebenden Mitglieder der Beach Boys zum Tod ihres Weggefährten: „Brian war nicht nur das Herz der Beach Boys – er war die Seele unseres Sounds.“